Großes Hähnchen zu viel für einen Single, was tun?

Hühner bewegen sich frei auf einer Wiese neben einem Stall, genießen den Platz und ruhige ländliche Umgebung.

Ich stand Ostern vor folgendem Problem: Ein Familienessen (4 Personen) war angesetzt, die Lebensmittel dafür eingekauft, dann musste das gemeinsame Essen wegen Krankheit abgesagt werden.

Gemüse und Salat, auch Beilagen kann man portionieren und einzeln zubereiten, ein über 4 kg schweres Bio-Maishühnchen aber eher nicht. Auf Brathuhn über mehr als eine Woche hinweg hatte ich auch keinen Appetit, zumal ich keine große Fleischesserin bin.

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Da kam ich auf die Idee, es so zu halten, wie die Metzger - ein ganzes Tier (das 4-kg-Hühnchen in meinem Fall) roh zu zerlegen, in Portionen, die auch für einen Single über einen längeren Zeitraum hinweg zu bewältigen sind. Das Zerlegen in Einzelportionen hat darüber hinaus den Vorteil, dass sie im Gefrierer weniger Platz wegnehmen als ein ganzes Hühnchen, und die Einzelportionen unterschiedlich zuzubereiten sind, damit Abwechslung im Speiseplan garantieren.

Ich bin folgendermaßen vorgegangen:

Das ganze Huhn habe ich erst einmal gewaschen und von allen noch vorhandenen Federkielresten befreit. Dann trocken getupft, innen und außen. Der Bürzel wurde keilförmig herausgeschnitten und entsorgt. Als nächstes habe ich das Tier entlang der Wirbelsäule und des Brustbeines in zwei Hälften geschnitten. Mit einem scharfen Messer (wichtig!) wird nun der Brustmuskel vom Brustbein getrennt, möglichst viel Haut am Brustfleisch lassen. Jetzt liegen die Flügel relativ frei, die knickt man im Schultergelenk ab und trennt sie mit dem Messer völlig von der Brust. Nun trennt man die Beine von der verbliebenen Karkasse, indem man das Hüftgelenk erst knickt, dann im Gelenk durchschneidet, danach erst das Fleisch durchtrennen. Die Oberschenkel kann man nun noch im Gelenk zum Unterschenkel trennen und durchschneiden. Ich habe mit einem Längsschnitt entlang des Oberschenkelknochens  noch das Fleisch vom Knochen getrennt. Brustfleisch und das knochenlose Fleisch der Oberschenkel schön mit der Haut umhüllen, evtl. mit Küchengarn in eine Art Rollbratenform bringen und fixieren.  Unterschenkel und Flügel bleiben, wie sie sind.

Die Karkasse und die Oberschenkelknochen kamen mit Suppengemüse, Lorbeerblatt, einer Nelke, ein paar Pimentkörnern, einem kleinen Stück Ingwer, 2 TL Salz und einer angerösteten Zwiebel in etwa 2 Liter Wasser, daraus wurde eine Brühe geköchelt, die ich im Glas eingeweckt habe. Das noch an den Knochen verbliebene Restfleisch habe ich abgepult, es kann als Suppeneinlage oder für einen Geflügelsalat verwendet werden.

Die Brusthälften wurden einzeln eingefroren, desgleichen die Fleischröllchen aus dem Oberschenkelfleisch. Aus ihnen kann man unterschiedliche Gerichte zubereiten, die Unterschenkel und die Flügel werden mariniert und gegrillt. 

So habe ich ein Hühnchen, das eigentlich für eine Familienmahlzeit vorgesehen war, für mehrere Mahlzeiten vorbereitet, ohne, dass ich ewig und drei Tage Brathuhn essen musste.

Tipp nicht nur als Notlösung: 

Ich sehe meinen Tipp nicht nur als Notlösung, sondern angesichts der Tatsache, dass ein ganzes Huhn/Hähnchen (selbst, wenn es nicht so schwer ist, wie meines war) für eine Einzelperson meist zu viel ist, als lebensmittel-wertschätzende Alternative. Statt nur die sogenannten Edelteile (Brust, Keulen) zu kaufen, kann man ein ganzes Tier kaufen und mit etwas Einsatz Einzelportionen daraus schneiden, ohne dass - außer dem Bürzel - irgendein Teil ungenutzt bleibt. Die Misere unserer Gesellschaft ist doch nicht nur, dass zu viel Fleisch konsumiert wird, sondern, dass auch nur bestimmte Teile nachgefragt sind. Bei Geflügel bleiben die Karkassen übrig, die die Geflügel verarbeitende Industrie in bestimmte Staaten Afrikas exportiert, wo sie nicht nur unter hygienisch bedenklichen Bedingungen auf den Märkten verhökert werden, sondern auch den Markt für die einheimischen Geflügelzüchter kaputt machen.

