An einem gekauften Schal habe ich gesehen, dass dieser nicht per Overlock, sondern mit einem schmalen Nähmaschinensaum eingefasst war. Was die hinkriegen, dachte ich, kannst du auch... Hier nun meine "hart ernähten" Tipps zum Gestalten einer solchen Saumkante:
Zu den Materialien/ Werkzeugen (siehe auch die Fotos)
Wenn möglich
- zum Schneiden der zu säumenden Kanten einen Rollschneider verwenden, so dass der Stoff optimal wenig franst und das Bilden des Saums erleichtert wird,
- einen Kanten-Steppfuß verwenden, der hervorragend dazu gedacht ist, millimetergenau entlang einer Kante zu steppen,
- auf einem Anschiebetisch arbeiten, damit der Stoff immer schön flach vor und hinter dem Nähfuß aufliegt und sich nicht verziehen kann,
- die Nähmaschinen-Geschwindigkeit auf die niedrigste Stufe stellen, so dass man während des Nähens vor dem Nähfuß entspannt arbeiten, kontrollieren und ggf. korrigieren kann,
- die Nadel-Position "unten" wählen, d. h. beim Unterbrechen des Nähvorgangs bleibt die Nadel automatisch im Stoff stecken und hält diesen quasi fest - ersetzt also ein Hand,
- die Nähmaschinen-Nadel um 1 oder 2 Positionen von der gewohnten Mitte aus nach rechts verstellen, so dass die Nadel optimal knapp neben der eingeschlagenen Stoffkante einsticht,
- bei großem Volumen/ Gewicht:
- den Stoff während des Nähens vor dem Nähfuß auf den Schoß legen - hinter dem Nähfuß nicht so einfach von der Tischkante Ri. Boden gleiten lassen, sondern auf (!) der Tischfläche aufkommen lassen, so dass auch hier an keiner Stelle an dem Stoff "gezogen" wird
- mit dem linken Ellenbogen/ Unterarm die Stofffülle auf dem Anschiebetisch leicht "festhalten", damit der Stoff rund um den Nähfuß (worauf es ausschließlich ankommt) absolut leicht gleiten kann.
Nun aber zu den von mir als entscheidend eingestuften Vorschlägen:
- Normalerweise wird vor dem eigentlichen Steppen/ Nähen die Saumkante von Hand gebildet und gesteckt, so dass nichts verrutscht. Dieses Stecken ist aber an einer sehr schmal angedachten Saumkante schwierig, weil man so wenig Stoff in der Hand hat und beim Einstechen der Stecknadel diese den gerade umgelegten Stoff wieder verzieht und/ oder beim Nähvorgang wieder herausrutscht:-( Deshalb verzichte ich auf den Gebrauch von Stecknadeln und bilde die Saumkante/ Umschlag nach einem Unterbrechen des Nähvorgangs in einer Entfernung von ungef. 7cm zum Nähfuß, halte diese noch nicht genähte Kante mit der rechten Hand gut fest, ziehe sie leicht (!) stramm/ glatt und streiche sie mit den Fingern der linken Hand gut glatt, so dass die zu nähende Kante ganz flach liegt und sich nicht mehr wölben kann. Dann ca. 5cm lang nähen, wieder stoppen, wieder den Saum bilden, mit Rechts halten, mit Links flach drücken, nähen...
- Da man also (als Rechtshänder) mit der rechten Hand sehr aktiv ist, wenn man den Stoff von der rechten Seite her nach links = innen umschlagen muss, stelle ich meine Maschine komplett schräg nach hinten rechts von mir weg (siehe Fotos): Jetzt kann (zumindest) ich viel bequemer von rechts her arbeiten und muss nicht meine Hand vor den Körper pressen, um direkt vor dem Bauch im rechten Winkel zur Tischkante den Saum bilden zu wollen.
- Der Anfang einer solchen Naht ist sehr schwierig, weil man ja noch keinen Stoff hat, den man hinter dem Nähfuß "anfassen" kann. Deshalb Ober- und Unterfaden ca. 10cm lang unter den Nähfuß nach hinten weg legen, den ersten Zentimeter der Saumkante unter den Nähfuß schieben, diesen senken, die Fäden anfassen und nach hinten stramm halten. Jetzt langsam losnähen und mittels der Fäden den Stoff nach hinten weg transportieren. Das klappt!
- Wenn man als letztes die Schmalkanten säumt, hier den Saum nicht wie oben beschrieben bilden, weil an den Längskanten am Anfang und am Ende der Stoff vermutlich leicht schräg überragt. Hier erst das Ende der Längskante schräg einschlagen (siehe Foto) und dann den Saum wie erprobt weiter gestalten und steppen...Es bildet sich im besten Falle eine Brieftaschenecke...
- Ca. 5 cm vor Saumende wieder die Längskante einschlagen und den Saum von hier aus = von seinem Ende her bilden, festhalten und die letzten Zentimeter steppen.
Ich wünsche gutes Gelingen und bin auf konstruktive Vorschläge/ Ergänzungen gespannt - auch auf Nachfragen!
Beste Schneidergrüße - habe mal wieder bemerkt, dass man nicht mehr als 5 Fotos hochladen kann - werde nach Einstellen des Tipps noch weitere ergänzen!
Ist mir auch schon passiert, dass ich zu wenig Stoff zu säumen hatte. Dann habe ich es (fast) genauso gemacht wie du, nur ohne das Verschieben der Maschine. Probier ich mal aus, denn ich kann mir vorstellen, dass das so noch besser geht...
Den Anfang könnte man auch so hinkriegen, dass man ein paar Zentimeter nach dem eigentlichen Beginn des Stoffes zu nähen beginnt und das restliche, offene Saumstück später von der anderen Richtung her fertig säumt.
Aber die Faden-festhalt-Methode wende ich auch oft an!
Viel Spaß beim nähen und schönes Wochenende!
Muss jeder mal so ausprobieren, welche Art der Eckenbildung er wünscht.
Des weiteren kann es sein, dass rutschige Stoffe doch mal bei nicht immer absolut korrekter Stoffführung vor dem von dir erwähnten Nähfuß nicht wie erforderlich in den Schlitz eines Rollsäumers hineingezogen werden und dann der Saum schlecht wird:-(
Übrigens: Habe soeben noch weitere Fotos hochgeladen, die meine Ecken-Bildung zeigen.
Viel Freude!