Materialien
- Freezer Paper
- Drucker
- Bügeleisen
- Stupfpinsel / Schablonierpinsel
- Schablonierfarbe / Stoffmalfarbe
- Pinzette / Skalpell / Schneidmesser (ich habe eines mit einer feststehenden Klinge verwendet und ein sog. Kurvenmesser für die abgerundeten Bereiche: Die Klinge wird beim Schneiden abgefedert und lässt sich, wie von selbst den Rundungen entlang führen lässt - einfach genial. Da meine zu schablonierenden Buchstaben ohnehin sehr klein und die runden Bereiche dann noch winziger waren, hat sich diese Anschaffung schon mal gelohnt …)
- Lineal, wenn es geht: auf der Rückseite gummiert (Wegrutschen wird verhindert)
- Schneidmatte
Schablonieren mit Freezer Paper - so gehts
Vorab: Im Netz findet man schon sehr viele Anleitungen / Videos zu dem Thema „Schablonieren“ auch unter dem Begriff „stencil“ (engl. Schablone). Deshalb möchte ich das hier nicht vertiefen, sondern ausschließlich meine ganz persönlichen Erfahrungen mitteilen - diese können oft aufschlussreich sein, weil sie dem direkten Umgang mit Material und Werkzeug entspringen ...
Freezer Paper wird hier verwendet als Schablonen-Material besonderer Art. Es ist ein Papier, das auf der einen Seite aussieht, wie ganz gewöhnliches Schreibpapier und auf der anderen Seite hauchdünn kunststoffbeschichtet ist. Auf der rauen Seite wird das gewünschte Motiv aufgedruckt oder aufgezeichnet. Bitte beim Papiereinlegen in den Schacht des eigenen (!) Druckers darauf achten, dass genau diese raue Seite bedruckt werden muss! Anders als beim Verwenden von Transfer-Papier zum Drucken auf Stoff darf man keinen Spiegeldruck einstellen! Nach dem Drucken wir das Motiv ausgeschnitten und die Schablone ist damit fertig! Dann wird das Freezer Paper mit der nicht bedruckten = beschichteten = glänzenden Seite ohne Dampf auf den Stoff gebügelt und haftet dort!!! Jetzt kann man die Farbe auftragen, sie trocknen lassen und das Freezer Paper abziehen: voilà - der „Druck“ ist fertig und das Motiv prangt in voller Schönheit vor einem! Diese Art, die freigeschnittenen Flächen mit Farbe zu betupfen, nennt man „positiv“ schablonieren. Wenn man im Gegensatz dazu aber die ausgeschnittenen Flächen selbst auf den Stoff legt, sie dort festbügelt und anschließend Farbe drum herum(!) aufträgt, entsteht ein Negativ-Bild. So kann man das Freezer Paper als Schablone auf zweierlei Weise nutzen!
- Nun zurück zum Freezer Paper: Der Vorteil dieses Materials gegenüber Schablonen aus Pappe oder Folien z. B. ist der, dass definitiv kein Tropfen Farbe unter die Schablone fließen und dort hässliche Flecken hinterlassen kann.
- Freezer Paper kann man meterweise als Rollenmaterial oder im Pack als A4-Blätter kaufen. Es ist zwar relativ teuer und man kann es aus normalem Papier und Klarsichtfolie selbst herstellen(Anleitungen dazu im Netz), aber Letzteres hat bei mich in der Handhabung dann doch nicht so überzeugt …
- Freezer Paper kann mehrmals verwendet werden!
- Das Freezer Paper haftete zum Glück auch auf meinem Stoff ausgezeichnet, obwohl er nicht „glatt“ (weil dicht gewebt) ist, sondern als Dekostoff einen deutlich dicken Faden und eine entsprechende Struktur aufweist (hier würden andere Schablonen-Materialien schon schlechter reagieren ...
Kann die schablonierte Fläche problemlos mit Vlies hinterbügelt werden?
Meine (bange) Frage war, ob die schablonierten Flächen ihre Farbstruktur auch behalten, wenn ich anschließend z. B. Decovil I auf die Rückseite bügeln würde, weil das Projekt dies erfordert. Dies also auf alle Fälle vorher testen - und JAAAA - es hat wunderbar geklappt!
