Nähvergnügen pur mit einer Freiarm-Nähmaschine!

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Eine Freiarm-Nähmaschine näht roten Stoff in einem hellen Raum mit einer Maßleinwand im Hintergrund.
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Bei manchen Projekten / Nähvorhaben ist es entweder sehr schwierig oder manchmal unmöglich, den Stoff unter den Nähfuß zu bekommen und ihn dann auch noch transportiert zu bekommen. Dies passiert, wenn die Stoff-Lagen zu dick sind oder der Nähfuß nicht ausreichend über das Material gleiten kann. Dieses Problem taucht aber auch dann auf, wenn das Nähgut nicht aus einer glatten, ebenen Fläche besteht, sondern schon eine geschlossene (Seiten-)Naht hat, also praktisch die Form einer Konservendose hat (entschuldigt diesen Vergleich, aber dann hat man eben eine gute Vorstellung). Wie soll man ein rundes Teil in gerader Form unter den Nähfuß bekommen, sodass man geradeaus nähen kann?

Damit ihr eine Vorstellung hat, wovon ich spreche, hier ein paar Beispiele:

Der Ärmel eines Shirts soll gekürzt werden. An der Saumkante aber ist er kreisförmig geschlossen. Kürzen des Ärmels durch Abschneiden ist leicht getan - aber wie das runde Bündchen - der Stoff liegt ja doppelt! - unter den Nähfuß bekommen, damit man mit dem Geradstich-Fuß gerade aus(!) wieder eine hübsche Saumkante steppen kann? Manche Näherinnen geben hier auf ...

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Auch bei Säumen an Leggins oder Bündchen von Blusen tritt das Problem auf oder: Wenn man z. B. nachträglich - der Turnbeutel ist fix und fertig - noch eine kleine Applikation auf die Vorderseite nähen oder nach einem Sturz des Sechsjährigen einen super Flicken auf die Jeans nähen möchte, erscheint dies an / mit manchen Nähmaschinen zunächst unmöglich.

Für Fortgeschrittene an der Maschine gibt es zwar oft auch hierfür eine nähtechnische Lösung, die aber viel Fingerspitzengefühl, Übung und auch gute Nerven erfordert. Hierauf möchte ich aktuell nicht eingehen, sondern vielmehr mit einer besonderen Art von Nähmaschine vorstellen, , die Freude, den Erfolg und die Vielfalt (!) der Näharbeiten mehr als steigern wird - es ist die sog. FREIARM-Nähmaschine.

Um die Bauart solcher Maschinen besser beschreiben zu können, möchte ich etwas weiter ausholen:

Wenn man mal den Blick auf den Nähfuß richtet und dann weiter nach unten auf das Kunststoffgehäuse blickt, sieht man, dass die Nadel ja immer in eine kleine silberne Fläche hinein sticht (und dann wieder zum Vorschein kommt). Dieses kleine Teil ist der sog. der Transporteur - aus einer Metalllegierung bestehend und von oben betrachtet fast rechteckig. An seiner Oberfläche hat er sichtbare Zacken, die sich auch gut mit den Fingern ertasten lassen. Wenn man nun am Handrad dreht, sieht man, dass sich der Transporteur bewegt - er „kommt“ ganz quasi aus einer Mulde von unten hervor, schiebt sich dann von unserem Körper wieder weg, verschwindet in der Maschine und kommt dann ganz weit vorn wieder heraus. Der Transporteur bewegt sich also fast kreisförmig und dabei an der Oberfläche immer von uns weg - gut zu vergleichen mit einer Rolltreppe.

Aber nun zu der silbernen Platte, die den Transporteur umgibt - man nennt sie Stichplatte.

Unter der Stichplatte ist bei allen Nähmaschinen ein Teil des Kunststoff-Gehäuses - um genau diesen Teil einer jeden Nähmaschine geht es!

Das Besondere am Bau einer sog. Freiarm-Maschine:

Bei manchen Maschinen reicht das Kunststoff-Material der Nähmaschine von unterhalb der Stichplatte bis ganz runter zur Tischfläche, auf der die Maschine steht. Zwischen diesem Kunststoffteil und der Tischfläche ist also kein Raum - kein Platz. Genau hier sind die sog. Freiarm-Maschinen anders gebaut: Die Stichplatte ruht auch auf einem Kunststoffteil, aber dieser besteht nicht aus einem einzigen Kunststoff-Klotz, sondern hat eine besondere Form. Von der Seite sieht er nämlich wie ein ausgestreckter Arm aus! Das Geniale daran ist, dass unter ihm noch ein freier Raum ist, daher der Name „FREI-ARM“. Von der linken Seite der Maschine her kann man mit den Fingern der linken Hand den Freiarm anfassen, so als ob man eine Schachtel von der Schmalseite her anfassen würde.

