Wenn ich meinen Mitmenschen eine Trauerkarte anlässlich des Verlusts einer geliebten Person schreiben will, fällt mir immer wieder auf, wie unpersönlich und nichtssagend die meisten Trauerkarten sind. Meist sind es ein ähnliches Design und die gleichen Formulierungen. Während es unzählige Geburtstagsgrußkarten in den verschiedensten Formen gibt, überwiegen bei den Trauerkarten die obligatorischen schwarzen Kreuze und die typischen Formulierungen wie "Aufrichtiges Beileid" oder "Aufrichtige Anteilnahme".
Motive auf Trauerkarten
Die Trauerkultur wandelt sich
Die erwähnten schwarzen Kreuze waren Jahrzehnte oder gar Jahrhunderte das gängige Trauersymbol, doch heute leben unter uns viele Menschen, die den christlichen Glauben nicht mehr praktizieren bzw. einen anderen Glauben leben. Die mit dem christlichen Glauben einhergehende Vorstellung eines Weiterlebens im Jenseits ist somit nicht mehr für alle Trauernden gegeben. Auch haben manche Menschen, die zwar im Alltag das Christentum leben, Schwierigkeiten mit der Vorstellung einer weiteren Existenz in einer anderen, paradiesischen Welt.
Unkonventionelle Motive
Je nachdem, wie gut man einen Verstorbenen kannte, können die Motive für die Trauerkarten auch unkonventionell sein. Als meine Großmutter starb, schrieb uns jemand eine Karte mit einem Sonnenblumenmotiv - Sonnenblumen waren ihre Lieblingsblumen gewesen. Auch ein Landschaftsmotiv mit besinnlicher Stimmung oder eine Detailaufnahme (z. B. Statue eines Engels) oder ein Bild des Geburtsortes der verstorbenen Person können stimmungsvolle Motive sein. Mittlerweile kann man bei sämtlichen Drogerieketten Karten mit eigenen Fotomotiven drucken lassen - eine schöne Alternative zur typischen Trauerkarte.
Sprüche und Zitate für Trauerkarten
Immer die gleichen Floskeln
Aufrichtiges Beileid. Kann Beileid denn auch unaufrichtig sein? Wenn ja, dann sollte man es lieber gleich lassen, einer Person zu kondolieren!
Verspüre ich überhaupt so etwas wie Beileid, wenn zum Beispiel der alte Nachbar stirbt, den ich in den letzten zehn Jahren kaum noch gesehen habe? Trotzdem weiß ich, dass seine Angehörigen einen Verlust erfahren haben und möchte ihnen in ihrer schweren Zeit einen Gruß zukommen lassen.
Alternative Sprüche und Zitate mit universeller Geltung
- Jemand, den man liebte, der ist niemals tot. (Ernest Hemingway)
- Die Zeit bringt Rosen. (Bulgarisches Sprichwort)
- Das einzig Wichtige im Leben sind die Spuren der Liebe, die wir hinterlassen, wenn wir weggehen. (Albert Schweitzer)
- Und meine Seele spannte weit ihre Flügel aus, flog durch die stillen Lande, als flöge sie nach Haus. (Joseph von Eichendorff)
- Trauer ist der Preis der Liebe. (Ursprung unbekannt, jedenfalls sagte dies Königin Elizabeth II. anlässlich des Todes ihres Mannes Prince Philipp)
Oder ihr versucht, den Trauerfall anders zu denken: Ja, es ist jemand gegangen, den man vermissen wird. Aber vielleicht kann man auch mal darüber schreiben, dass man dankbar ist, diese Person gekannt zu haben. Dankbar zu sein:
- für eine hilfsbereite Person
- für schöne gemeinsame Momente
- für eine Person mit ansteckendem Humor
Schwierig sind die Traueranlässe, die durch einen besonders plötzlichen und tragischen Tod bedingt sind. Hier finde ich weise Sprüche und Ratschläge sehr schwierig. Man ist selber geschockt und ratlos und weiß eigentlich gar nicht, was man schreiben soll. Bei solchen Trauerfällen finde ich es sinnvoller, den Angehörigen viel Kraft zu wünschen, aber im Kondolenzschreiben auch auf persönliche Hilfe hinzuweisen. Diese kann man durchaus auch konkret formulieren (Hilfe beim Organisieren des Nachlasses, bei Anträgen, bei der Kinderbetreuung, beim Ausräumen der Wohnung u. v. m.).
Abschließend möchte ich anmerken, dass die Unpersönlichkeit vieler Trauerkarten auch darauf hinweist, dass Tod und Trauer in unserer schnelllebigen Gesellschaft mit ihrem Jugend- und Körperkult ein Tabuthema sind - obwohl wir doch alle einmal sterben, beziehungsweise nahestehende Mitmenschen verlieren werden.