Trendgetränk Gin selber machen

Lesezeit ca. 2 Minuten
Ein Glas Gin mit frischen Minzblättern steht auf einem Holztisch im Freien, umgeben von grünem Gras und Sonnenlicht.

Was für ein Hype! Gin ist seit einiger Zeit wortwörtlich in aller Munde. War er noch vor zehn Jahren nur eine Randerscheinung als „Tonicwater mit Fusel und Zitronenscheibe“, gibt es heute unzählige Marken, die teuer gehandelt werden und über die Kenner ins Schwärmen geraten. Vermischen darf man fast gar nicht mehr, höchstens mit exakt darauf abgestimmten und extrem teuren Tonics. Was ist denn Gin eigentlich genau und muss man dafür ein Vermögen ausgeben?

Juniper, Genver, Gin – Wacholder halt.

Juniperus ist der lateinische Begriff für Wacholder und da sind wir auch schon beim Aufgangspunkt. Die älteste Erwähnung findet man in den Niederlanden Mitte der 17. Jahrhundert, dort hat ein Arzt namens Francois de la Boe mit einem Wacholderschnaps von sich reden und den „Genever“ hoffähig gemacht. Als schließlich Wilhelm III von Oranien-Nassau König von England wurde, nahm er sein Lieblingsgetränk einfach mit. Und das war der Beginn einer Erfolgsgeschichte. Bald übernahmen englische Destillerien die Wacholderschnapsherstellung. Ab 1760 weiß man von Gordon Co. in London, Tanqueray entstand 1830. In Finsbury, einem Vorort von London, damals berühmt für sein Quellwasser, entstand der „London Dry Gin“, der vierfach gebrannt wurde.

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In Deutschland war Gin lange vergessen und auf Supermarktware reduziert, bis 2010 im Schwarzwald der Monkey 47 entstand und eine wahre Gin-Hysterie auslöste. Heute bekommt man im Fachhandel zahlreiche Ginsorten.

Was ist Gin und wie wird er gemacht?

Gin ist ein Getreidealkohol, der auf jeden Fall mit Wacholder und (meist) Koriander aromatisiert wurde. Er muss in Deutschland mindestens 37,5 % vol. stark sein, allerdings sind meist die höherprozentigen Gins harmonischer und aromatischer. Die Gewürze, die zugesetzt werden, sind vielfältig und werden „Botanicals“ genannt. Wacholder ist immer drin, aber daneben sind beispielsweise auch Koriander, Zitronenschalen, Angelika, Wein- und Rosenblüten, Pfeffer, Mandeln, Kassiarinde, Veilchenwurz oder Süßholz Geschmacksgeber. Im Monkey 47 werden tatsächlich 47 Botanicals verwendet, im Bombay Sapphires aus England dagegen nur 10. Deshalb schmeckt auch kein Gin wie der andere.

Botanicals kann man nicht wie Früchte oder Getreide maischen, damit Alkohol entsteht, der dann destilliert werden kann. Beim Gin wird neutraler Alkohol mit 96%vol., meist aus Getreide, mit den Botanicals aromatisiert. Entweder per Mazeration, dem Kaltauszug, bei dem man die Botanicals mit Wasser und dem Alkohol mischt und einfach für eine gewisse Zeit stehen lässt. Bei der Digestion, dem Warmauszug, erhitzt man das Ganze noch auf 70 Grad. Das Ergebnis wird dann bei einigen Gins nochmals destillliert. „Distilled Gin“ darf sich aber nur nennen, was durch Perkolation entstand. Dabei wird der Neutralalkohol destilliert und in der Brennblase hängen Siebe mit den Aromamaterialien. Beim Destilliervorgang werden dabei durch die heißen Dämpfe die Aromate gelöst. Eine andere Art der Perkolation ist es, den heißen Alkohol (meist mehrfach) über die Siebe mit den Botanicals zu gießen. Natürlich können die Verfahren kombiniert werden, also ein per Mazeration entstandener Auszug kann per Perkolation stärker aromatisiert werden.

Mein eigener Gin

Da Gin auch wunderbar durch reine Mazeration entsteht, eignet er sich auch zum Selbermachen. Abzuraten ist dabei von „Gin Kits“, die meist aus einer billigen Flasche Wodka, Sieben, einem Trichter, leeren Flaschen und Gewürzen besteht. Das kann man besser selber machen und dabei wunderbar experimentieren. Essentiell sind ein guter Wodka und Wacholderbeeren. Zunächst versetzt man den Wodka mit Wacholderbeeren (für 750 ml braucht man 2 EL) und lässt ihn 24 Stunden stehen. Dann die Beeren herausfiltern und mit den gewünschten übrigen Gewürzen versetzen. 12 Stunden ziehen lassen. Dann gut filtern und abfüllen. Wer eine kleine Destille besitzt (in Deutschland erlaubt bis 0,5 Liter Maische), kann seinen Gin auch per Perkolation herstellen, das dauert aber ziemlich lange!

