Starke Papiere richtig falten

Dauer
Lesezeit ca. 2 Minuten
Zwei gefaltete Papiere in verschiedenen Farben liegen auf einem Tisch, während eine Anleitung zum Falten sichtbar ist.

Diesen Tipp habe ich geschrieben für Kartenbastler, Papierliebhaber und solche, die es schon immer mal wissen wollten!

Gerade zur Weihnachtszeit wird so manche Karte liebevoll von Hand geschaffen oder ein Blankomodell selbst gestaltet. Beim Knicken einer solchen Karte kann es dann zu bösen Überraschungen kommen: Die Karte ist widerspenstig und lässt sich nur schwer klappen und / oder sie bricht an entlang der Knicklinie an einer der Flächen (oben oder unten), so dass sie fast unbrauchbar wird. Dies lässt sich superleicht vermeiden, wenn man um folgende Dinge weiß und sie beim Gebrauch beachtet.

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Dinge die man beachten sollte:

(Auch) Papier hat - wie Stoff z. B. - eine Art „Fadenlauf“ - bei Papier nennt man ihn aber „Laufrichtung“. Hier sind es zwar keine miteinander verwobenen oder verstrickten textilen Fäden, aber bei der Papierherstellung werden die verwendeten Holzfasern ebenso in eine besondere Richtung gebracht, die der Buchbinder beachten muss, wenn er z. B. Papiere benutzt, d. h. sie beschreiben oder bedrucken und anschließend zu einem Buch zusammenfügen möchte. Die Papierfasern sollen unbedingt parallel zum späteren Buchrücken ausgerichtet sein und verlaufen dann also immer senkrecht - von oben nach unten (in Leserichtung) - genau wie bei Stoffen ... Wir kennen das aus der Buchhandlung beim Blättern in Büchern oder auch kleinen Kalendern - manche schmiegen sich der persönlichen Handform und Nutzung an, lassen sich super umblättern und das Buch lässt sich vor allem gut und dauerhaft schließen. Andere - besonders billige - Bücher hingegen sperren sich schon beim In-die-Hand-Nehmen und die Seiten neigen dazu, beim Schließen des Buches wieder „aufzuspringen“. Die Blätter sind hier geradezu störrisch, weil beim Zusammenfügen zu einem Ganzen die Fasern eben nicht parallel zum Buchrücken verlaufen, sondern quer dazu. :-(

Laufrichtung von Papier erkennen:

1. Eine Möglichkeit, die Laufrichtung von Papier zu erkennen, ist folgende: Man nehme ein Stück Karton, Papier ... in beide Hände und biege es (Test 1) einmal vorsichtig von links nach rechts und spüre einfach, wie leicht oder schwer das ist. Dann drehe man das Papier um 90 Grad und mache den Biegetest (2) noch einmal. Es ist ein ganz großer Unterschied zu spüren: In einer der beiden Richtungen (Test 1 oder Test 2) ist das Papier geschmeidig: Nur jetzt verlaufen die Fasern zwischen unseren Händen von oben nach unten, so dass wir die Kanten des Papiers sanft gegeneinanderdrücken können, weil wir nicht gegen die Fasern drücken, sondern sie sich unserem Druck anpassen können. Im Fall 2 verlaufen die Fasern des Papiers von rechts nach links, so dass wir beim Drücken einen leichten Widerstand spüren.

Büttenpapiere übrigens sind aufgrund ihrer Handschöpfung keiner Laufrichtung unterworfen – hier werden die Fasern bei der Papierherstellung bewusst kreuz und quer „angeordnet“, was dem Papier eben seinen untrüglichen Charme verleiht! Auch Nepalpapiere, chinesisches Blütenpapier oder auch japanische Origamipapiere haben ebenfalls keine Laufrichtung.

2. An dieser Stelle den sog. Fingernageltest zu erwähnen finde ich noch ganz nett: Wenn man an zwei aneinandergrenzenden Kanten das Papier vorsichtig zwischen zwei Nägeln streift (nicht zerstört), ergeben sich an einer der Kante Wellen: Nur hier verlaufen die Fasern in Richtung der Wellen - die Laufrichtung ist also parallel zu den Wellen!

3. Noch eine Möglichkeit, die Laufrichtung herauszufinden? Das Papier an zwei senkrecht verlaufenden Kanten einreißen: Entgegen der Laufrichtung ist kein gerades Einreißen möglich - parallel dazu ja!

Aber nun zum Knicken oder Falzen oder auch Rillen eines Kartons / einer Karte:

Wenn man diese Tätigkeit nicht unter Berücksichtigung der Fasern und ihrer Reaktion auf Druck hin ausübt, kann die Karte am sog. Falz brechen. Hat man sie schon vorher gestaltet, ist die ganze Arbeit umsonst und es fließen besonders bei Kinder Tränen...

