Heute möchte ich wieder ein wenig über Tiere berichten und einen Tipp zum Entscheid, welches Tier zu einem passt, abgeben. Alle Bilder sind meine eigenen Tiere und leben immer noch bei mir.
Wie kam es zu meiner Entscheidung?
Als 2018 meine alte Katze mit 15 Jahren eingeschläfert werden musste, war klar, dass ich eine neue bekomme. Ich bin schon länger mit einer Tierschutzorganisation aus Bulgarien (Varna) in Kontakt und hatte 2013 dort für meine Mutter schon zwei gehandicapte Stubentiger gefunden. Bella, mit Hüftbruch nach einem Autounfall und Toschka, mit ganz schrecklichem Katzenschnupfen. Also habe ich mich wieder an diese Orga gewandt. Auf der Seite gab es etliche Bilder von Hunden und Katzen, ein Leid größer, als das andere.
Meine Tiere mit Handicap im Überblick
Olivia (Einauge)
Als Erstes hatte ich mich in Olivia, mein Einauge, verliebt. Ich habe eine Vorliebe für schwarz-weiße Katzen und Olivia sah einfach so knuddelbedürftig aus und da es Handicats noch schwerer haben, als die gesunden Artgenossen und Straßenkatzen eh oft nicht gesehen werden, weil der Trend zu Maincoon, Bengal oder BKH geht, wollte ich Olivia eine Chance geben. Bei Einauge hieß es, sie sei komplett blind. Das Bild ist original das, was ich damals auf der Seite gesehen hatte und kein aktuelles Foto.
Olivia kann sehen! Ihr fehlt ein Auge, aber das verbleibende kann - trotz einer Trübung - zumindest wie durch eine Gardine, etwas sehen. Olivia ist übrigens daheim der absolute Chef im Ring, eine Schmusetante hoch 10 und eine total liebenswerte Katzendame. Sie spielt, flitzt, macht und tut und hat seit März 2018 in etwa mit allem Drum und Dran 70 Euro Tierarztkosten verursacht.
Taubi (die kleine Weiße)
Zusätzlich hatte ich mich auch in Taubi (vormals Snezana), meine kleine Weiße, verliebt, ebenfalls von der gleichen Organisation wie Einauge aus Bulgarien. Wie der Name vermuten lässt, ist Taubi meine Hört-Nix-Mieze. Taubi war etwas krank und schlapp, als sie ankam und hatte total stumpfes Fell. Der Tierarzt sagte, etwas Nachtkerzenöl, Hausmittelchen und alles wird gut. Sie ist super klein und wiegt nur etwa 2,1 kg. Fressen tut sie sehr langsam, verglichen mit den anderen, aber nun gut. Auch mit Taubi komme ich über etwa 70 Euro Tierarztkosten im gleichen Zeitraum nicht hinaus. Taubi ist hin und wieder laut, weil sie sich selbst nicht hört, aber nicht so, dass es Nachbarn beeinträchtigen würde. Sie reagiert auf Licht an und aus und wenn sie schaut und ihr winkt, dann weiß sie, dass ich sie bei mir haben mag und kommt.
Raus können Einauge und Taubi nicht, aber das macht überhaupt nichts aus, wenn in der Wohnung genug Spiel-, Sitz- und Liegemöglichkeiten und vor allem hin und wieder Rückzugsmöglichkeit, aber auch Aufmerksamkeit und Zuwendung gegeben ist.
Püppi (Hündin ohne Kniescheibe und Gehbehinderung)
Püppi ist meine erste Hündin aus dem Tierschutz aus Ungarn. Sie hatte dort eine OP und ihr fehlt hinten rechts die Kniescheibe. Wenn sie läuft, dann sieht man, dass sie das rechte Bein etwas steif hat, aber sie kann laufen, kann auch rennen und flitzen. Bei Püppi hieß es, sie könnte irgendwann eine Hüftdysplasie bekommen, also quasi eine schmerzende Hüfte, aber bei großen Hunden ist das keine Seltenheit, sondern kommt häufig vor. Viel geht über den richtigen Untergrund, manches über die richtige Bewegung und evtl. auch mit Schmerzmedikamenten oder ggf. mit recht teurer OP - abgewogen mit dem Alter und der Lebenserwartung und dem Grad des Schmerzes. Püppi hat einiges an Equipment. Hundebesitzer haben Leinen, Halsbänder, Geschirre, Körbchen noch und noch, aber das auch bei einem gesunden Hund. Püppi hat bislang Krallen geschnitten bekommen und hatte von meinen Minikatzen einen Katzenpilz mit fürchterlichen Plustern und eben die gängigen Impfungen, also etwa 80 Euro im Jahr grob geschätzt bislang an Tierarztkosten verursacht.
