Was wäre eine Béchamel ohne die Würze der Muskatnuss? In der Soße aber auch in Kartoffelgerichten ist Muskat der Gewürzklassiker schlechthin. Aber nicht nur als Gewürz ist die duftende aromatische Nuss beliebt. Sie wird auch wegen ihrer heilenden und entspannenden Wirkung geschätzt.
Eine Muskatnuss war im Mittelalter fast unerschwinglich. Das kostbare Gewürz kostete so viel wie eine ganze Kuh. Heute sind sie in jedem Supermarkt für ca. 50 Cent pro Stück zu bekommen. Die Muskatnuss ist der Samen in der Frucht des immergrünen Muskatnussbaumes, der in tropischem Klima gut gedeiht. Die Frucht sieht ein bisschen so aus wie eine Kastanie nur ohne Stacheln. Wenn die Frucht reif ist, platzt sie auf und die Muskatnuss kommt zum Vorschein. Die Nuss ist dann noch in einen roten, ledrigen netzartigen Mantel gehüllt. Das ist die sogenannte Muskatblüte. Sie wird ebenfalls zum Würzen verwendet, ist aber etwas milder als die Muskatnuss.
Muskatnuss und ihre Herkunft
Heimisch ist die Muskatnuss in tropischem Klima. Besonders Indonesien und die Antillen-Insel Grenada in der Karibik sind bekannte Anbaugebiete für Muskatnüsse. Grenada ist nach Indonesien, dem Ursprungsland der Muskatnuss auf den indonesischen Banda-Inseln, der zweitgrößte Lieferant. Auch Indien, Nepal, Sri Lanka und Guatemala exportieren Muskatnüsse. Mittlerweile kommen die würzigen Kugeln aus Südamerika und Afrika.
Muskatnuss in der Küche
Muskat wird heute als ganze Nuss oder bereits fertig geriebenes Pulver verkauft und in der Küche zum Würzen von herzhaften und süßen Speisen verwendet. Eingesetzt wird es zum Würzen von Kartoffelgerichten wie Kartoffelbrei und Gratin sowie für Blumenkohl, Kohlrabi und Spinat. Auch Rührei oder Fleischgerichte und Aufläufe werden damit gewürzt. Besonders beliebt ist die Muskatnuss in der marokkanischen Küche. Dort werden Fleischgerichte in einer Tajine mit Muskat gewürzt. Auch in weihnachtlichen Gerichten wie Lebkuchen, Spekulatius und Glühwein darf es nicht fehlen. Süße Speisen werden meist mit der milderen Muskatblüte gewürzt. Das ist nicht die Blüte des Baumes, sondern die rötliche, netzartige Haut auf der Muskatnuss, auch Mazis genannt.
Der würzige Geschmack von Muskat ist sehr dominant. Deshalb reicht eine kleine Prise fein geriebener Muskat zum Würzen aus. Geschmacklich kann das Gewürz sehr gut mit Zimt, Nelken und Lorbeer aber auch mit Rosmarin kombiniert werden. Es ist auch Bestandteil der Gewürzmischung Garam Masala. Angeblich ist das Aroma umso intensiver, desto runder die Nuss ist. Das kann ich nicht ganz bestätigen. Wahrscheinlich muss man dazu ein Fachmann sein, um den Unterschied zu bemerken. Damit der Geschmack möglichst lange erhalten bleibt, sollte Muskat luftdicht in einem Glas verschlossen und dunkel aufbewahrt werden.
Ganze Muskatnuss statt Pulver verwenden
Am besten verwendet man in der Küche ganze Muskatnüsse, denn frisch gerieben schmeckt es am besten. Da die Nüsse in tropischem Klima wachsen, sind sie auch anfällig für Schimmelpilze, die das feuchtwarme Klima ebenfalls mögen. Es gibt zudem Schimmelpilze, die krebserregende Aflatoxine bilden, sodass pilzbefallene Muskatnüsse nicht verkauft werden. Bei der Würze in Pulverform kann allerdings nicht ganz ausgeschlossen werden, dass schimmelige Muskatnüsse verarbeitet wurden. Wer ganze Muskatnüsse selber reibt, erspart sich den Genuss von eventuellen Schimmelpilzen.
Wie erkennt man die Qualität von Muskatnüssen?
Für die Qualität von Muskatnüssen gibt es eine Einteilung in Qualitätsklassen, die sich an Größe und Gewicht orientieren. Es gibt eine Einteilung von A bis F. Kasse A kennzeichnet hochwertige Nüsse mit einem Gewicht von ungefähr acht Gramm. In Klasse E wiegt eine Nuss weniger als drei Gramm. Ein Test im Wasserbad enttarnt, welche Nüsse von schlechter Qualität sind. Nach der Ernte werden die Nüsse ins Wasser geworfen. Die mit dem hohen Öl-Gehalt sind schwerer als Wasser und sinken nach unten. Nüsse mit viel Öl, sind aromatischer und deshalb von besserer Qualität. Die leichten, qualitativ minderwertigen Nüsse, schwimmen an der Wasseroberfläche.
