Entenbraten für Vergessliche

Bratente liegt einladend auf weißem Teller, garniert mit Petersilie, umgeben von Orangen- und Apfelscheiben auf Holztisch.

Tja, wie macht ein Raaabe einen seiner entfernten Verwandten? Es gibt ja Milliarden Entenrezepte hier, aber was ich heute fabriziert hab, das gibt's in den Tipps noch net.

Also, ich hab den tiefgefrorenen Flattermann gestern zum Auftauen in den getan. Zapperlot, das Vieh war heute morgen um neun aufgetaut. Flugs den Beutel raus ausm A****. Dann habbich mir erstmal Zeit gelassen. Das Rotkraut war fertich, die Klöße im Beutel (Kloßmasse, da nehm ich immer fertige für).

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Irgendwann, so um halb elf, habbich den Quaker feingemacht für n Ofen. Also abgewaschen, die Bürzeldrüse rausgeschnitten (wichtig!), die Speckbuffen rausgemacht (die kommen in den Fond, damit's später genug Schmalz gibt), ganz zärtlich Salz, Pfeffer und Majoran einmassiert... auch wie wohlig wär dem Vieh, wenns noch Kopp und Feeedern gehabt hätte... abba nu... Friede seiner Seele. Innen kam natürlich auch Salz, Pfeffer und Majoran rein. Und Zwieeeebeln! In grobe Stücke geschnitten und vorher bissi blanchiert. Immer rein in den Vochel. Dann den Hintern zugesteckt mit Zahnstochern. Und dann hab ichs dem armen Kerl wenigstens bissi bequem gemacht. Aufm Bauch. Im Bräter! Bisschen Brühe angegossen, bisschen Roten. Nochmal Salz, Pfeffer und Majoran drübergestreut. Bisschen Butterschmalz auf die zarte Haut (schließlich soll der ja keine Brandblasen bekommen. Butterschmalz wirkt wie Sonnencreme.

Bis hierher isses ja noch einfach. Soll's ja auch bleiben. Rein mit dem Vieh inne Röhre. 230 Grad. Puh, iss das heiß. Elfe wars. Halb zwölf. Die Temperatur runter. Ich will den Quaker ja net zuviel quälen. 80 Grad. Dann bin ich anne Arbeit. Für die neue Firma Werbung machen. Sechse wieder zuhause. Na und? Sieben Stunden im Backofen. Von wegen. Noch eine halbe Stunde. Dann Wasser für die Klöße aufsetzen. Rotkraut warmmachen. Jetzt kriegt der Vogel alles. Umdrehen! Sofort! aaaah, tut das gut. Endlich aufm Rücken liegen. Schiet, der heizt das Rohr hoch. 250 Grad. Oberhitze! Auaaua, tut das weh. Mir doch net. Ja, Ente, wärst n Raaabe geworden, würdste jetzt net im Rohr schmurgeln. So, 20 Minuten später sind die Klöße fertich, das Kraut heiß. Den Vogel endlich erlösen.

Schon wieder Qual, jetzt endgültich. Ran mit dem Tranchiermesser. N Viertelchen rausgeschnitten. Die Haut knackt und knuspert, das Fleisch... weich und saftig, ohne Allüren. Keine Madarinen, keine Maroni drin. Keine asiatischen Gewürze. Ente pur... mit ein paar Zwiebeln. So, wie sich der Raaaabe eine Ente vorstellt. Eine gelungene Vorstellung.

Aber: hier ging's mir net um die Füllung oder die Gewürzvariante. Sondern um die Garmethode. Eigentlich die einfachste, weil man den Braten WIRKLICH vergessen kann, ohne, dass er versaut wird. Nichts brennt an, nichts wird trocken. Und der Geschmack? Vollendet.

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30 Kommentare

Schön, lesen hat Spaß und Appetit gemacht. Endlich mal purer "Vogel"-Geschmack ohne Kinkerlitzchen - meine Rede: Back to nature. Und die Garmethode hat richtig was. Sieben Stunden Zeit beim Kochen - watt kann ma da nich allet anstelln. Werd´s testen.
Wie schwer war den der Flattermann am Anfang der ganzen Marterei?
Super Text! Danke, für die unterhaltsame Beschreibung des gesamten Vorgangs. So macht Rezepte lesen Spaß.