Für Schneiderinnen und Menschen, die gern basteln und rumwerkeln genial: Der Rollschneider! Es ist ein Werkzeug, das auf den ersten Blick wie ein Pizzaschneider aussieht und zunächst für das professionell schnelle und akkurate Schneiden von Stoffen vorgesehen ist. Es ist in fast jeder Handarbeitsabteilung/Nähmaschinengeschäft zu kaufen und besitzt - wie der Pizzaschneider auch - eine scharfe, sich drehende Klinge. Diese wird mit der Zeit aber stumpf. Für Stoffe kaufe ich mir dann eine neue Klinge (sie lässt sich bequem auswechseln) und benutze die "alte" weiterhin, jetzt aber ausschließlich für Papier und dünnen Karton.
Am Jahresende z.B. schneide ich das meist unten befindliche Kalendarium ab und verwende den Kalender weiterhin als Ganzes (nun aber ohne Monats- und Zahlengalerie) als Dekorationsstück, indem ich je nach Stimmung beliebig von Blatt zu Blatt wechsele. Oder ich löse die Blätter komplett vom Kalendergrund und kann sie dann mit später abziehbaren Klebestrips einzeln als tolles "Bild" an der Wand/ Türschrank ... befestigen. Zur Erhöhung der Wirkung dieser ehemaligen Kalenderblätter kann man auch noch ein Passepartout gestalten, indem man sie noch auf farbigen Karton klebt, der größer als das reine Bildformat ist. Das Passepartout kann mit dem Rollschneider super-exakt rechtwinklig geschnitten werden (oder auch mal frech im beliebigen Vieleck?!)
Als Schneidunterlage braucht man in jedem Fall eine sog. Patchwork-Matte, die ca. 0,4 cm dick ist und aus entsprechend gearbeitetem Kunststoff besteht, der die Klinge schont und den Tisch schützt. Der Rollschneider sollte immer direkt an der Kante eines Lineals entlang geführt werden, damit er während des Schneidens nicht verrutscht oder im eigenen Finger landet. Hierfür gibt es besonders dicke, transparente Lineale in unterschiedlichen Größen zu kaufen (sog. Patchwork-Lineale). Sie sind sowohl waagerecht als auch senkrecht mit cm- oder Inch-Markierungen und in jedem Fall auch mit den wichtigsten Winkeln für das Schneiden besonderer Stoffformen (Rechtecke, Dreiecke ...) bedruckt. Patchwork-Matte, Patchwork-Lineal, Rollschneider und Erstatzklingen erhält man auch in gut sortierten Bastelläden. Bis auf die Ersatzklingen sind alle Teile einmalige Anschaffungen - vielleicht das nächste Geschenk?!
Mit dem Rollschneider lassen sich auch sehr gut feine Streifen schneiden, die nur wenige Millimeter breit sein können und die man zu Bastelarbeiten verwenden kann (Verwendungszwecke mit open end ...). Für Hobbyschneiderinnen: Wenn ihr sehr schmale Stoffstreifen schneidet, lassen sich daraus auch hervorragend dünne Spaghetti-Träger, Riemchen oder Taschenhenkel u.a.m. schneiden und anschließend vernähen oder daraus ein Flechtbild gestalten.
Manche Rollschneider sind auch mit einem Abstandshalter ausgestattet, sodass man beim freihändigen Zuschneiden von Stoffen immer an allen Kanten die beliebig einzustellende gleiche Nahtzugabe hat und sich die Schneiderkreide erübrigt!
Der Rollschneider ist in drei Größen erhältlich, d.h. mit Klingen unterschiedlichen Durchmessers: Je größer, desto dickere Stoffe ... können geschnitten werden. Mit dem ganz kleinen kann man freihändig (ohne Lineal) wunderbar kurvig schneiden (beim Zuschneiden unter den Achseln) oder auch einfach kleine Kreise erzielen.
Der Rollschneider muss bei seiner Benutzung immer vom Körper weg (!) gerollt und dabei stark gedrückt werden - also nicht hin und her wie der Pizzaschneider.
Ich hätte fast vergessen zu erwähnen, dass man mit dem Rollschneider (egal ob Stoff oder Papier) immer mehrere Lagen zugleich schneiden kann, die dann ohne immer neues Messen die identische Form haben - einfach genial!
Wenn ihr ein Lineal als Hilfsmittel einsetzt, hier noch ein Tipp gegen das Verrutschen: Auf die Unterseite (Ri. Stoff oder Papier) an verschiedenen Stellen kleine Schleifpapierstücke kleben. Sie lassen dann immer noch genug Fläche zum Hindurchsehen frei, verhindern aber das Verrutschen des Lineals während des Schneidvorgangs! So kann im wahrsten Sinne des Wortes "nichts mehr schiefgehen"!
Zum Schluss möchte ich noch darauf hinweisen, dass man den Umgang mit oben erwähnten Hilfsmitteln (zumindest in Hamburg) auch in Volkshochschulkursen erlernen kann. Viele Kurse im Schneider- und Bastelbereich kommen gar nicht mehr ohne aus und eröffnen ganz neue Perspektiven.