So ein Freiarm ist von immensem Vorteil, wenn man geschlossene Teile nähen will wie z. B. Ärmelbündchen, Hosenbeine, Beuteloberkanten, Ränder an Mützen, Leggins ... - also bei allen Textilien, die nicht wie eine Fläche Stoff aussehen, sondern an einer Stelle schon zusammengenäht worden, also schlauchförmig bzw. „rund“ sind.

Wie benutzt man denn nun so einen Freiarm?

Das Innere (!) solcher schlauchförmigen textilen Teile wird von links her über den Freiarm geschoben bis dorthin, wo dann die Nähmaschinen-Nadel genau auf die gewünschte / ausgesuchte Nahtlinie trifft und man genau dort nähen kann! Der oft große Rest des Projekts hängt dann seitlich vom Freiarm herab - die Hauptmasse Stoff ruht während des Nähens also auf dem Tisch. Das Führen des Stoffes während des Nähens ist jetzt kinderleicht, weil man ihn - praktisch wie im Kreis - vom Körper weg entsprechend der Nähgeschwindigkeit um den Freiarm herum führen kann (nicht schieben!!!) und das Material nirgendwo an der Maschine hakt! Ihr werdet jetzt sagen, das sei alles schön und gut - was aber ist mit ganz engen Teilen, für die der Freiarm zu dick ist, die man also gar nicht über den Freiarm schieben kann? Wenn z. B. Teile aus Jerseystoff oder auch Strickwarenteile enger sind und scheinbar nicht über den Freiarm „passen“, dann greift man zu einem Trick: Diese Art Stoff kann man ja für kurze Zeit etwas dehnen, in diesem gedehnten Zustand über den Freiarm ziehen/schieben - dann einmal ringsherum nähen, die Naht sichern und gleich anschließend wieder vom Freiarm abziehen - fertig!! Dieses kurzzeitige Dehnen schadet keinem Material.

Hier noch ein Tipp: Bitte mal überprüfen, ob man die eigene Maschine nicht zu einer Freiarm-Maschine umrüsten kann:

Bei manchen Maschinen lässt sich man nämlich den Anschiebetisch, der sich möglicherweise um die Stichplatte herum befindet, nach links hin komplett von der Maschine abziehen - damit verwandelt sich die Maschine in eine Freiarm-Maschine! Oder: Unter der Stichplatte befindet sich ein Kasten mit Zubehör, den man nach links wegziehen kann und dann einen freien Raum unter dem „Arm“ hat, also auch eine Freiarm-Maschine! Guckt doch unbedingt bei eurer Maschine einfach mal nach oder werft einen Blick ins Bedienungshandbuch – lohnen tut es sich auf alle Fälle! Sonst hilft nur noch der Weihnachtsmann, denn seit heute heißt es: Nicht mehr ohne Freiarm-Maschine!

Bevor ich es vergesse: Alle Maschinen, die keinen Freiarm haben, nennt man Flacharm-Maschinen.

Uns allen weiterhin viel Freude am Nähen!

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6 Kommentare

Also das Zumselchen ist mal davon ausgegangen, dass die Freiarmmaschine der gebräuchlichste Maschinentyp ist. Etwas anderes käme ihm gar nicht ins Haus. :-)
Und als nächstes kommt dann der Tip, dass man für Umzüge besser nen Transporter nimmt statt normalem Auto?

Sorry, aber man muss doch nicht aus allen logischen Dingen einen Tip machen.
Ich habe eine alte Veritas aus DDR Zeiten, das ist keine Freiarm, aber ich würde die für kein Geld der Welt hergeben.
Habe damals acht Jahre Anmeldewartezeit gehabt und 800 Mark bezahlt. Das bleibt im Kopf und die näht super.
Also , ich kenne nur Freiarm Nähmaschinen . Geschlossene habe ich noch nie gesehen . Sogar die Singer meiner Mutter in einem Schrank ist schon eine Freiarm . Auch in der Schule , damals , waren im Handarbeitsraum solche Maschinen......
Ich schließe mich an , ich sehe hier keinen Tipp....
Meine Singer wurde in diesem Jahr 50 Jahre alt und sie hat einen Freiarm. Ich wußte gar nicht, dass es andere Maschinen gibt .
Flacharm höre ich hier zum 1. mal, kenne es nur unter Flachbett.....
das waren die uralten Singer, Pfaff usw. mit Gusseisengestell, so eine hatte früher meine Oma und ich habe das Gestell umfunktioniert als Schmincktisch. Nähmaschine als Deko.
Habe eine Pfaff Freiarm die versenkbar im Schrank verschwindet, diese ist aus den 60er Jahre und die läuft und läuft und läuft und möchte sie nicht missen, es gibt nix besseres als Freiarm, bzw heute werden mehr Overlock gekauft, wer viel näht hat beide. Manchmal vermiss ich sie, dann denk ich wieder, geht auch mit Zickzackstich oder anderen.