Wie viele Wörter in welcher Schriftart, Größe und wie platzieren?
In meinem Projekt ging es darum, fünf einzelne Wörter auf Stoff zu schablonieren, also kein großflächiges Motiv zu färben.
- Bei der Auswahl der Schrift schon vorab betrachten, ob nach dem Ausschneiden eines Motivs / Buchstabens noch alle zu färbenden Flächen miteinander verbunden sind und quasi eine Einheit bilden, wenn man sie von der Unterlage abhebt. In der Literatur wird hier von „Brücken“ gesprochen. Wenn aber eben solche „Brücken“ bei einer Form / Figur nicht vorhanden sind, wird das Schablonieren etwas schwieriger, wie ich leidvoll erfahren musste. Näheres dazu siehe weiter unten bei „Binnenflächen“.
- Gewünschte Wörter in ausgesuchter Größe und Schriftart auf Papier drucken - grob ausschneiden - auf die exakt(!) zugeschnittene Stofffläche legen / anordnen - ca. 2 m vom Tisch entfernt betrachten und ggf. die Anordnung und / oder Größe der Wörter auf dem Objekt (hier die Hülle eines zu nähenden Bücherkorbes) korrigieren …
- Wenn alles stimmt: Die Wörter am Rechner so auf einer A4-Seite (oder auch A5) platzieren, dass nach dem Drucken auf Freezer Paper ringsherum um jedes Wort noch genug Papier zum späteren Schutz des Stoffes vor der Schablonierfarbe vorhanden ist, denn das Probe-Drucken auf Kopierpapier bedeutet im nächsten Arbeitsschritt Drucken auf (relativ teurem) Freezer Paper!
Weil ich also mehrere Versuche des Druckens auf dem Freezer Paper vermeiden wollte, habe ich in meinem Text-Dokument jedes Wort in ein Textfeld eingefügt. So konnte ich alle Wörter auf meiner A4-Seite am Rechner durch Verschieben des Textfeldes derart frei platzieren, dass anschließend bei jedem Buchstaben ringsherum noch Freezer Paper zum Schutz des Stoffes vor der Farbe vorhanden war. Wer sich das am Rechner zutraut oder ohnehin fit darin ist, kann vielleicht die folgende Anregung aufnehmen: Bei manchen Textfeldern habe ich auch die „Absatzrichtung“ (Menüleiste „Format“) geändert, d. h. die Wörter wurden dann senkrecht gedruckt (siehe Bild). Normalerweise hätte man das Textfeld auch beliebig drehen können, doch das wollte diesmal aus unerklärlichen Gründen nicht klappen ...
Wörter ausschneiden - dabei Brücken und Binnenflächen beachten
Bei kleinen Motiven: Von innen nach außen schneiden, also zuerst die innen liegenden Flächen (aus)schneiden, dann sich langsam nach außen hin vor-„schneiden“. Wenn man nämlich außen an den Rändern beginnen würde, würden die inneren Teile möglicherweise keinen Halt mehr haben und beim Schneiden ewig verrutschen …
Nun zu den „Binnenflächen“
Alle Buchstaben werden ja zwecks Schablonierens entlang in ihrer Kontur, d. h. einer jeden schwarzen Linie / Kante geschnitten: Was bei dem Buchstaben schwarz gedruckt worden ist, soll später (in meinem Projekt) BRAUN schabloniert / angemalt werden. Aber Achtung: Alle innerhalb vieler Buchstaben befindlichen weißen = freien Flächen dürfen ja keine Farbe erhalten, müssen also vor dem eigentlichen Schablonieren abgedeckt werden. Diese Flächen nenne ich hier mal des Verständnisses wegen „Binnen-Flächen“ - so z. B. die Mitte des Buchstaben „O“ oder Teile der Buchstaben „A“, „R“ oder „B“. Bei dieser Art Buchstaben sollte man also direkt vor dem Auftragen der Farbe die zuvor ausgeschnittene kleine Binnenfläche (Freezer Paper) wieder in den Buchstaben hinein legen und ebenfalls auf dem Stoff fest bügeln. Beim Auflegen dieser oft winzigen Binnenflächen leistet eine Pinzette sehr gute Dienste.
