Gurtband, Wachstuch, LKW-Plane und Co. verarbeiten

Lesezeit ca. 2 Minuten
Eine schwarze Gurtbandrolle liegt auf einem Tisch, umgeben von verschiedenen Büroklammern und Wachstuchstücken zum Verarbeiten.
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Da ich für Taschen gerade verschiedene Materialien ausprobiere - auch die oben genannten - tauchte immer wieder die Frage auf: Welche Nähmaschinen-Nadel ist die beste hierfür?

Ich habe da mal so viele ausprobiert und bin zu folgendem Ergebnis gekommen:

  • Als Nadel sollte man eine sog. Titan-Nadel (Stärke 90) oder eine Jeansnadel (Stärke 100) verwenden. Eine Titan-Nadel hat eine leichte Kugelspitze und wird auch fürs Sticken eingesetzt. Sie ist härter und widerstandsfähiger als normale Nähmaschinennadeln. Die Beschichtung schützt besonders die Hohlkehle und die Spitze der Nadel und macht diese insgesamt fünffach bruchsicherer.
  • Die Nadelstärke sollte im Zweifelsfall mehr / besser zur Garnstärke / Dicke passen als zur Stoffdichte, denn der Faden muss problemlos durch die lange Rille auf der Rückseite der Nähmaschinennadel gleiten können, damit er problemlos gezogen werden kann und das Stichbild sauber wird.
  • Wenn man einen Teflon-Nähfuß oder einen sog. Rollenfuß verwendet, kann die Maschine Lkw-Plane und Wachstuch hervorragend transportieren. Ist keiner vorhanden, ein wenig Tesafilm unter den Nähfuß kleben und schon hat man einen guten Ersatz. Man kann auch einen Seiden- oder Backpapier-Streifen zur Hälfte direkt unter den Nähfuß, also auf den Stoff legen. Beim Nähen hat man dann noch einen guten Blick auf das Nähgut und kann das Seidenpapier ... später wegreißen.
  • Für Gurtband reicht der normale Standard-Zickzack-Nähfuß aus.
  • Als Stichlänge hat sich bei mir mit 3-4 als bestes erwiesen, weil die Stoffe in jedem Fall deutlich dicker sind als z.B. leichte Baumwollstoffe.
  • Das sichtbare (!) Absteppen vorher mal an einem Stoffrest ausprobieren und mit einer ziemlich großen Stichlänge und dickerem Garn den Stich optisch auffallen lassen (vielleicht mal bei zu kaufenden Taschen abgucken und abfotografieren!). Wenn man sichtbare Nähe noch einmal nachsticken will, hat die Firma SCHMETZ dafür eine sog. Nachstick-Nadel im Programm (Kolbenfarbe Hellgrün). Diese hat ein längeres und breiteres Nadelöhr.
Video-Empfehlung:

Erst nach langem Rumprobieren habe ich gemerkt, dass man Wachstuch und Lkw-Plane gut mit einer reduzierten(!) Fadenspannung vernähen kann: Hier 2-3 wählen. Zunächst habe ich ausprobiert, die Fadenspannung aufgrund der Dicke der Stoffe zu erhöhen. Das erwies sich als nicht so erfolgreich, denn dann müsste man zugleich auch die Unterfaden-Spannung erhöhen, damit Ober- und Unterfaden genau in der Stoffmitte verschlungen werden. Millimeterweise an der Schraube der Spulenkapsel zu drehen, um sie der Oberfadenspannung anzupassen, gelingt selten. Mein Fachhändler hat mir geraten, dies nicht selbstständig zu tun ... Deshalb ging dazu über, ausschließlich die Fadenspannung (Zug am Oberfaden) zu reduzieren (nach Beenden des Nähens wieder auf 4 einstellen!). Das wars!

Noch ein Hinweis auf ein tolles Video, in dem super erklärt wird, wie man korrekt einfädelt, ein Garn aufspult und besonders die Fadenspannung prüfen(!) und verändern kann – einfach super für jede Art von Nähmaschine – egal ob Singer, Brother, Bernina oder....

https://www.google.de/?gws_rd=ssl#q=FAdensapnnung+

Als Garn bei solchen Materialien immer nur Polyester-Garn verwenden - ein Baumwollfaden wird reißen.

Nun zum Heften / Stecken:

Beschichtete Stoffe aller Art nehmen Einstiche von Stecknadeln sehr übel! Daher mal überlegen, ob sich die Anschaffung von sog. "Wonder Clips" lohnt. Das sind wäscheklammerähnliche Klammern, die aber einen deutlich stärkeren Halt ergeben und sich hervorragend dazu eignen, empfindliche Stoffe oder auch sehr dicke Stofflagen zum nachfolgenden Nähen zu verbinden. Jersey z. B. klammere ich nur noch mit den „Wonder clips“. Ich habe erst mit dem Kauf von 10 Stück begonnen:-( Ihr solltet gern gleich mehr kaufen. Anders als bei Stecknadeln kann es nicht passieren, dass man die Maschinen-Nadel auf eine Stecknadel aufschlägt und dabei zerbricht (übrigens dann auch nicht an einer Over- oder Coverlock)...Übrigens beim Googeln mal beachten: Wonder clips gibt es in verschiedenen Größen.

Wer schon die sog. Foldback-Klammern hat, kann ja auch diese zum kurzzeitigen Verbinden benutzen.

Seit längerem gibt es auch ein schmales beidseitig klebendes Band (in Art des Teppich-Doppelklebebandes) mit Namen „Stylefix“. Mit ihm kann man alle Stoffe miteinander verbinden. Es ist hauchdünn und verbleibt dauerhaft unauffällig und nicht-auftragend zwischen den Stofflagen. Die Nadel gleitet prima durch das Material, und es bleiben keine Klebereste an der Nadel. Stylefix ist waschmaschinen- und trocknergeeignet!

Zu einem großen Problem kann auch das Wenden der vernähten Teile werden, wenn sie sehr steif sind. Dann besonders die Ecken mit einem Föhn anwärmen (Partnerarbeit) – das macht das Material für einen kurzen Augenblick geschmeidig und formbar.

Harte, beschichtete Materialien gern gerollt und liegend aufbewahren, vielleicht über zwei leeren Haushaltsrollen. Manchmal bekommt man zum Transportieren breiter Geschenkpapierrollen eine lange schmale Plastiktüte. In dieser verwahre ich alle langen, schmalen Näh-Utensilien und hänge die Tüte an einem Haken ziemlich unsichtbar in eine Ecke.

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20 Kommentare

Sehr schön erklärt
Danke auch für den link!

Seit Jahrzehnten ist mein einziges Problem die Fadenspannung! Ich habe insgesamt 4 Maschinen "geschrottet", weil ich es nicht hinbekommen habe und sie wären um Haaresbreite durch die geschlossene Scheibe in meinem Nähzimmer geflogen!

Wenn der Unterfaden Schleifchen bildet oder die Maschine festhängt, böse brummt und ich ihr das Nähstück nur mit Gewalt und mit Nadelabbruch entreißen kann, gehen die Nerven schon mal durch.............
LKW-Plane werde ich wohl kaum mal verarbeiten, aber insgesamt stecken in dem Tip viele gute Einzeltips drin!