Den Begriff „ökologischer Fußabdruck” oder „CO2-Abdruck” habt ihr sicher alle schon einmal gehört, gelesen oder gesehen. Viele Lebensmittelhersteller haben auch angefangen, ihn in ihren Werbeclaims zu verwenden; so finden sich auf den Verpackungen von Pflanzendrinks und Fleischersatzprodukten oft Hinweise darauf, wie sich der CO2-Fußabdruck der veganen von den tierischen Produkten unterscheidet. Aber was bedeutet der Begriff überhaupt? Und wie kann man diesen Fußabdruck zum Wohl der Erde verkleinern?
Was bedeutet „ökologischer Fußabdruck”?
Ganz einfach gesagt wiegt der ökologische Fußabdruck zwei Fragen gegeneinander auf: Wie viel Natur haben wir und wie viel Natur brauchen wir? Mit dem ökologischen Fußabdruck wird messbar gemacht, wie viel Erdfläche der Lebensstil eines Einzelnen in Anspruch nimmt – sprich, wie viele Hektare Weideland, Ackerland, Meeresfläche und Wald nötig sind, um das zu erneuern, was der Mensch verbraucht, und das zu absorbieren, was er ausstößt. Es ist wie eine Art Buchhaltungssystem für die Erde. Schöpfer dieses Systems sind der Schweizer Mathis Wackernagel und der Kanadier William Rees, die 1997 den Begriff „ökologischer Fußabdruck” erstmals in ihrem Werk „Unser ökologischer Fußabdruck: Wie der Mensch Einfluß auf die Natur nimmt” verwendeten und prägten. Der Fußabdruck gilt außerdem als Nachhaltigkeitsindikator und gibt an, wie stark die Ressourcen der Erde beansprucht werden.
Wie wird der ökologische Fußabdruck berechnet?
Anders als der CO₂-Fußabdruck berücksichtigt der ökologische Fußabdruck neben dem CO₂-Ausstoß auch andere Umwelteinflüsse wie Ernährung (also Fleisch und Tierprodukte), Wohnen (Strom und Gas), Konsumverhalten und Mobilität (Nutzung von Verkehrsmitteln). Gemessen wird der Fußabdruck in Globale Hektar (Gha); da nicht alle Böden auf der Erde gleich fruchtbar sind, wurde diese Maßeinheit eingeführt. Ein Globaler Hektar Erde entspricht einem Hektar Erde, das über die weltweit durchschnittliche biologische Produktivität verfügt. Auf der Website des Global Footprint Network könnt ihr euch euren eigenen ökologischen Fußabdruck berechnen lassen. Dir wird dann angezeigt, wie viele Erden du benötigst, um deinen Lebensstil zu ermöglichen. Den meisten wird auffallen, dass ihr Lebensstil unsere Erde erschöpft und ist damit keinesfalls alleine.
Ökologischer Fußabdruck pro Person nach Ländern
Der ökologische Fußabdruck der ganzen Welt beträgt 1,7 Erden– also verbraucht die gesamte Menschheit mit ihrem Lebensstil viel, viel mehr Ressourcen, als die Erde zur Verfügung stellen kann. Eigentlich bräuchten wir zwei Erden, um diese Bedürfnisse abzudecken. Damit die Ressourcen auch „nachwachsen” können, bräuchten wir sogar noch mehr. Auf dem kompletten Kontinent Afrikas ist der ökologische Fußabdruck am kleinsten auf der ganzen Welt, nämlich zwischen 0,7 (Cameroon) und 1,9 (Südafrika). Trauriger Spitzenreiter ist Nordamerika mit einem Wert von etwa 5. Auch in Deutschland, ist der Wert wesentlich höher, als der globale Durchschnitt - nämlich 2,9. Das muss man sich einmal vor Augen führen. Um den Lebensstil in Deutschland zu ermöglichen, bräuchten wir 3 Erden. Die Fußabdrücke der Westeuropäischen Länder sind meistens überdurchschnittlich hoch, eine Übersicht bietet die Karte des Global Footprint Network.
Tatsächlich kann man auch in den verschiedenen Altersgruppen einen Unterschied feststellen. Ab einem Alter von 10 Jahren steigt die CO₂-Bilanz rasant an und steigt weiter bis zu einem Alter von 65 Jahren. Das liegt vor allem am steigendem Konsum mit steigendem Alter. Als junger Mensch hat man kein Geld für eine große Wohnung oder ein großes Haus. Man hat meistens kein eigenes Auto und nutzt mehr die öffentlichen Verkehrsmittel.
Earth Overshoot Day
Jedes Jahr gibt es einen Tag, an dem die Ressourcen der Erde für ein ganzes Jahr aufgebraucht sind. Dieser Earth Overshoot Day oder auch Welterschöpfungstag war 2020 für Juli vorausgesagt; wegen der Corona-Pandemie gab es aber circa 14 Prozent weniger CO2-Emissionen als 2019, weshalb sich der Welterschöpfungstag auf den 22. August verschob. Das klingt zwar erstmal positiv, bedeutet aber trotzdem, dass die Menschheit innerhalb von 8 Monaten die Ressourcen für ein ganzes Jahr aufgebraucht hat. Jedes Jahr gibt es deshalb die Kampagne #movethedate. Weltweit versuchen Politiker*innen, Stars und Medien gemeinsam das Datum zu verschieben und die Erde zu entlasten. Aber was kann ich als Einzelperson tun?
Möglichkeiten, um den ökologischen Fußabdruck zu verringern
Der ökologische Fußabdruck einer Person umfasst sowohl den persönlichen als auch gesellschaftlichen Konsum. Der Fußabdruck, der mit Lebensmitteln, Mobilität und Gütern verbunden ist, lässt sich leichter durch die Wahl des Lebensstils beeinflussen. Der Fußabdruck einer Person umfasst jedoch auch gesellschaftliche Auswirkungen oder 'Dienstleistungen' wie Krankenhäuser und Schulen, Straßen und Infrastruktur, öffentliche Dienste und das Militär und die Polizei des Landes. Allen Bürgern wird ein Anteil an diesen gesellschaftlichen Auswirkungen zugewiesen.
Auf viele Faktoren des ökologischen Fußabdrucks haben wir also keinen großen Einfluss. Einige Möglichkeiten gibt es jedoch, auf die jeder Einzelne achten kann. Dazu zählt Achtsamkeit beim Einkauf von Lebensmitteln, Kleidung, Elektrogeräten und Druckwaren. Tatsächlich sind die Dinge, die in unserer Macht liegen, recht einfach umzusetzen: Weniger mit dem Auto und mehr mit Bus und Bahn oder dem Fahrrad fahren; vorwiegend regional, saisonal und unverpackt einkaufen; den Tierprodukte Konsum reduzieren oder auch ganz weglassen sowie Neuanschaffungen in jeglichen Bereichen gut überdenken. Dabei muss man nicht von heute auf morgen alles neu und anders machen, das gelingt den Wenigsten. 35 % des ökologischen Fußabdrucks in Deutschland wird laut European Research Institute von der Ernährung bestimmt. Es lohnt sich also da anzufangen und Schritt für Schritt seinen Fußabdruck zu verringern.
Ehemalige Redakteurin