Ich habe einen riesigen Kleiderschrank mit drei Schiebetüren. Der wurde seinerzeit von zwei Spezialisten des Möbelhauses aufgebaut, denn allein hätte ich das kaum bewerkstelligen können. Als ich sah, mit welch einer Unmenge an Einzelteilen sie ankamen, aus denen schlussendlich der gesamte Schrank zusammengesetzt wurde (Bretter, Schrauben, Scharniere, Türen, Gleitschienen, Beleuchtung und und und), schwante mir sofort, dass ich später den Schrank im Umzugsfall vermutlich nur sehr schwer korrekt auseinander- und an andere Stelle wieder mühelos zusammenbauen werden würde! Das ist tatsächlich eine halbe Wissenschaft für sich.
Daher bat ich die beiden Möbelbauer, nicht überstürzt loszulegen, sondern mir die Möglichkeit zu geben, detailliert jeden ihrer Schritte mitzuschreiben. Sie willigten gerne ein und schilderten mir während des Aufbaus jeden Arbeitsschritt, bei dem es nicht nur auf die korrekte Reihenfolge, sondern auch auf die richtige Handhabung ankam. So musste beispielsweise das Einhängen der schweren Schiebetüren in einem richtigen Ablauf passieren, bei dem zwei Personen zum richtigen Zeitpunkt unbedingt auch das Richtige tun. Solche Abläufe kann man sich als Laie naturgemäß nicht alle merken - und dann womöglich Jahre später auch noch parat haben!
Als der Zusammenbau fertig war, hatte ich mehrere Seiten von Hand vollgeschrieben. Ich achtete dabei auf jede noch so kleine Nebensächlichkeit, damit möglichst keinesfalls gedanklichen Ablauflücken entstanden. Anschließend tippte ich den Text in den Computer und druckte zwei komplette A4-Seiten aus - so viel war es geworden! Da wurde mir erst recht klar, wie komplex und aufwändig ein solcher Schrankaufbau letztlich doch ist!
Ich legte die beiden Seiten Rücken an Rücken und laminierte sie als Langzeitschutz. Dann klebte ich die Anleitung mit Tesaband gut sichtbar an die Schrankseite, wo sie nicht stört.
Und siehe da, es kam der Tag, wo der Schrank tatsächlich umziehen sollte. Zwar nicht in eine andere Wohnung, sondern lediglich aus dem recht beengten Schlafzimmer nach nebenan ins deutlich größere Arbeitszimmer. Nun war ich froh, diese mühselig ausgearbeitete Bauanleitung vorliegen zu haben, denn mit Hilfe eines Freundes konnte ich deutlich "angstfreier" zu Werke gehen, ohne befürchten zu müssen, wo man genau anzufangen hat und wie man sich vorarbeiten muss.
Der Ab- und Wieder-Aufbau des kompletten Schrankes gelang problemlos, wenn es auch eine Heidenarbeit war, die man nicht wirklich jeden Tag machen will.
Hier zeigte sich, dass ich mich mal wieder an ein für mich sehr wichtiges Lebensmotto gehalten habe, das ich von einem ziemlich albernen deutschen Sinnspruch abgeleitet habe: „Lieber vorher schlau als hinterher klüger!“
Kreativling
Ich glaube, zusätzlich Bilder hätten nicht wirklich genutzt, zumal meine Anleitung dann ja über viel mehr Seiten gegangen wäre. Eine unmissverständliche Sprache war mir wichtiger. Vermutlich liegt irgendwo auch noch die Original-Anleitung herum, aber ich kann mich nicht mehr erinnern, ob die Möbelpacker überhaupt eine mitgebracht hatten, denn das ist schon mindestens 15 Jahre her. Und selbst wenn, diese mit Zeichnungen bebilderten Manuals sind oftmals schwer verständlich, das kennt man ja zur Genüge. Die treiben einen eher in den Wahnsinn ... 🙄 😉