Hannelore (Kangal-Schäferhund Mix mit "zu viel Hüftknochen")
Hannelore, die zweite Hündin, der Kangal-Schäferhund Mix kommt aus der Tötung in Rumänien. Sie ist etwa 1,5 Jahre alt und wenn ich anfange, über zerlegte Stofftiere, Schuhe, Pantoffeln oder Klobürsten zu reden, dann ist sie ein Fass ohne Boden. Auch der Tierarzt ist bei ihr eine Katastrophe, denn ich habe sie verletzt bekommen, ohne dass ich das wusste. Sie kam nach dem Transport im Dezember 2019 und war neben völlig ausgehungert auch lahm. Erster Versuch beim Tierarzt, muskulär, war es leider nicht. 80 Euro also, um das ausschließen zu können. Dann kam vor Weihnachten das MRT für etwa 370 Euro und dann die Gewissheit, dass sie arm dran und voller Schmerzen ist und ein Stück Hüftgelenk zu viel hat und entweder eine ganz neue Hüfte für 5.000-8.000 Taler oder ein Stück Knochen weggeschnitten bekommen muss für etwa 1.400 Euro. Ein junger Hund mit Schmerzen ist total doof, also was tut der Tiernarr? Abwägen und sich für die sinnvollste Variante, nämlich letzteren Eingriff, entscheiden. Also lag Hannelore im Januar 2022 unterm Messer und hat rechts den Hüftkopf teilweise entfernt bekommen. Mittlerweile ist das Fell nachgewachsen und Hannelore mutiert zum Dauerläufer und unkaputtbaren und unerzogenen Rotzlöffel (Pubertät eben und der Kangal kommt durch).
Sind gehandicapte Tiere kostenintensiver?
Ich möchte mit meinem Tipp die Angst nehmen, vor enormen Tierarztkosten oder Komplikationen und darauf hinweisen, dass vieles vom Halter ausgeht und am Halter liegt. Wichtig ist natürlich, IMMER zum Tierarzt zu gehen, wenn es notwendig ist, aber man kann durchaus eine Wurmkur auch daheim erledigen und diese beispielsweise auch nur bei Bedarf im Akutfall. Ebenso kann man sicherlich Krallen auch selbst schneiden, bei uns macht es der Tierarzt einfach mit oder man geht ohnehin oft auf Asphalt und die Krallen werden vom Asphalt wie von einer Nagelfeile gewetzt. Die Tiere signalisieren einem, was sie brauchen. Mein Taubi hat hin und wieder mal ein etwas entzündetes Auge. Auch die Augensalbe kann man daheim selbst auftragen. Futtertechnisch sind alle sehr genügsam und jeder hat seine Vorliebe, der eine Nassfutter, der andere Trockenfutter, der nächste beides. Püppi und Hannelore sind prima Resteverwerter (Reis, Kartoffeln, Nudeln, Erbsen, Karotten, Äpfel...)
Meine Empfehlung
Nun habe ich viel erzählt. Mein Tipp ist, durchaus auch Handicap-Tieren eine Chance zu geben, denn sie sind einmalig und sehr speziell, genauso toll und liebenswert und vor allem unendlich dankbar, mindestens genau so, wie leider oft überzüchtete Rassetiere.
In diesem Sinne trau dich und gib auch den "Unperfekten" eine Chance. Sie werden es dir danken, mit Liebe und Zuneigung.
Von mir also ein ganz klares JA zur Adoption von Benachteiligten.