Heute möchte ich gerne ein wenig über meine Lebenseinstellung, sparsam zu leben, berichten. Der Trend kommt aus den USA und der FIRE Bewegung. FIRE steht für Financial Independence Retire Early. Im Deutschen kennt man diese Lebenseinstellung unter Frugalismus, mit relativ nahtlosen Übergängen zu Zero Waste - sprich Null Müll - und einem nachhaltigen Leben.
Nachhaltig leben - bewusster Verzicht
Zunächst muss ich sagen, dass diese Lebensform nichts mit Geiz zu tun hat oder damit, anderen etwas "wegzunehmen", sondern wirklich damit, bewusst mit seinen Ressourcen umzugehen, innerhalb seiner finanziellen Möglichkeiten und vor allem auch mit bewusstem Verzicht zu leben. Man könnte es als eine Art dauerhaftes Fasten, allerdings nicht aufs Essen, sondern im Allgemeinen bezeichnen. Viele werden nun denken: Oh Gott, so ein eingeschränktes Leben ist ja schrecklich! Möglich ist das, denn man muss all diese Dinge aus Überzeugung tun, aber nicht aus Zwang. Ich für meinen Teil kann jedoch sagen, dass ich ein sehr glücklicher Mensch bin und sehr wenige Sorgen habe, weil ich durch diese Lebenseinstellung auch kleine Dinge sehr zu schätzen weiß.
Dazu gekommen bin ich schon ein wenig aus der Not heraus, denn ich bin sehr früh von zu Hause ausgezogen und habe auf eigenen Beinen stehen müssen. Ich wollte aber nie arm sein und schon gar keine Schulden haben. So habe ich also nach und nach bemerkt, dass jeder Tropfen Wasser, den ich laufen lasse, jedes Licht, was unnötig brennt, aber auch jedes Lebensmittel, was ich nicht esse, weil es schlecht geworden ist, mein Geld sprichwörtlich in die Tonne haut und begonnen, mir darüber Gedanken zu machen. Ebenso kamen Gedanken dazu, ob ich wirklich eine Festnetzflat und eine Handyflat brauche oder beispielsweise auf eins verzichten kann, weil ich eh nicht beides gleichzeitig nutzen kann.
Sparsam leben - Zugänge und Ideen
Die Zugänge und Ideen sind unendlich, da gibt es kein Richtig oder Falsch, wichtig ist nur, zu beginnen und sich stetig weiterzuentwickeln, auch, wenn es kleine Schritte sind. Denken wir an die Jutetüte beim Einkaufen, an eine aufgeschnittene Handcremetube, an unverpacktes Obst und Gemüse, aber auch an Fahrgemeinschaften, Teilen von Lebensmitteln oder Stofftaschentücher, um nur ein paar Beispiele zu nennen. Weitere Beispiele wären Selbstanbau von Obst und Gemüse, DIY aus gebrauchten Dinge, die eine zweite Chance verdienen, aber auch das richtige Nutzen von "Coupons" oder "Gratis Testen Aktionen" oder gemeinsamen Aktivitäten. All diese Kleinigkeiten haben als Gesamtpaket eine riesige Wirkung, vor allem, wenn immer mehr Leute sich bewusst werden darüber.
Durch dieses - nennen wir es - intelligente Verhalten passieren viele Dinge gleichzeitig:
- Man schont seinen eigenen Geldbeutel
- Man reduziert Müll, wie selbstverständlich
- Man entwickelt einen enormen Gemeinschaftsgedanken
- Man lebt automatisch nachhaltig(er)
- Man lebt in der Regel glücklicher, weil man unabhängiger ist und deutlich mehr überbleibt und man weniger Stress hat
In meinem Falle reicht mittlerweile ein Teilzeitjob als Alleinverdienerin, dass ich sehr normal leben kann, meine Miete zahlen kann und dennoch den Eindruck habe, gut leben zu können. Früher, mit Vollzeit und Nebenjob, konnte ich sogar teilweise 4 Mal im Jahr auf Fernreise gehen. (Okay, nicht so toll für den ökologischen Fußabdruck, aber das Geld war zumindest da und ich habe auch auf allen Reisen immer sehr viel Gutes tun können und vor allem von den Ärmeren lernen können in Bezug auf Selbstversorgung und glücklich sein, für das, was man hat).
Austausch mit Gleichgesinnten
Fast zwangsläufig schaut man dann irgendwann in diversen Portalen oder Gruppen, nach weiteren Tipps und tauscht sich mit gleichgesinnten Menschen aus. Auch hier lernt man immer wieder dazu. Oft geht es dann darum, wie man das eingesparte Geld denn bestmöglich anlegen kann und möglicherweise irgendwann aus den Erträgen einen Teil seines Einkommens finanzieren kann, um noch weniger arbeiten zu müssen und noch mehr Freiheit genießen zu können. Auch das ist alles hochinteressant.
Klar, das zum Abschluss, gibt es auch immer Extrembeispiele. Menschen, die nach dem kleinen Geschäft die Spülung nicht betätigen, um Wasser zu sparen oder sich die Zähne nicht putzen, um Zahnpasta zu sparen, sind sicherlich keine positiven Beispiele, wobei... solange es ihnen gefällt, mögen sie machen, wie es ihnen gefällt. Für mich ist klar, ich bin überhaupt nicht geizig anderen Menschen gegenüber, aber ich achte eben nach mittlerweile fast 20 Jahren darauf, ob und wo mein Geld versickert und mache mir Gedanken, wie ich mich und mein Verhalten optimieren kann, um eine unglaubliche Freiheit und Unabhängigkeit genießen zu können, die zusätzlich noch die Umwelt schont und nachhaltig ist.