Wer Tische (oder Fensterbretter usw.) aus dem besonderen Naturstein Travertin hat, weiß, dass sich auf und in dieser Sorte Kalkstein unzählige Poren und Kavernen befinden, ähnlich wie bei einem Gorgonzola-Käse.
Das ist zwar ein interessantes optisches Charakteristikum dieses Steins, welches jedoch den großen Nachteil hat, dass sich in diesen Löchern ungehindert Schmutz, Staub, Kerzenwachs, ausgelaufene Flüssigkeiten usw. ansammeln können. Außerdem sind die Kanten der Poren oftmals ziemlich scharfkantig. Ein Reinigen der Oberflächen ist daher ziemlich problematisch. Die größten natürlichen Öffnungen werden meistens bereits bei Zuschnitt und Polierung durch den Hersteller mit einer steinfarbenen Masse geschlossen, die unzähligen kleinen anderen jedoch nicht, zumal eine komplette Versiegelung primär gar nicht gewünscht ist.
Da ich ein klassisches Wohnzimmertisch-Ensemble habe, bestehend aus drei massiven, quadratischen Platten samt Zylinderhohlfüßen - alle aus Römischem Travertin gefertigt -, missfielen mir jedoch diese vielen schwarzen und schrundigen Hohlräume, Schlitze und Löcher ziemlich. So beschloss ich, auch die kleinen Poren nachträglich zu verschließen. Im Baumarkt fand ich einen beigen Fugenmörtel, der zwar für die Verfugung von Naturstein-Fußbodenplatten gedacht ist, den ich aber nun einfach als Porenschließmasse zweckentfremden würde, ähnlich einer hautunebenheitenabdeckenden Schminkpaste.
Naturstein-Poren verschließen – so geht's
Ich rührte den Fugenmörtel wie vorgegeben an, verdünnte ihn jedoch etwas stärker, denn nun konnte ich die Masse mit einem als Spachtel zweckentfremdeten Kunststoff-Eiskratzer gut in die Tischplattenoberfläche einschlämmen. Da der Fugenmörtel zwar einen Kleber enthält, der jedoch bei weitem nicht so aggressiv wie bei Zementmörtel ist, massierte ich das Ganze zusätzlich mit den Händen ein, denn nur so konnte ich ertasten, ob der Mörtel auch tatsächlich in die kleinsten Ritzen gelangte. Die vorhandene glatte Kante des Eiskratzer-Spachtels diente zum Schluss dem sauberen und flächigen Abschaben aller Überstände, sodass nur ein hauchdünner sogenannter Zementschleier übrig blieb.
Nach dem Trocknen über Nacht wusch ich am nächsten Tag den Zementschleier ganz leicht mit einem nebelfeuchten Schwammtuch von den Platten ab. Die Tischoberfläche machte nun einen schön geschlossenen und gleichmäßig glatten Eindruck. Dennoch büßte der Travertin nichts von seiner einzigartigen Optik ein, denn er ist ja auch noch durch seine interessante dunkle Mineralmaserung unverwechselbar gekennzeichnet.
Nach den Oberseiten der Tischplatten folgten nun im nächsten Schritt die Tischunterseiten, danach die drei verschieden hohen Zylinderhohlfüße an deren Innen- und Außenseiten. Die Füße bekamen auf ihren Ober- und Unterkanten natürlich auch Filzgleiter aufgeklebt, damit sich die insgesamt über 100 kg schweren Tische auch mühelos und kratzerfrei über den Laminatboden schieben lassen.
Bei dieser Gelegenheit tauschte ich noch die herstellerseitig aufgeklebten runden Arretierscheiben aus billigem und leicht zerbröselbarem Spanholz, die den mittigen Halt der schweren Tischplatten auf den Füßen garantieren, durch schöne Buchenmassivholzscheiben aus.
Zum Schluss wurden alle Steinoberflächen mit einer Marmor- und Naturstein-Imprägnierung versehen. Die klare Flüssigkeit wird mit einem breitquastigen Pinsel dünn aufgetragen und versiegelt den empfindlichen Kalkstein, der ja bekanntermaßen möglichst nicht mit säurehaltigen Flüssigkeiten in Berührung kommen sollte. Diese Imprägnierung kann sogar mehrfach nach jedem Trocknungsprozess wiederholt werden, denn sie zieht spurlos in den Stein ein, ohne einen sicht- oder fühlbaren Belag zu hinterlassen.
Das fertige Tischensemble ist nun sehr viel gebrauchsrobuster und sieht nach meinem Empfinden sogar deutlich edler aus, denn die Oberfläche erinnert nun nicht mehr an die grobe Fassadentäfelung, die man an vielen Gebäuden - u.a. aus der Bauhaus-Periode - kennt. Und der cremefarbene Ton des Fugenmörtels hat sich ebenfalls nahezu unsichtbar mit dem echten Travertin verschmolzen.
Daher kann ich diese Verschönerungsmaßnahme - zugegebenermaßen mit etwas Arbeit verbunden - nur empfehlen, denn es sind keinerlei sonderlich handwerkliche Fähigkeiten oder Spezialkenntnisse vonnöten.
Aus meiner Sicht finde ich es ausgesprochen schade, so einem schönen Naturstein auf diese Art die Individualität zu nehmen, obwohl du sicher sehr sauber gearbeitet hast.
Auch jetzt sieht der Tisch ja vielleicht nicht schlecht aus, aber es ist eben optisch kein Naturstein mehr.
Vielleicht wollte sie keine Glasplatten drauf haben.
Ich finde das Ergebnis dennoch sehr schön.