Nüsse geringerer Qualität werden zur Herstellung von ätherischem Muskatnussöl verwendet. Es ist günstiger und wird in der Nahrungsmittelindustrie als Aromastoff eingesetzt. Die in der Nuss enthaltenen ätherische Öle dienen auch als natürliche Duftstoffe und werden für Parfums, Kosmetik, Cremes und Salben verwendet.
Wirkung der Muskatnuss
Muskat hat, in kleinen Mengen angewendet, eine schlaffördernde Wirkung. Dafür sollen die Inhaltsstoffe Safrol, Elemicin und Myristicin verantwortlich sein, die beruhigend wirken. In Indien gilt Milch mit Muskat als ayurvedischer Einschlaftrunk, der das Nervensystem beruhigt und entkrampfend wirkt. Dabei wird ein halber TL Muskat in 200 ml Milch aufgekocht. Wer mag, kann noch etwas Honig oder Zimt dazugeben.
Es gibt zudem wissenschaftliche Studien, die eine antibakterielle, entzündungshemmende Wirkung der Muskatnuss belegen. Deshalb wird es auch bei Erkältungen eingesetzt und Salben beigesetzt, die gegen Gelenkentzündungen, Rheuma, Muskelentzündungen und Verstauchungen helfen sollen. So findet sich Muskatnussöl als Inhaltsstoff zum Beispiel in Rheumasalben aber auch in Erkältungsbalsam und Hustenbonbons.
Geriebene Muskatnuss wirkt verdauungsfördernd
Besonders in der traditionellen chinesischen Medizin wird Muskat als Mittel zur Verdauungsförderung eingesetzt. Es fördert die Durchblutung und wirkt so entkrampfend und schmerzlindernd. Das Gewürz hilft den Magen- und Darmtrakt zu beruhigen, wirkt gegen Durchfall und Blähungen aber auch bei Erbrechen. Entscheidend für die Wirkung von Muskatnuss ist die Dosierung. Bei geringer Dosierung ist sie ein natürliches Heilmittel. Bei einer Überdosierung wirkt sie allerdings giftig.
Der Verzehr einer halben Nuss ist toxisch (!)
Ab einer Menge von einer halben Nuss (ca. 4 g) ist das Gewürz giftig und kann Vergiftungserscheinungen wie Übelkeit, Erbrechen und Kopfschmerzen verursachen. Der in der Nuss enthaltene Inhaltsstoff Safrol gilt bei übermäßigem Verzehr zudem als krebserregend und ist schädlich für die Leber. Aufgrund der durchblutungsanregenden Wirkung sind Muskatnüsse zudem für Schwangere tabu. Auch für Kinder sollten Muskatnüsse unzugänglich aufbewahrt werden.
Berauschende Wirkung bei Überdosierung
Neben Vergiftungserscheinungen können die in der Nuss enthaltenen halluzinogenen Stoffe wie Elemicin und Myristricin bei einer Überdosierung einen Rauschzustand wie bei der Einnahme von Ecstasy bewirken. Nach der Einnahme von einer ganzen Nuss können leichte Bewusstseinsstörungen bis hin zu starken Halluzinationen mit einem veränderten Raum- und Zeitgefühl eintreten. Neben Euphorie und Benommenheit, können auch Herzrasen, Magenschmerzen, Sprachstörungen, Sinnestäuschungen, Orientierungslosigkeit und Angstzustände bis hin zur Bewusstlosigkeit auftreten.
Die Konzentration der psychogenen Substanzen in Muskatnüssen sind unterschiedlich. Entsprechend kann schon der Verzehr einer halben Nuss ausreichen, um eine starke Rauschwirkung mit erheblichen Nebenwirkungen auszulösen, die mehrere Tage anhalten können. Neben Bewusstlosigkeit können Nieren- und Leberschäden auftreten und es kann zu einem Atemstillstand kommen.
Hinweis der Redaktion:
Muskatnuss sollte in der Küche sparsam dosiert werden und ganze Nüsse sollten außerhalb der Reichweite von Kindern aufbewahrt werden.
exzessiv genußsüchtig
du hast dir unheimlich Mühe mit deiner Recherche gegeben, ich hätte eine Riesenbitte an dich
ähnliches gilt ja auch für die Tonkabohne, vor allen Dingen auch die Toxizität bei Überdosierung / "Zuviel"
und ist wichtiges Basiswissen für Küchenneulinge ...und sicher interessant für so manchen alten Hasen
ich schaffe es nie und nimmer das Wissen so komplex aufzubereiten wie du es gemacht hast
magst du dich auch mit der Tonkabohne und der Bittermandel befassen?
ich hab mich für dich gefreut, dass die Anerkennung dieses Tipps sich in so einer super Bewertung wiederspiegelt - herzlichen Glückwunsch