Übermüdet aber standhaft zelebrieren die meisten US-Bürger:innen Thanksgiving mit allem, was dazu gehört. Stundenlanges Sitzen vor dem Fernsehen ist dabei ebenso Tradition wie das Brechen des Truthahn-Brustbeins, Turkey Bowling, Ess-Wettbewerbe und Luftballonparaden.
Truthahnbegnadigung
Die Präsidenten der USA hatten schon immer ein Händchen dafür, Thanksgiving für ihre Zwecke zu nutzen. George Washington erklärte das Erntedankfest zum Feiertag – wofür ihm die Arbeiter:innen sehr dankbar waren. Abraham Lincoln zurrte den 4. Donnerstag im November als Datum fest – was ihm die ewige Dankbarkeit der Händler:innen einbrachte. Und John F. Kennedy war 1963 der erste Präsident, der einen Truthahn begnadigte – wofür derselbe ihm wiederum bis an sein Lebensende dankbar war. Heute nutzt der jeweilige Präsident Thanksgiving, um eine Rede an die Nation zu halten. Im Rahmen dieses Auftritts bekommt der Präsident von einem Händlerverband einen Truthahn geschenkt. Früher kam der in der Kochtopf. Heute gehört es zum guten Ton, dass er „begnadigt“ wird und weiterleben darf.
Der Wunschknochen
In vielen Familien ist das Brechen des Truthahn-Gabelbeins ein Höhepunkt von Thanksgiving. Dieses Gabelbein wird getrocknet. Zwei Feiernde greifen es jeweils an einem Ende und brechen es dann unter Anfeuerungsrufen der jubelnden Familie durch. Der- oder diejenige mit den größeren Stück Gabelbein hat anschließend einen Wunsch frei. Aus diesem Grund heißt das Gabelbein in den USA „Wishbone“.
Ess-Wettbewerbe
Mit etwas so Subtilem wie dem Wunschknochen haben die vielen Ess-Wettbewerbe an Thanksgiving wenig zu tun. Legendär sind die landesweit stattfindenden Kürbiskuchen-Wettessen, bei denen unfassbare Rekorde aufgestellt werden. Über Kalorien, Gesundheit, Verschwenden von Lebensmitteln, Kosten und generellem Sinn denken die Teilnehmer:innen lieber nicht nach. Außer Kürbiskuchen futtern die US-Amerikaner:innen auch gerne den traditionellen Apfelkuchen um die Wette. Truthahn natürlich ebenfalls und dank der Einflüsse von Einwander:innen auch Jalapeños. Fröhliches Löschen anschließend!
Truthahn-Bowling
Seit in den späten 80er-Jahren einem Supermarktmitarbeiter kurz vor Thanksgiving ein gefrorener Truthahn aus den Händen und einen Flur entlang gerutscht ist, haben die US-Amerikaner:innen einen neuen Sport: Truthahn-Bowling. Dabei wird ein gefrorener Truthahn auf einer Bahn gegen Plastikflaschen geschleudert. Am liebsten ist den Werfer:innen dafür eine gefrorene Bahn, allerdings bieten landesweit auch echte Bowling-Bahnen das Truthahn-Bowling an. Hoffen wir, dass die Truthähne anschließend auch wirklich gegessen werden und die Plastikflaschen wenigstens Pfandflaschen sind.
Straffes Programm mit Macys
In den USA sitzen an Thanksgiving die – gerade frisch aus dem Stau aufgetauchten – Gäste vormittags Punkt 9 Uhr vor dem Fernseher. Denn zwei Dinge braucht ein:e US-Amerikaner:in an Thankingsving unbedingt: Macys Parade und Football. Die Parade beginnt jedes Jahr um 9 Uhr vor dem Kaufhaus Macys. Sie zählt zu den größten Paraden weltweit, startet beim Central Park und dauert drei Stunden. Drei Millionen Menschen sind vor Ort und wiederum rund 50 Millionen sehen vor dem Fernseher zu, wie gigantische Motto-Ballons durch die Straßen gezogen werden. So fliegen die Peanuts, SpongeBob oder der Grinch durch New York, während lautstarke Blas- und Tommelmusik für die musikalische Beschallung sorgt.
Football-Phänomen
Immer noch rund 32 Millionen Zuschauer:innen sitzen vor dem Fernseher, wenn die traditionellen Thanksgiving-Football-Games beginnen. Damit gehören diese Jahr für Jahr zu den meist gesehenen Fernsehübertragungen. Seit 1867 sind die Spiele bereits beliebt – in den USA eine mächtige Zeitspanne. Hierzulande werden sie ebenfalls seit einigen Jahren mitten in der Nacht übertragen. Dabei teilen sich die Zuschauermengen in hartgesottene Dallas Cowboys- und Detroit Lions-Fans. Diese beiden Clubs treten in jedem Jahr an Thanksgiving an.
Die Black-Friday-Route
In den letzten Jahren kam bei vielen Familien noch eine weitere Thanksgiving-Tradition dazu: die Black-Friday-Route. Nach dem Thanksgiving-Menü wird diese in Angriff genommen. Dafür werden die besten Schnäppchen am nächsten Tag, dem Black Friday, notiert. Anschließend entscheidet die Familie gemeinsam, wo sie ihr Zelt für die Nacht aufstellt, um am nächsten Morgen als erste die besten Schnäppchen zu machen. Manche Familien teilen sich auf und campieren vor mehreren Supermärkten, damit ihnen kein Sonderangebot entgeht. Anschließend treffen sich die Familienmitglieder auf ihrer Route, um gemeinsam weiter zu ziehen. Was unser Chef Bernhard über den Black Friday denkt, könnt ihr in “Bernhards Welt” nachlesen.