Im Frühling, in der Osterzeit findet man überall Eier als Symbol der Fruchtbarkeit, des Neuanfangs. Viele mögen es, Eier schön anzumalen. Leider sind Eierschalen sehr zerbrechlich und echte Hühnereier leicht verderblich, deswegen hier ein Tipp, wie man Eier aufs Papier bringt und mit dem Ausmalen von Eiern zu einer meditativen Ruhe und Gelassenheit findet.
Ein Ei hat wunderschöne Kurven. Es ist nicht kreisrund. Es besteht aus verschiedenen Kreislinien, die nahtlos in einander übergehen: aus einem Halbkreis, zwei Achtelkreisen mit doppeltem Durchmesser und einem Viertelkreis mit viel kleinerem Durchmesser. Wer im Mathematikunterricht aufgepasst hat, weiß, dass zwei Kreislinien an einem Punkt, wo sie eine gemeinsame Tangente haben, wunderbar ineinander übergehen. Tangenten sind Geraden, die einen Kreis nur an einem Punkt berühren, sie stehen im rechten Winkel zum Radius oder Durchmesser. Das heißt Radius oder Durchmesser der beiden Kreise müssen an diesem Punkt übereinanderliegen. Auf dem Bild mit dem Küken im Ei bilden die Tangenten, das „Haus“ um das Ei.
Die Mittelpunkte der Kreislinien, aus denen ein wohlproportioniertes Ei besteht, bilden ein rechtwinkliges, gleichschenkliges Dreieck, die Form eines Geodreiecks, wie man es aus dem Matheunterricht kennt.
Den Halbkreis zeichnet man um den Nullpunkt des Geodreiecks, mit einem Radius um alle drei Ecken des Geodreiecks. (Erinnert ihr euch noch an den Satz des Thales: Alle Dreiecke im Halbkreis sind rechtwinklig).
Die beiden Achtelkreise werden um die beiden unteren Ecken des Geodreiecks gezeichnet, mit dem doppelten Radius des Halbkreises. Also die komplette Grundseite des Geodreiecks ist der Radius.
Der Viertelkreis wird um die Spitze des Geodreiecks gezeichnet. Hier hat der Radius leider keine so schön einfache Länge. (Laut Pythagoras 2h-h√2, wobei h die Höhe des Geodreiecks bzw. der Radius des Halbkreises ist). Aber das ist egal, man sticht mit dem Zirkel einfach in die Spitze des Geodreiecks ein und stellt den Zirkel auf einen Radius ein, dass er beide Achtelkreise jeweils in der Verlängerung der Außenkanten des Geodreiecks trifft.
Wenn man einmal verstanden hat, wie so ein Ei aufgebaut ist, und es einmal mit Zirkel und Lineal gezeichnet hat, dann reicht es auch, sich die wichtigen Punkte und Linien mit Bleistift vorzuzeichnen und man schafft es das Ei selbst freihändig zu zeichnen. Dabei die Hand immer so halten, dass sich das Handgelenk etwa da befindet, wo man mit dem Zirkel einstechen würde. Dann folgt die Zeichenbewegung der natürlichen Bewegung des Handgelenks. Das Papier immer entsprechend drehen. Das freihändige Zeichnen führt zu Bildern, die leicht unregelmäßig aber dennoch wohl proportioniert sind und deswegen lebendig und harmonisch zugleich wirken.
Ist der Umriss des Eis fertig gezeichnet, kann man die Hilfslinien wieder wegradieren und das Ei schön ausmalen zum Beispiel nach den Ideen des Zentangel. Das ist eine aus den USA stammende Idee des meditativen und kreativen Zeichnens. Man findet im Netz und im Buchhandel viele Anregungen, wie man damit Flächen oder auch dreidimensionale Körper wunderschön gestalten kann. Für mich ist es die ideale Mischung aus Planung, Konzentration, Kreativität und freihändigem Zeichnen. Man kann dabei Musik hören, Geschichten lauschen oder einfach die kreative Stille genießen und sich an dem Werk seiner Hände freuen. So manch ein(e) Zentangelei entstand auch schon neben meinen Mitschriften von Vorträgen oder während langen Besprechungen.
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Sally75
Yoda's flashlight