Ein Mann, der einen Tipp zu einem kosmetischen Thema schreibt? Geht das überhaupt? Ich denke schon, denn mein Tipp hat nichts mit Kosmetik im klassischen Sinn zu tun. Es geht vielmehr um einen Unisex-Pflege-Tipp, der sowohl für Vatis als auch Muttis gedacht ist. Soweit das Vorgeplänkel.
Seit sich in meiner Jugend die ersten Pubertätspickel zeigten, bin ich auf der Suche nach der ultimativen Reinigungsmethode für die Gesichtshaut. Von meiner rothaarigen Mutter habe ich eine sehr empfindliche Haut geerbt. Sie selbst benutzte damals (Ende der 1970er Jahre) immer eine flüssige Gesichtsseife von Sebamed, und hielt deren Werbeslogan „pH-neutral“ für der Weisheit letzten Schluss. Ich war in einem Alter, in dem man seinen Eltern noch (manches) glaubt und benutzte folgerichtig die nächsten Jahre Mutters Sebamed. Später, während der Studentenzeit, hätte dieses Mittelchen schlichtweg meinen eng kalkulierten Bafög-Rahmen gesprengt. Ich griff daher auf alles zurück, was entweder rumstand (WG) oder billig war. Zufrieden war ich eigentlich nie: Weder mit Sebamed, noch mit preiswertem Gesichtswasser oder Reinigungsmilch. Alles machte zwar irgendwie sauber, aber meine Haut hat immer darunter gelitten. Mal mehr, mal weniger.
Dieses Dilemma hat sich in meinem gesamten Erwachsenen-Leben fortgesetzt: Trockene und gerötete Haut vom Waschen, fettige Haut und große Poren von irgendwelchen Cremes gegen Trockenheit. Ich hatte sämtliche Man-Pflegeserien verschiedener namhafter und teurer Hersteller durch, bis eines Tages ein quadratischer Lappen von 15 Zentimetern Kantenlänge mein Leben veränderte. Na ja, zumindest das Leben meiner Gesichtshaut. Eine Bekannte von mir arbeitete als Visagistin am Theater und hatte ständig mit dem Auftragen und Entfernen von viel Schminke zu tun. Also fragte ich sie als Fachfrau, welches Mittel zur Reinigung sie für meine (ungeschminkte) Haut empfehlen würde. Sie verschwand kurz in ihrem Bad und kam mit besagtem Lappen zurück. „Das hier“, sagte sie „ein Microfasertuch. Nur mit warmem Wasser feucht machen und das Gesicht damit abreiben. Kann man auch für Schminke benutzen, sogar für wasserfeste“. Ich nahm den Lappen, er fühlte sich an wie ein feiner Waschlappen. „Wenn er dreckig ist“, fuhr meine Bekannte fort „dann schmeißt du ihn einfach mit in die 60 Grad-Wäsche. Wir benutzen die Dinger bei der Arbeit andauernd“.
Wieder zuhause, fragte ich Dr. Google, was er von diesen Tüchern hält und siehe da: Ich fand unzählige Kommentare begeisterter User, die die Aussage meiner Bekannten bestätigten. „…sogar wasserfeste Schminke, kinderleicht“, „…verfeinertes Hautbild“. „…spare mir das Geld für teure Reinigungsprodukte“ und so weiter. Auf der Internetseite eines bekannten Kaffeerösters (der mittlerweile mehr für alles andere als für Kaffee bekannt ist) fand ich schließlich eine Dreierpackung der Tücher für deutlich weniger als zehn Euro. Geklickt, bestellt und geliefert. Eins der Tücher war zwar pinkfarben, aber nun ja, was wollte ich bei diesem Preis erwarten? Ich benutze es mittlerweile für meinen PC-Monitor.
Diese ganze Geschichte hat sich vor gut zwei Jahren zugetragen. Seitdem habe ich außer einem Microfasertuch und Wasser nichts anderes mehr zur Reinigung benutzt. Meine Haut dankt es mir sehr: Weniger Rötungen, kleinere Poren und ein absolut sauberes Gefühl. Mittlerweile habe ich eine Sammlung dieser Tücher von verschiedenen Herstellern. Ich benutze immer eins pro Tag, einmal morgens und einmal abends, danach kommt es in die Wäsche. In meinem Freundeskreis habe ich eifrig Missionsarbeit in Sachen Microfaser betrieben und bislang sowohl von sich schminkenden Frauen als auch von ungeschminkten Männern nur positive Rückmeldungen bekommen. Ach ja, eins noch: Ich habe im Internet Kommentare von Leuten gelesen, die handelsübliche Haushaltstücher aus Microfaser für die Gesichtsreinigung nutzen. Damit habe ich keinerlei Erfahrung. Alles hier Geschriebene bezieht sich auf spezielle Gesichtsreinigungstücher aus Microfaser.
Vor dem Schreiben dieses Beitrags habe ich noch ein paar Fakten zu diesen Tüchern recherchiert. Hier sind die Ergebnisse:
- Die in nahezu allen Gesichtsreinigern enthaltenen Tenside und Emulgatoren lösen die hauteigenen Fette und schwächen dadurch die natürliche Hautbarriere. Bei der Reinigung mit einem Microfasertuch bleibt der pH-Wert im Gleichgewicht und die Hautbarriere stabil.
- Es gibt Microfasertücher, die antibakterielle Silberionen enthalten und dadurch länger frisch und hygienisch bleiben sollen. Diese Tücher sind allerdings deutlich teurer (ca. zehn Euro pro Tuch).
- Die Microfasern der Gesichtsreinigungstücher besitzen etwa ein Hundertstel der Stärke eines menschlichen Haares und können auch winzige Schmutzpartikel aus den Hautporen aufnehmen.
Für mich persönlich kommt keine andere Art der Gesichtsreinigung mehr in Frage, frei nach dem Motto: „An meine Haut lasse ich nur Wasser und Microfasertücher“. Außerdem spare ich mit den Tüchern ganz nebenbei noch Geld und schone die Umwelt. Vielleicht hat unter euch ja auch schon jemand Erfahrungen mit diesen Tüchern gemacht und kann in den Kommentaren davon berichten. Ich bin gespannt.