„Tibetanische Gelassenheit“, „Flamenco-Leidenschaft“ oder „Auszeit auf Kreta“ – in den Supermarktregalen lesen sich die Namen der Teesorten heute oft wie Werbeanzeigen in einem Reisebüro. Sicher ist vieles dran an den Versprechen der leidenschaftlich bis gelassenen stimmenden Wirkung mancher Mischungen. Doch für deine individuelle Lebenslage kannst du eine Kräuterteemischung selber machen. Das geht kinderleicht, ist lecker und zudem günstiger als die Tees mit wohlklingenden Namen aus der Ferne.
In unseren Gärten wachsen sie oft vernachlässigt am Rand: Kräuter. Dabei kannst du mit ihnen deine Stimmung ebenso positiv beeinflussen wie deine Gesundheit. Ganz abgesehen davon, dass du mit ihnen in Sachen Herkunft auf der sicheren Seite bist und keine unerwünschten Bestandteile in deinem Tee hast. Aus diesem Grund nehmen wir heute Teekräuter aus dem eigenen Garten unter die Lupe, verraten dir 3 effektive Rezepte für Kräuterteemischungen zum Selbermachen und noch viele weitere Infos rund um den Tee gleich mit.
Inhaltsverzeichnis
- Kräuter aus deinem Garten – die „Big 5“
- Kamille
- Pfefferminze
- Salbei
- Thymian
- Zitronenmelisse
- Tee-Kräuter ernten und haltbar machen
- Erntezeitpunkt und Aufbewahrung
- Tipps bei der Kräuter-Ernte
- Kräutertee-Rezepte
- Husten- und Erkältungs-Tee
- Gute-Laune-Tee
- Schlaf-Wohl-Tee
- Teebeutel selber machen
- Fun Fact: Schwarztee
Bei einem Teeaufguss mit heißem Wasser löst du aus den Pflanzenbestandteilen die unterschiedlichsten Wirkstoffe. Deshalb eignet sich auch nicht jedes Kraut für jede Lebenslage. Schläfst du schlecht? Dann solltest du die Finger vor allem von Kräutern lassen, die deine Lebensgeister wecken. Wünschst du am Morgen eine Extraportion Energie? Auch hier solltest du dir gut überlegen, was du in deiner Tasse mit heißem Wasser übergießt. Natürlich gibt es dafür raffinierte Varianten mit unterschiedlichen Abstufungen. Doch wir konzentrieren uns auf die Allzeit-Klassiker, die auch auf deinem Balkon oder in deinem Garten wachsen.
Kräuter aus deinem Garten - die "Big 5"
Kamille
Den Klassiker unter den Heilpflanzen erkennen wir mit geschlossenen Augen am Duft. Manch eine:r von uns hat im Leben schon so viel Kamillentee getrunken – beziehungsweise in der Kindheit trinken müssen –, dass der uns fast wieder zu den Ohren rauskommt. Allerdings liegen die Vorteile dieses Tausendsassas nun mal klar auf der Hand: Kamille lindert Entzündungen, hilft bei Erkältungen ebenso wie beim Einschlafen und fördert die Verdauung. Damit wird er auch heute noch zur perfekten Basis für die unterschiedlichsten Kräuterteemischungen.
Pfefferminze
Eine Menge Minzsorten gedeihen anspruchslos in unseren Gärten. Für unsere Teemischungen bleiben wir beim Klassiker Pfefferminze. Pur trinken wir ihn gerne bei Magenverstimmungen und um die Verdauung anzuregen. Für Kräuterteemischungen nehmen wir weitere großartige Eigenschaften von Pfefferminztee unter die Lupe: Minze wirkt erfrischend, was wir für einen guten Start in den Tag nutzen können. Im Sommer – und bei Halsentzündungen – freuen wir uns zudem über ihre kühlende Wirkung.
Ebenfalls erfreulich: Pfefferminze enthält ätherische Öle. Pfefferminztee hilft uns also auch bei Schnupfen und verstopften Nebenhöhlen, um besser durchatmen zu können.
Salbei
Erkältung, Husten, Magen-Darm-Beschwerden – Salbeitee erwischt sie alle! Er bekämpft mit seinen Gerbstoffen sogar hartnäckige Entzündungen im Mund oder Rachen. Dabei schmeckt Salbei so wunderbar, dass er weltweit auch in vielen Gerichten vorkommt.
