In diesem Tipp möchte ich vorstellen, wie man bei selbst genähten Taschen den Taschengurt / Taschenträger auf eine andere als die herkömmliche Art optisch zufriedenstellend, aber auch sehr effizient an der Tasche befestigen kann.
Normalerweise wird ein Taschengurt mit einem (Dreh-)Karabiner an einen dauerhaft an der Tasche befestigten D-Ring, Vierkantring oder eine Öse eingehängt. Dies ist bei selbst genähten Taschen ein nicht immer preiswertes "Vergnügen", denn bisher brauchte man pro Tasche zwei D-Ringe o. ä. sowie zwei Karabiner(haken).
Beim Stöbern im Internet habe ich sog." Ringkarabiner" oder "Karabinerringe" entdeckt. Sie bieten eine tolle Alternative, die ich gleich bei meiner aktuell genähten Tasche ausprobiert habe und von der ich so begeistert bin, dass ich sie euch hier vorstellen möchte. Weil ich diese Ringkarabiner nun kennengelernt und verarbeitet habe, sehe ich sie dann doch häufiger an zu kaufenden Taschen (grins …)
Der Karabinerring ist - wie der Begriff aussagt - ringförmig, hat aber an einer Stelle zusätzlich eine zurückklappbare Öffnung und ist dadurch gleichzeitig ein Karabinerhaken.
Nun die Arbeitsschritte zur Fertigung und Anbringung eines Taschengurtes
A) Als erstes nähe ich einen Tragegurt für das weiter unten im Detail vorgestellte Einhängeverfahren.
Um den Taschengurt später individuell in der Länge verstellen zu können, wird auf das in der Länge zugeschnittene Gurtband von einem Ende her ein sog.“Gurtversteller“ aufgeschoben. An der Mittelschiene des Verstellers wird das Ende des Gurtbandes mit einer großen Schlaufe festgenäht (siehe Fotos). Ein Versteller ist günstig zu erwerben und bleibt in jedem Fall dauerhaft an jedem Gurt. Für den Begriff Gurtversteller werden auch häufig diese Begriffe verwendet: Versteller = Verschieber = Schieber = Klemmschnalle = Regulator oder Schiebestegschnalle.
Super detaillierte Anleitungen für das Anbringen eines Verstellers gibt es im Internet - einfach mal googeln unter "Taschengurt selber nähen" oder „Taschenträger …“
Am entgegengesetzten Ende des Gurtbandes wird nur noch eine ca. 7 cm lange Schlaufe genäht (s. Foto) - hierbei wird eben kein D-Ring oder Ähnliches zwischengefasst - fertig ist der Taschengurt! Diese Schlaufe muss nur eine so bequeme Öffnung / Weite haben, dass man später den Ringkarabiner leicht einhaken (!) und auch wieder entfernen kann (dazu siehe unter mehr).
Der fertige Gurt hat also zwei "leere" Enden, die beide nur in einer Schlaufe münden (s. Foto). Mit diesen beiden Enden/Schlaufen wird der fertige Gurt später an beiden Seiten der Tasche in jeweils einen Ringkarabiner eingehängt = eingehakt!
B) Diese Ringkarabiner wiederum müssen an der eigentlichen Tasche „befestigt“ werden.
Das Teil, an dem der fertige Taschengurt befestigt wird, nennt man "Taschenaufhängung". Sie kann bei Handtaschen entweder senkrecht in die Seitennaht, bei Sporttaschen waagerecht in eine Quernaht oder - wie bei meiner vorgestellten Tasche - von außen sichtbar auf die Seitennaht der Tasche genäht werden. In allen Fällen muss diese Taschenaufhängung mindestens so breit / hoch sein, dass der Ringkarabiner später bequem dort ein und auch wieder ausgehakt werden kann. Noch mal: Der Ringkarabiner wird also nicht fest eingenäht (sonst könnte man ja gleich einen preiswerten “normalen“ Ring nehmen ...)
C) Wie kommt jetzt der Gurt an die Tasche, genauer an die Ringkarabiner?
Einen Ringkarabiner in eine Taschenaufhängung einhaken: Der ist schon mal an der Tasche …
Eines der beiden Enden des fertig genähten Tragegurtes in genau diesen Ringkarabiner einhaken: Dazu muss man u. U. den Ringkarabiner so weit "um sich herum" drehen, bis man seine Klappöffnung sieht - diese wird nun aufgedrückt und das Taschengurtende eingehakt!
Genau so verfährt man an der entgegengesetzten Taschenseite / Taschenaufhängung mit dem anderen Ende des Gurtes: Nacheinander Ringkarabiner und Taschengurt einhaken: fertig!
