Nisthilfen für Wildbienen bauen – wie geht es richtig?

Eine Vielzahl von Röhren und Nisthilfen für Wildbienen liegt eng beieinander, bereit zur Nutzung im Garten oder Natur.

Über 500 Wildbienenarten sind in Deutschland heimisch. Doch viele von ihnen sind bedroht. Wer den Bienen helfen will, sich erfolgreich zu vermehren, kann Zuhause im Garten selbstgebaute Nisthilfen anbringen. Doch dabei gibt es einiges zu beachten. Hier möchte ich euch beschreiben, welche typischen Fehler es zu vermeiden gilt.

Es gibt sie fertig im Gartencenter, im Baumarkt und in Online-Shops: sogenannte Insektenhotels für Wildbienen. Sie sollen vor allem den zahlreichen solitär lebenden Arten Unterschlupf gewähren und einen Ort zum Nisten bieten. Doch viele der gut gemeinten Nisthilfen verfehlen ihre Wirkung, wie Umweltorganisationen wie der Naturschutzbund Deutschland warnen. Ungeeignete Materialen und Bauweisen bringen nicht den gewünschten Nutzen – und schaden den Insekten im schlimmsten Fall sogar.

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Engagierte Naturfreunde sollten deshalb am besten selbst Hand anlegen und sich vorher über die Bedürfnisse von Wildbienen informieren. Wer einige wesentliche Aspekte beachtet, wird sich schon bald über reges Treiben im heimischen Garten freuen können.

Das richtige Material

Egal ob es ein traditionelles hausförmiges Hotel für die Bienen werden soll oder eine andere Nisthilfe: Das Material ist entscheidend. Beliebt aber absolut ungeeignet sind zum Beispiel Plexiglasröhrchen. Diese werden zwar oft bereitwillig von Insekten bezogen, die durch das durchsichtige Material dann schön zu beobachten sind. Doch in den wasserdampfundurchlässigen Röhrchen kommt es schnell zu Pilzbefall – eine Todesfalle für die Bienenbrut.

Auch Loch- und Hohlziegel werden immer wieder als Bestandteil von Nisthilfen genutzt, aber von den Insekten so gut wie nie besiedelt. Ebenfalls ungeeignet ist frisches Holz, das noch nicht abgelagert ist – genauso wie Holz von Nadelbäumen. Das darin enthaltene Harz verklebt die Flügel der Bienen. Mit Tannenzapfen und Stroh können Wildbienen auch nichts anfangen.

So geht es besser: Hartholz – zum Beispiel Buche oder Esche – eignet sich gut, um darin Bohrungen als Nisthilfen zu setzen. Auch Bambusrohre eignen sich dafür. Statt auf Hohlziegel greifen Bienenfreunde auf sogenannte Strangfalzziegel zurück. Die runden Kammern in den Ziegeln beziehen viele Insekten gerne. Geeignet sind zudem gut getrocknete Bündel aus markhaltigen Pflanzenstängeln, etwa von Brombeere, Holunder oder Heckenrose. Das Mark entfernen die Bienen selbst und legen anschließend darin ihre Brutkammern an.

Die richtige Verarbeitung

Gerade beim Bohren ins Holz passieren leicht Fehler. Die Gänge sollten in der Regel ins Längsholz anstatt ins Hirnholz gebohrt werden und die Löcher nicht zu dicht nebeneinander gesetzt werden, um Risse zu vermeiden. Profis achten darauf, dass kein Holzmehl in den Bohrungen verbleibt und schmirgeln die Löcher möglichst glatt ab.

Die Gänge im Holz sollten am Ende verschlossen sein und unterschiedlich große Durchmesser aufweisen – drei bis acht Millimeter sind ideal. Auf diese Weise können verschiedene Wildbienenarten von der Nisthilfe profitieren. Beim letzten Schliff ist weniger mehr: Das Holz bedarf keines Oberflächenschutzes, eine Lackierung könnte den Bienen sogar schaden.

Der richtige Standort

Der perfekte Platz für die fertige Nisthilfe ist ein möglichst sonniger und vor Wind und Wetter geschützter Ort mit freier "Einflugschneise" für die Wildbienen. Dort sollte das Bienenhotel fest angebracht werden. Zum Schutz vor Fressfeinden kann man nun noch ein Drahtgeflecht oder ein Netz an der Nisthilfe anbringen. Die Maschenweite sollte so groß sein, dass die Insekten problemlos hindurchfliegen können, Vögel aber ferngehalten werden.

Damit Bienen das neue Angebot tatsächlich nutzen, kommt es zu guter Letzt auf ein ausreichendes Nahrungsangebot an. Viele Bienen profitieren von Wildblumen, aber auch Gemüsepflanzen und Kräuter locken die Insekten an. Grundsätzlich gilt: Je vielfältiger der Garten gestaltet ist, umso besser.

Wildbienenhilfe für Faule

Übrigens, auch wer keine Lust hat, eine Nisthilfe zu bauen, kann für den Schutz von Wildbienen etwas tun. So können faule Bienenliebhaber einfach abgestorbene Stängel markhaltiger Pflanzen im Garten stehenlassen anstatt sie zu entfernen.

Auch mit offenen Bodenstellen ist einigen Bienen geholfen. Denn längst nicht alle Arten bauen ihre Nester in Hölzer und Stängel. Viele Bienenarten legen ihre Nester im Boden an. Die Weiden-Sandbiene zum Beispiel braucht sandige Böden, die nicht bewachsen sind. Andere Bienen freuen sich hingegen über Steinmauern. Sie haben solche Plätze in Ihrem Garten? Dann haben Sie vielleicht schon eine Nisthilfe geschaffen, ohne es zu wissen!

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3 Kommentare

Vor einigen Monaten habe ich mal einen Tipp für ein Bienen-/Insektenhotel eingestellt und habe dazu zwei Fotos hochgeladen.
Wer die Möglichkeit hat, Insekten ein "Zuhause" zu geben, sollte das auf jeden Fall tun, denn das Gleichgewicht der Natur ist schützenswert.
Die Aufstellung ist sehr gut, danke!
Gute Zusammenfassung! :-) Vielleicht eine Anmerkung zu diesem Satz "Geeignet sind zudem gut getrocknete Bündel aus markhaltigen Pflanzenstängeln, etwa von Brombeere, Holunder oder Heckenrose". Markhaltige Pflanzenstengel werden nur dann angenommen, wenn sie senkrecht und möglichst einzeln angeboten werden. Gebündelt und waagrecht sinkt die Besiedelung auf nahezu Null, unter solchen Rahmenbedingungen siedeln nur wenige solitäre Wespenarten. Brombeere wird mit Abstand am besten angenommen, Hollunder eher sehr schlecht.