Wer nicht täglich Chemiebrot vom Bäcker oder aus dem Supermarkt essen will, dem bleibt fast nur noch, sein Brot selbst zu backen. Aber wie? Mit einer Fertig-Backmischung? Das kommt auf dasselbe raus.
Und dann kommen sie, die Unverträglichkeiten. Das muss nicht sein. Man kann sein Brot auch selbst backen, und das ganz ohne Chemie. Die Zutaten bekommt man aus dem Reformhaus oder aus einer Mühle in der Nähe.
Und nun das Rezept:
Zutaten
- Mehl (1150er-Roggenmehl und ein wenig 1050er-Weizenmehl)
- Wasser
- 1 große Schüssel und einen Rührlöffel
- sonst nichts
Ach ja, Zeit. Viel Arbeit? Nein. Zumindest nicht, um einen ordentlichen Sauerteig zu machen.
Zubereitung
- Ihr macht so 200 g Mehl (am besten 90 % Roggen und 10 % Weizen) in die Schüssel.
- Dann lauwarmes Wasser drauf.
- Das rührt ihr nun durch, bis es einen dünnflüssigen Teig gibt. Und nun? Nix.
- Da kommt ein sauberes Geschirrtuch drauf und ab aufs Fensterbrett. Einen Tag lang.
- Am nächsten Tag rührt ihr ein paar Löffel Mehl rein. Wieder 90/10.
- Gut umrühren und wieder einen Schluck lauwarmes Wasser rein.
- Wieder so viel, dass der Teig schön dünnflüssig ist.
- Dasselbe am dritten Tag.
- Und am vierten Tag.
- Und am fünften Tag.
- Wenn sich zwischendurch eine Kruste drauf bildet, das macht nix. Einfach mit unterrühren.
- Fertig? Weiß man es? Ganz einfach nachzuprüfen. Nase darüber. Wenn es so richtig "sauer" riecht, dann ist der Sauerteig fertig - vorausgesetzt, er wirft niedliche, kleine Blasen.
- Dann kann man ihn "verbacken". Wie das dann geht, verrate ich meinem Rezept Brot backen ohne Backautomat und ohne Chemie.
Kurze Erklärung, warum das überhaupt geht
- In der Luft sind Sporen von Hefepilzen und auch Milchsäurebakterien.
- Die kommen natürlich aus der Luft der Küche in das mit Wasser angerührtem Mehl.
- Stimmt die Temperatur (Zimmertemperatur), dann vermehren sich Bakterien und Hefepilze in dem Mehl-Wassergemisch fast schlagartig.
- Die Hefen sorgen dafür, dass der Teig später "aufgeht", die Milchsäure sorgt für die Konservierung und das angenehm "saure" Aroma unseres Brotes.
- Da Bakterien und Pilze viel Nahrung brauchen, muss man den Sauerteig täglich "füttern". Deshalb kommt jeden Tag etwas Mehl in den Sauer. Und Wasser. Mehr braucht es nicht.
Anstellgut für weitere Brote aufbewahren
Wenn man nun den Sauerteig verbackt, hebt man eine kleine Portion davon, ein sogenanntes "Anstellgut", fürs nächste Brot auf. Im Kühlschrank hält sich das Anstellgut eine Woche, man kann es aber auch einfrieren oder trocknen.
Dazu nimmt man Backpapier und streicht den Sauerteig dünn darauf aus. So kann man ihn längere Zeit aufheben und braucht für einen neuen statt fünf, sechs Tagen nur noch drei.
Eine ausführliche Anleitung zum Sauerteig trocknen und aufbewahren findest du hier: Sauerteig-Vorrat herstellen, konservieren & haltbar machen
Einen Teil des Anstellguts nach der Verwendung wieder in den Kühlschrank stellen. Um immer eine ausreichende Menge Anstellgut zu haben, kann man zwischendurch immer mal „füttern“ (12 Stunden bei Zimmertemperatur stehen lassen). Bei guter Behandlung kann man das Anstellgut über Jahre benutzen. Sollte sich dunkles Wasser absetzen ist das nicht schlimm. Einfach umrühren.
WICHTIG: unbedingt darauf achten, dass kein Schimmel entsteht, dann ist der Sauerteig nicht mehr zu verwenden.
Alles verstanden? Ich denke, schon. Und nun viel Spaß beim ersten Versuch, ein Brot ohne Chemie zu backen!
rhytm is a dancer
ist ja auch ne Art Weizen ...
und wie kommen die Pilze aus der Luft in den Sauerteig, wenn ich ein Tuch drüberdecke, reicht die Zeit, in der ich es "füttere" und umrühre ?
Dankedir
Die Pilze und Bakterien kommen in den Teig, so wie die Vögel im Winter an dein Futterhäuschen. Die schweben doch zuhauf in der Luft rum, du siehst sie bloß nicht. Ich übrigens auch nicht. Das Tuch legst du drüber, damit nicht aus Versehen ne Fliege im Teig landet. Ich weiß nicht, ob das dann im Brot gut schmeckt. Fliegen hält das Tuch ab, Bakkis und Pilze nicht.....
rhytm is a dancer