Thymian
Häufig unterschätzt wird der bei der Anzucht sehr genügsame Thymian. Denn er ist nicht nur ein beliebtes Gewürz für Fleischgerichte, sondern bringt auch Veggies überraschend viele Vorteile – zum Beispiel als Thymiantee. Dieser wirkt antibakteriell und kann gegen eine Menge Krankheiten und Infektionen eingesetzt werden. Die Wissenschaft forscht derzeit mit Nachdruck an seiner Wirkung, sogar gegen multiresistente Krankenhauskeime.
Sein ätherisches Öl wirkt in Sachen Erkältungen, vor allem als Schleimlöser, wahre Wunder. In einer Erkältungstee-Mischung sollte er deshalb nicht fehlen.
Zitronenmelisse
Bei der Melisse verhält es sich ähnlich wie bei der Pfefferminze: Es gibt überraschend viele Arten. Einen Überblick kannst du dir bei unserem Artikel über Melisse verschaffen.
Für unsere Kräutertees konzentrieren wir uns auf die herrlich duftende Zitronenmelisse. Zerreibst du ein Blatt zwischen deinen Fingern, zaubert der wunderbare Geruch unwillkürlich ein Lächeln in dein Gesicht. Genau diesen Effekt nutzen wir für Kräuterteemischungen. Denn Zitronenmelisse wirkt natürlich stimmungsaufhellend. Dazu lindert sie Stress und hilft dir beim Entspannen. Die antivirale Wirkung von Zitronenmelisse können wir außerdem im Winter gut gebrauchen.
Tee-Kräuter ernten und haltbar machen
Im Frühjahr sieht es in Sachen Ernte noch schlecht aus. Dabei brauchen wir die Kräuter gerade jetzt, am Ende der Erkältungszeit, besonders dringend. Ist dein Vorrat vom letzten Sommer bereits aufgebraucht, erhältst du die Zutaten für deine individuelle Teemischung im Teeladen. Sonst denke in den nächsten Monaten daran, deinen Balkon oder Garten mit den richtigen Kräutern zu bestücken.
Erntezeitpunkt und Aufbewahrung
Sprießt und blüht es in deinem Garten, kannst du mit dem Ernten loslegen. Suche unbedingt einen trockenen Tag aus und dann überlege: Benötigst du die Blüten – wie bei der Kamille – oder die Blätter – wie bei der Pfefferminze? Die Blüten sollten dabei komplett geöffnet sein. Die Blätter oder Triebspitzen erntest du am besten kurz vor der Blüte.
Trockne deine Teekräuter in spe an einem warmen Ort, ohne direkte Sonneneinstrahlung. Sobald die Ernte zwischen deinen Fingern knistert, kannst du sie in sauberen Gläsern an einem dunklen Ort monatelang aufbewahren.
Tipps bei der Kräuter-Ernte
Bei der Kamille erntest du nur die Blütenköpfe, bei der Melisse zupfst du die Blüten ab. Für Salbei-Tee eigenen sich junge Blätter vor der Blüte. Vom Thymian-Strauch kannst du junge Triebe abschneiden – bis Mitte August. Anschließend benötigt der Strauch seine Triebe selbst, um gut über den Winter zu kommen. Zitronenmelisse erntest du am besten vor der Blüte, danach schmeckt sie etwas bitter.
Kräutertee-Rezepte
„Viel hilft viel“ – das stimmt selten und gilt auch nicht für Teezutaten. Überlege dir beim Mischen genau, welche Geschmacksrichtungen gut harmonieren und welche Wirkung sie haben. Wir empfehlen dir, zwei bis maximal 5 Teekräuter miteinander zu mischen. Beginne mit einer kleinen Menge und teste erst einmal, ob dir die Mischung überhaupt schmeckt. Ist sie ein echter Volltreffer? Dann notiere dir unbedingt dein Rezept dafür. Am besten auf einem Etikett, das du auf ein Glas klebst, in dem du deine ganz eigene Mischung aufbewahrst. Zum Einstieg in das individuelle Tee-Cocktail-Mixen kommen hier drei unserer Lieblingsmischungen für dich.
Vorab noch ein Hinweis: In der Schwangerschaft und beim Stillen solltest du auf Salbei verzichten – er hemmt die Milchbildung. Auch von Pfefferminze solltest du dann besser die Finger lassen. Bei ernsthaften Krankheiten wirken Teemischungen nur lindernd. Der Gang zu Ärztin oder Arzt ist dann leider unvermeidbar.