Die Vorteile obigen Verfahrens sind:
- nicht nur die insgesamt geringeren Materialkosten, sondern auch
- die Tatsache, dass man nach Belieben den eingehängten, gerade benutzen Taschengurt in nur wenigen Sekunden von der Tasche entfernen, weil "abhaken" und gegen einen zweiten / anderen Gurt austauschen kann: Der Gurt kann also jederzeit farblich zum Outfit passend gewechselt werden - eine nette Spielerei, braucht man doch an Materialkosten für die Gurte ja nur noch das reine Gurtband (+ einen Versteller) und nichts sonst weiter - der "neue" Gurt muss nur farblich und vom Material her auch die andere Tasche ins rechte Licht rücken :-)
- und noch ein Vorteil: In den von mir verwendeten Ringkarabiner (Innendurchmesser 34 mm) passen unterschiedlich breite Gurtbänder, sodass man auch von Taschengurt zu Taschengurt in der Materialbreite (25; 30 - 40 mm) ganz flexibel ist
So, und als letzten, unschlagbaren Vorteil möchte ich diesen nennen:
Für alle genähten und noch zu nähenden Taschen braucht man insgesamt also nur zwei (ja: nur zwei!) Ringkarabiner, weil man diese von der Taschenaufhängung der Tasche X abhaken und an einer anderen aktuell zu tragenden Tasche Y wieder anhaken kann!
Hier noch Tipps im Tipp
- Schön für uns Näherinnen ist, dass man statt der fertig zu kaufenden Gurtbänder seinen Taschengurt auch aus Stoff, Kunstleder, Leder, Korkstoff, Wachstuch oder einer Kombination derselben (!) selbst nähen kann - wer möchte, immer ohne irgendwelche Ringe!
- Wenn man seinen Taschengurt später generell nicht in der Länge verstellen wird / möchte, bei der Fertigung des Taschengurtes nur über eine begrenzte Material-, Stoffmenge verfügt oder das Material für den Gurt insgesamt relativ schwer oder für eine schwere große Tasche relativ dick ist (weil gepolstert), dann mal überlegen, den Gurtversteller einfach wegzulassen: Die relativ lange = gedoppelte Stoffschlaufe entfällt dann an Materialverbrauch.
- Wenn man aber einen in sich schon dicken Taschengurt doch in der Länge verstellen möchte, dann unbedingt einen solchen Gurtversteller benutzen, der einen verschiebbaren Mittelsteg hat: Dieser Steg ist nämlich auf seiner Unterseite abgeflacht. So kann man einen dicken Taschengurt bequemer durchfädeln, denn der Gurt muss ja über und wieder unter die Mittelschiene gelegt werden, bevor man ihn festnäht.
- Wenn das immer noch nicht reicht und am Gurtversteller trotz verschiebbarem Mittelsteg das doppelte „Einfädeln“ immer noch nicht klappt, dann den Gurtversteller 5 mm breiter kaufen - bei fertiger Gurtbandbreite von 3 cm jetzt also für den Gurtversteller 3,5 cm wählen - ansonsten wird mögliches Verstellen später nicht zur Freude.
Bezugsquellen
… für Ringkarabiner
… vom Lederfachhandel (sofern in der Nähe), einer Polsterei, einem Sattler oder übers Internet - in einem gut sortierten Warenhaus habe ich sie noch nicht entdecken können. Unbedingt auf den Preis und die damit verbundene sehr unterschiedliche Qualität achten: Die Minderwertigen sind aus Aluminium, wirken instabil und werden meist im Zehnerpack angeboten (was wir ohnehin nicht brauchen) und glänzen nicht so toll. Bei den auf den Fotos gezeigten handelt es sich um ZinkDruckGuss (ZDG): dieser ZGD verbindet Qualität, Stabilität (also auch höheres Eigengewicht) mit einem super Aussehen! Solche hochwertigen Ringkarabiner werden meist im Doppelpack zu ungefähr EUR 6,00 / Packung angeboten - im Fachhandel sind sie auch einzeln erhältlich.
… für Gurtversteller:
Weil meine Tasche termingenau fertig werden musste, konnte ich statt eines „normalen“ Verstellers (den mit einem verschiebbaren Mittelsteg) nur noch solchen erwerben, deren mittlerer Steg starr angebracht war. Zuerst war ich enttäuscht über die ungewohnte Form und dachte, diese sei zusätzlich ein Hindernis beim Einfädeln des Gurtbandes, aber weit gefehlt: Es gab keine Probleme - im Gegenteil: Der Versteller hatte ein deutlich edleres Aussehen, wie ich finde, weil beidseitig die Ansatznaht der Mittelschiene nicht zu sehen ist (bitte dazu das Foto betrachten). Wenn mehrere Taschen geplant sind oder die Freundin auch ein Taschenfan ist, lohnt sich hier die Anschaffung eines Zehnerpacks. Aber bitte auch hier die Preise bei gleicher Qualität vergleichen.
So, euer Kopf raucht gewiss …Wenn an manchen Stellen etwas noch nicht klar genug beschrieben ist, freue ich mich auf eure Rückfragen!
Näheres zu meiner neuesten Tasche (mit den Ringkarabinern - versteht sich) folgt umgehend im anschließend hochgeladenen Tipp hier bei FM!
Herzliche Grüße - bis denne
Taschen mit viel Zubehör wie Schnallen, Verschlüssen, Haken, Henkeln, Kleider mit Applikationen, Perlenfransen, Gürteln mit schönen Schnallen, Schließen.....
Meine Karabinerhakensammlung ist spektakulär und ich empfehle jedem, der näht, sich auf Flohmärkten einmal umzuschauen:
Oft schon habe ich eine Handtasche für 1-2 Euro gekauft und das Zubehör rund um die Tasche war ein Vielfaches wert.
Guter und ausführlicher Tipp, trom4schuh, aber halt auch sehr speziell.
Richtig so!