Beim Ausschneide-Vorgang habe ich die oft winzigen Binnenflächen meiner Buchstaben mit der Pinzette gesondert in eine kleine Tüte gegeben, damit man sie nicht aus Versehen wegpustet oder sie von der Arbeitsfläche rutschen. Man kann natürlich auch auf das Ausschneiden und Wiederaufbügeln der Binnenflächen verzichten, dann wird das Motiv eben sehr kompakt mit Farbe befüllt - as you like it!
Wer gleich von vornherein ein Schrift absolut ohne diese „Binnenflächen“ haben möchte, bitte mal googeln unter „stencil fonts“ oder „stencil Schriftarten“.
Welche Farbe in welcher Qualität?
Vorweg: Im Netz werden Farben in diversen Qualitäten angeboten. Ich habe „meine“ Farbqualität durch viel Recherche danach ausgesucht, dass die Farbe überhaupt fürs Schablonieren geeignet, also ziemlich dickflüssig ist. Zudem wollte ich unbedingt einen Farbton verwenden, der dem angrenzend verarbeiteten SnapPap nahekommt. Also habe ich mal wieder meinen Monitor eingesetzt, die im Internet abgebildete Farbe stark vergrößert, mein SnapPap daneben gehalten und verglichen - klappte wie immer genial, so dass der Farbton übereinstimmte!
Erst als ich die Farbe dann in Händen hatte, bemerkte ich, dass sie auch noch wasserlöslich ist, so dass man sie hätte verdünnen oder mit anderen Farben mischen können - eine gute Sache, wie ich finde.
Die Wasserlöslichkeit brachte es auch mit sich, dass ich die Pinsel nach dem Benutzen sofort spurenlos unter fließendem Wasser reinigen und auf einen extra Pinselreiniger verzichten konnte.
Bitte noch dran denken: Farbe direkt vor dem Verwenden kurz umrühren.
Zum Schutz darunter liegenden Stoffes / der Arbeitsfläche habe ich eine A4-Klarsichtfolie zerschnitten und aufgeklappt unter den Stoff gelegt.
Welcher Pinsel - wie viel Farbe?
An einem Probestück erkunden, mit welcher Art Pinsel man besser zurecht kommt. Ich habe letztlich einen mittelgroßen Stupfpinsel verwendet, mit dem man stupft, also - wie der Name sagt - von oben quasi aus der Luft kommend die Farbe senkrecht auf die zu färbende Fläche aufträgt. Die glatte Pinselfläche bitte an keiner Stelle über den Buchstaben schiebend oder ziehend benutzen, so dass die oft winzigen Binnenflächen sich beim Farbeauftragen nicht verschieben können, sondern an ihrer Stelle „liegen“ bleiben. Bei einem Buchstaben ist mir dies Missgeschick trotz aller Vorsicht dennoch passiert, aber spätestens daran erkennt man die Handarbeit, auf die jede/jeder von uns stolz sein darf! Mit einem flachen Schablonierpinsel hätte ich bei so kleinen Flächen nicht so sorgfältig arbeiten können, weil man mit diesem ja Farbe streichend aufträgt - also einfach mal am Objekt testen.
Ebenfalls mal ausprobieren, wie viel Farbe / wie „satt“ die Farbe aufgetragen werden soll - ggf. in mehreren Farbschichten arbeiten.
Stoff vorbereiten
Bei wasserlöslicher Farbe den Stoff in jedem Fall waschen und gründlich / wie gewünscht glatt bügeln.Der Stoff sollte appretur- und weichspülerfrei sein. Beim Auftragen einer Farbe von oben beschriebener Qualität kann dann der Stoff nicht mehr einlaufen. Bügeln, weil der Farbauftrag auf einer ebenen Fläche einfach gleichmäßiger gerät.