Husten- und Erkältungstee
Klar, Husten ist nicht gleich Husten! Je nachdem, ob du einen Tee zum Abhusten oder zum Schleimlösen benötigst, wählst du deine Kräuter. Mit unseren „Big 5“ aus dem eigenen Garten sind wir dabei auf der sicheren Seite – und mischen sie zu einem tröstlichen Allrounder, der herrlich duftend die Atemwege mit ätherischen Ölen durchputzt, den Hals beruhigt und den Husten löst.
Zutaten:
- 3 TL Pfefferminze,
- 2 TL Salbei
- 1 TL Thymian
- 1 TL Kamille
- und ½ TL Melisse
Mische deine Teekräuter und gib anschließend einen Teelöffel davon im Teeei in deine Tasse. Übergieße die Mischung mit heißem Wasser und lasse sie bis zu 7 Minuten ziehen. Je nach Geschmack – und nach Infekt – variiere die Anteile der Mischung. Ein Löffel Honig rundet das Ganze wunderbar ab.
Gute-Laune-Tee
Grau, grau, grau ist es draußen. Die Sonne lässt sich kaum blicken. Entsprechend schlecht ist die Laune deiner Mitmenschen. Höchste Zeit für einen superschnellen Tee als Stimmungsaufheller!
Zutaten:
- 3 TL Pfefferminze
- 2 TL Zitronenmelisse
Mische deine beiden Stimmungskanonen und gieße einen Teelöffel der Gute-Laune-Mischung mit heißem Wasser auf. Schon während des Ziehens – je nach Geschmack bis 8 Minuten – verbreitet dein Tee mit seinem herrlichen Duft gute Laune.
Tipp: Gib ein paar Stückchen Ingwer und einen Spritzer Orangen- oder Zitronensaft samt einem Löffel Honig in deinen Tee. Belohnt wirst du mit einem fruchtig-intensiven Duft und einem besonderen Frischekick als Geschmack. Da hat die schlechte Stimmung keine Chance.
Schlaf-Wohl-Tee
Jetzt schlägt die Stunde der Melisse – und ihrer besten Freundin am Abend: der Kamille. Dieses Dreamteam lässt dich tatsächlich wunderbar träumen und entspannen.
Zutaten:
- 6 TL Zitronenmelisse,
- 3 TL Kamille
Mische die beiden entspannenden Duftpakete am Abend und übergieße 2 TL in deiner Tasse mit heißem Wasser. Diese beruhigende Mischung darf bis zu 10 Minuten ziehen. Hast du getrockneten Lavendel im Haus? Dann gib ein paar Körnchen davon in die Teemischung. Die Wirkung verstärkst du, wenn du deine Tasse beim Ziehen abdeckst. Dann verdampfen die ätherischen Öle nicht, sondern bleiben dem Tee erhalten.
Hättest du deinen Tee gerne süßer, möchtest am Abend aber auf Honig verzichten? Dann gib ein paar getrocknete Apfelstückchen in den Tee. Dadurch wird er fruchtiger und süßer.
Teebeutel selber machen
Natürlich ist dein selbst gemachter Kräutertee in einem Teeei wunderbar aufgehoben. Doch er eignet sich auch perfekt als individuelles Geschenk für liebe Menschen. Wie wäre es, wenn du ihm dafür eine einzigartige Verpackung zauberst?
Dafür benötigst du nur Teefilter, auf die du mit Ausstecherformen die Umrisse deiner Wahl zauberst – und eine Nähmaschine. Ob Sterne oder Monde für den Gute-Nacht-Tee oder Herzen für den Gute-Laune-Tee: Die passende Verpackung verstärkt die Wirkung garantiert. Die genaue Anleitung zum Befüllen und Nähen findest du hier im Forum.
Fun Fact: Schwarztee
Nicht Kräuter-, sondern Schwarztee für alle Lebenslagen haben zumindest die Britinnen und Briten längst für sich entdeckt. Erstaunlich: Die berühmten Teetrinker sind in Sachen Schwarzteekultur nicht die Nummer Eins auf der Welt. Denn sie trinken „nur“ rund 2 Kilo Tee pro Kopf im Jahr. Geschlagen werden sie von der Türkei: Die Menschen dort trinken jährlich 2,5 Kilo Tee pro Kopf.
Doch einer schafft sicher noch mehr: Der berühmte Ex-Kapitän des Raumschiffes Enterprise, Jean-Luc Picard, der sich in einem Wunderautomaten rund um die Uhr „Earl Grey, heiß“ bestellte. Bis diese Zaubermaschinen auch bei uns in der Gegenwart erfunden werden, heißt es auf der Erde einfach weiterhin: „Put the kettle on!“