Wenn man Karton / Papier knickt, wird das Material an der Außenfläche gedehnt und zugleich an der anderen Fläche (innen) gestaucht = zusammengepresst. Das Stauchen des Materials würde im Falz eine hässliche Kante ergeben. Diese Stauchung kann man vermeiden, indem man vor dem späteren Falzen / Knicken hier eine sog. RILLE erzeugt, die Fasern des Papieres also vor dem Knicken absichtlich schon sanft auseinander„drückt“. Das kann mit einem Falzbein geschehen oder auch gut mit einer leeren Kugelschreibermine (das Werkzeug dafür darf nicht spitz sein, weil das Papier dadurch aufgeschnitten oder aufgerissen würde). Dadurch entsteht eine Rille, die der Fachmann "Talfalte" nennt: Eine Vertiefung im Material, die wir von einem tiefen) Tal in der Natur her kennen!

Jetzt ist klar, in welche Richtung wir eine schon gerillte Karte knicken müssen: Die Seite, die später außen ist, wird ja leicht „zerrissen“ - also müssen wir die schon absichtlich gerillte Seite = die mit der Talfalte nach außen auch als Außenfläche betrachten: Die Talfalte muss also nach außen zeigen = wir knicken genau von ihr weg.

Ich liebe es, das Alphabet als Merkhilfe einzusetzen - so auch hier: Wenn nach dem Knicken die Talfalte außen ist, knicken wir richtig! Das Wort Talfalte enthält ein „a“, das Wort „außen“ ebenfalls: A zu a!

Entsprechend ist nach dem Rillen auf der entgegengesetzten Fläche des Kartons / des Papiers eine Verdickung / Verdichtung des Materials zu sehen, weil ja die Fasern in diese Richtung hingedrückt worden sind. Sie bilden hier also automatisch einen kleinen Berg – diese Seite ist die sog. „Berg“-Falte. Die Bergfalte liegt bei einem korrekt geknickten Karton / einem Blatt Papier immer innen.

Wer jetzt noch mag, kann ja mal einen Aktenordner aus dem Bücherregal nehmen: Schon außen sieht man an der Verbindung zwischen dem Rücken und beiden Deckkartons eine große Vertiefung = die Talfalte! Wenn man dann den Ordner aufklappt, ist innen wunderschön die entsprechende Bergfalte zu sehen. Bei unseren dünnen Karten / Papieren ist das genau so, aber nur viel zierlicher!

Zusammenfassung:

Egal, ob eine Karte schon fertig gerillt gekauft worden ist oder man seinen Bogen...selbst rillt:

Geknickt wird so, dass die Tal-Falte außen ist (A-a).

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6 Kommentare

Wieder etwas dazugelernt - danke!
Ich stelle auch gerne Gruß-Klappkarten aus etwas festeren A5-Papierbögen her.
Bisher habe ich die Rille/den Falz immer auf der Innenseite gezogen, also auf der später zu beschriftenden Seite. Mit dem Ergebnis war ich meistens zufrieden.
Dass man das "Tal" auf der Außenseite ziehen sollte, um ein optisch schöneres Ergebnis zu erzielen, habe ich nicht gewusst.
Ich vermute, je dicker das Papier ist, umso eher ist es von Bedeutung, auf welcher Seite man die Rille zieht.
Um zu falzen nehme ich die Rückseite eines Küchenmesserchens.
@anemone: Hey, das Rillen ist bei allen Papieren/ Kartons... von Bedeutung: Wenn man es nicht berücksichtigt, bricht das Material... Die Frage ist / war nur, ob wir bislang hierauf überhaupt geachtet haben bzw. wie wichtig uns das Ergebnis unseres Knickens ist. Gute Papiere sind leider entspechend teuer, weil hochwertig - da lohnt sich unser Alphabet: A zu a!
Nochmal zu dem von dir erwähnten Küchenmesser"chen" - ich habe auch die Endung geachtet und empfehle dir eben kein Messerchen (das wohl relativ klein und dünn ist), sondern genau das Gegenteil, nämlich ein solches mit einem breiten kräftigen "Rücken" (der der Schneidefläche entgegen gesetzte Teil eines Messers): Je dicker das Werkzeug, um so kräftiger wird die Talfalte und um so schöner die geknickte Kante! Geh mal durch Küche und Keller auf Suche ....Viel Freude weiterhin beim Basteln und: Kriegen wir die nächste Karte auch hier zu sehen?!
Wenn ich mich recht erinnere, hat meine Mutter damals die Bögen für ihre gestickten Karten immer gebügelt..............