Position eines jeden Wortes auf dem Stoff bestimmen
Meine Wörter sollten ja auf einem sandfarbenen Dekostoff aufgebracht werden, der am Oberrand von einem ca. 2,5 cm breiten gelben Stoff abgeschlossen und an den unterhalb ein 4-cm-Streifen dunkelbrauner SnapPaps angenäht wird. Also habe ich beide „Ränder“ (Gelb oben - Braun unten) als Streifen einfach mal oben / unten in fertiger Breite (!) an den Dekostoff gelegt nur, damit ich mir einen besseren Gesamteindruck verschaffen konnte: Die Wörter sollten nicht zu dicht an die Ränder oben und unten heran gedruckt werden, eine deutlich unterschiedliche Neigung zueinander und zudem noch einen ungefähr gleichen Abstand voneinander haben - auch an der späteren Seitennaht …
Freezer Paper wieder entfernen
In nur einem Artikel im Netz habe ich überhaupt eine Bemerkung dazu gefunden: Bald nach dem Farbauftrag abziehen ... Das erschien mir dann doch problematisch. Daher habe ich die eingefärbten Flächen so lange Zeit eintrocknen lassen, bis sie von der Seite her betrachtet nicht mehr glänzten, und inzwischen leidige Hausarbeit verrichtet ... Wenigstens musste ich keine Angst haben, dass ich mit dem Abziehen des Freezer Papers die (dann völlig getrocknete) Farbe verwischte.
- Bei Buchstaben ohne Binnenflächen ist es ist absolut unproblematisch, das Freezer Paper von irgendeiner Kante her abzuziehen.
- Heikler wird es schon z. B. beim „N“, bei dem je eine nicht betupfte Fläche (im Druck weiß) oben und unten in den Buchstaben quasi „hinein ragt“. Hier habe ich das Papier konsequent von eben dieser („freien“) Seite her Richtung Buchstaben-Mitte hin abgezogen - mal ein Stück von unten, dann von oben, dann wieder von unten … so lange abwechselnd, bis das Freezer Paper völlig vom Stoff her gelöst war. So habe ich vermieden, dass ggf. Farbreste doch noch verschmiert wurden.
- Nun zu den Buchstaben, die im Innern eine leere Fläche haben, die aus der Kontur ins Innere hinein ragt, so z. B. Wie beim „G“. Hier habe ich das Papier von diesem „leeren“, offenen Bereich her (rechter Rand) vorsichtig nach links hin abgezogen (dazu bitte das entsprechende Bild betrachten).
- Das Entfernen in sich geschlossener kleiner „Binnen“-Flächen gelingt am besten, wenn man mit der Spitze des Schneidemessers oder eines Fadentrenners von der breitesten Seite her unter das Freezer Paper geht, es hochhebt und mit einer Pinzette komplett entfernt. Zu allem eben Beschriebenen bitte unbedingt das Bild mit den detailreichen Grafiken betrachten.
Weiterbehandeln der fertig schablonierten Flächen
Nach dem Abziehen des Freezer Papers habe ich die Wörter bzw. den Farbauftrag vorsichtshalber noch mal intensiv trocken lassen, bevor ich die Flächen noch mal von der rechten und linken Stoffseite her unter Backpapier 3 Minuten bei „Baumwolle“ gebügelt habe. Bitte in jedem Fall die Hinweise zur jeweils verwendeten Farbe beachten … Wer das Textil waschtauglich haben möchte, muss es jetzt noch weiter behandeln, damit die Farbe auch nach dem Waschen erhalten bleibt - ich war davon befreit … Bitte hierzu im Netz nachlesen, z. B. unter?
Und was kann Freezer Paper sonst noch?
Da Freezer Paper ja wunderbar auf Stoff gebügelt werden kann und dort haftet, kann man genau so verfahren, wenn man Stoff im hauseigenen Drucker bedrucken möchte: Der hinterbügelte Stoff wird dadurch so fest, dass er vom Drucker ohne Probleme eingezogen und also mit selbst erstellten Motiv / Texten ... bedruckt wird - natürlich bei einem Farbdrucker auch farbig! Dies Verfahren eignet sich für die Herstellung individueller Labels, Beschreibungen für die Rückseite von Quilts oder als Applikationsmotiv für andere Textilien!
So, ich hoffe, einige inspiriert zu haben, sich mal auf neues Terrain zu wagen!
Herzliche Grüße und einen guten Start in den Herbst, der uns wohl alle erwischt hat ...