Vielleicht entgegnet jetzt jemand, dass ihm das o. a. Verfahren wegen der günstigen Geflügelfleischpreise beim Discounter zu aufwendig ist. Jeder muss für sich entscheiden, was ihm Lebensmittel wert sind und, wie er zum Töten von Tieren zur Ernährung des Menschen steht. Ich kaufe direkt beim Züchter Bio-Huhn, das preislich ein gutes Stück höher liegt als Discounterware (aber wesentlich besser schmeckt), mir liegt daran, dass das Tier, das für meine Ernährung sein Leben ließ, nicht nur ein tiergerechtes Leben hatte, sondern auch zur Gänze genutzt wird.                                       

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17 Kommentare

Schade, dass das Essen abgesagt wurde, aber du hast für das Hähnchen eine gute Lösung gefunden 😊
Wir kaufen jedes Jahr im Herbst zwei Hähnchen, die sogar meistens noch schwerer sind, direkt auf einem Hof, wo sie ohne Antibiotika aufgewachsen sind.
Weil wir zwei so große Tiere nicht im Ganzen einfrieren können und auch später nicht im Ganzen kochen oder braten wollen, lassen wir sie gleich in Portionen zerlegen, so wie Du es auch beschrieben hast. So habe ich mehrere Monate lang immer wieder gutes Hähnchenfleisch in passendern Portionen griffbereit.
Das eine Hähnchen lassen wir nur halbieren, so daß ich dann später zweimal einen halben Hahn braten kann, wenn wir eine größere Runde sind.
Ich lasse mir auf dem Markt das Huhn oder Hähnchen portionsgerecht zerlegen.
Hast dir viel Arbeit mit dem Text gemacht.
Eigentlich zu viel Arbeit.
Ich sehe jetzt erst, daß Du den Bürzel micht nutzt.
Das ist für mich das leckerste Teil! Weil mein Mann ihn nicht mag, bekomme ich ihn immer.
Bei uns zu Hause gab es früher immer mehrere Anwärter auf den Bürzel, der bei uns Sterz heißt. Meine Mutter und meine Schwestern mochten ihn genauso gerne wie ich.
@Maeusel: Ich musste erst mal den gockel fragen was ein Bürzel oder ein Sterz ist. Diese Ausdrücke habe ich noch nie gehört.
Für uns (2 Personen ) ist ein ganzes Hähnchen auch zuviel. Entweder lasse ich es beim Metzger zerteilen oder ich zerteile es so wie beschrieben selbst.
@Maeusel: was machst du denn mit dem Bürzel? Bislang haben wir den auch immer entsorgt. Ist das nicht pures Fett?
So verarbeite ich in meinem Singlehaushalt Hühnchen immer schon. So zerlegt und eingefroren, wie Tillas Kochkünste und Gusto es erfordern.

Und der Pürzel ist zwar Fett pur, aber soooooowas von lecker, einen Pürzel pro Huhn hält auch die ansonsten Fett sparende Tilla aus.

Tante Edit sagt: Oh Mann, ob das jetzt Bürzel oder Pürzel heißt, muss ich gleich googeln gehen.

Tante Edit Nr. 2: Wikipedia sagt Bürzel, da hat Tilla wieder was gelernt. *grins*
@Isamama: Ich schneide aus dem Sterz die Fettdrüsen raus, dann kann man den Sterz nach dem Braten wie Flügel abknabbern.
@muggefugg: ich werde mir das nächste Mal das Ding überhaupt erstmal genauer ansehen.
wir können auf dem Wochenmarkt halbe Biohähnchen kaufen das ist optimal .Im Supermarkt kaufen wir auch nur ganz selten mal Hähnchenschlegel.
@Isamama:
Ich könnte den Bürzel niemals essen:

Er besteht aus Fett- und Drüsengewebe und ist halt der "Ausgang" vom Hähnchen.

Ich schneide das Teil immer sehr großzügig ab, denn ich bin ja nicht um Dschungelcamp.......;o)

Aber so unterschiedlich sind halt die Vorlieben.
@xldeluxe_reloaded: ganz meine Meinung, schon der Gedanke ??
Aber wer's mag
@sofie1945: Das ist natürlich Geschmacksache!
Aber ich finde den Sterz (Bürzel) einfach nur lecker.
Meine Großtante war als junge Frau sehr arm. Sie ist immer zum Wochenmarkt gegangen und hat dort die Bürzel, die andere Leute verschmäht haben, umsonst bekommen. Davon hat sie Suppe gekocht oder diese gebraten gegessen. Ich finde es sehr gut, dass einige hier sich so viele Gedanken machen, wie sie sinnvoll alles vom Tier verwerten können.
@AnnabelLee:
Das ist es ja auch: Gut, sich Gedanken zu machen (....), aber was man von einem Tier essen mag oder kann und was nicht, liegt am eigenen Geschmack/Empfinden.
Schöner Tipp. Gut und ausführlich geschrieben!
@xldeluxe_reloaded: Der Sterz ist " nicht " der Ausgang vom Hähnchen .Sondern das Teil aus dem die Schwanzfedern wachsen. Die Fettdrüsen die im Sterz sind, sind für die Tiere zum wasserfest machen der Federn