Die übrigen Gewürze? Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Empfehlenswert sind Koriandersamen und die Schalen von Zitrusfrüchten, möglich aber auch Ingwer, Lorbeer, verschiedene Pfefferarten, Muskat, Fenchelsamen, Piment, Lavendel, Rosmarin, Angelika, Wein- aber auch Rosenblüten, Kassiarinde, Veilchenwurz oder Süßholz. Die Zeitschrift Stern beispielsweise nimmt in ihrem Rezept ¾ TL Koriandersamen ¼ TL Fenchelsamen, ¼  TL Pimentkörner, 4 Kardamomkapseln, 2 Pfefferkörner, 1 Lorbeerblatt, 1 kleiner Zweig Lavendel, 1 großer Zweig Rosmarin, je 1 kleines Stück getrocknete Grapefruit- und Zitronen-Zeste.

Am Anfang gilt  „weniger ist mehr“ und „kürzer ist besser“, wenn der Gin dann noch zu lau schmeckt, kann man immer noch nacharomatisieren. Ansonsten bleibt zu sagen: na dann, Gin Gin!

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24 Kommentare

super Idee.....ich liebe Gin und werde das mal ausprobieren.
Vielen Dank auch für die Geschichte des Gin. Sehr informativ und gut recherchiert.

Liebe Grüße

geodor
Ich habe noch nie Gin getrunken und mit den Gewürzen habe ich bisher nur indisch gekocht 😂, aber ich habe Wodkaerfahrung und traue mir durchaus zu, mal einen Versuch zu starten. Zuvor probiere ich aber erst einmal einen gekauften Gin und mixe mir einen klassischen Gin Fizz oder einen Gin Daiquiri - viel von gehört, nie probiert.

Für den ausführlichen Tipp aber auch im nüchternen Zustand schon einmal 5 Sterne!
Moin xlreloaded
fang doch mal mit einem ganz einfachen Gin-Tonic an.
Dafür brauchst du nur ein großes Glas, gaaaaanz viel Eis, eine Limette,
Tonic und natürlich Gin.
Ich mag den Bombay Sapphire am liebsten, andere gehen aber auch.
Limette aufschneiden, eine Scheibe zu Seite legen, den Rest auspressen und über das viele Eis geben. 50ml Gin und 100 ml (oder nach Geschmack auch mehr) Tonic dazu, Limettenscheibe rein und los geht's
Moin geodor
Kann ich mir gut vorstellen, kenne aber den Gin-Geschmack so gar nicht und habe - trotz niederländischem Pass - auch keine Jenever-Erfahrung (Schande über mich 😂).
Limetten habe ich ganzjährig auf Vorrat und morgen ist Wochenende.
Also: `
Bombay Sapphire in den Einkaufswagen (hellblau passt ja schon mal zum Zustand nach den ersten Gläsern 😂) und dann schaun wir mal!
geht übrigens auch mit Wodka?
Ein Hype um Gin? Wieso habe ich davon nichts mitgekriegt? Ich kenne nur Gin Fizz aus meinen Mallorca-Zeiten aus den 80er-Jahren. Den hatten wir uns in unseren Urlauben mal gegönnt und für lecker befunden. Könnte ich ja mal wieder aufleben lassen..... Die nächste Feier kommt bestimmt😜
@lakshmi:
Also bei mir hat die "Freitag 20 Uhr-Feier" gerade begonnen 😂
Prooooost

ich mach mir gleich auch einen ?
@geodor:
Ich probiere Gin zum ersten Mal und muss sagen: Kann man als Cocktail gut trinken! 😂
ich habe mir einen Gin Basil Smash zubereitet (weil ich die Zutaten wie Basilikum, Zitrone und Zuckersirup im Haus habe) - sehr lecker, obwohl ich jetzt nicht genau weiß, ob ich zum Basilikum nicht noch Tomaten und Mozzarella brauche...... 😂
@xldeluxe. Ich würde das ? auch lieber zu ? Mozzarella nehmen.
Ich bevorzuge eher den "puren" Geschmack. Der Gin hat schon Gewürze genug und ich finde Limette / Zitrone runden das ganze genial ab.
Bei uns trinken die Harten den Wacholder pur und axelwarm, den kriege ich nicht durch den Hals, auch mit ? nicht ?.
@geodor:
Eigentlich mag ich keinen Alkoholgeschmack und habe mich darum für Wodka entschieden. Und den auch nur extrem stark verdünnt (mit Apfelsaft/Wasser) und eiskalt. Warm geht gar nichts, egal was es auch ist........
@xldeluxe_reloaded: oh ja, Gin Fizz musst du unbedingt probieren, war in meiner Partyzeit der Renner. Ich fühle mich gerade um 50 Jahre zurück versetzt. Schön war's.
Achselwarm? 😱 Mich schüttelt's gerade....... na, ja, wenigstens haut er dann richtig rein.......
Mit Wehmut denke ich an die 80er zurück....... Gin Fizz, Lumumba, Snow Ball, White Lady, Sangria, Pina Colada..... lecker, lecker.....

Nie mehr kommst du wieder, schöne Zeit 😢
@lakshmi:
So ein Zufall: Vom Lumumba (in Holland: Tote Tante) habe ich gestern noch gesprochen.....von damals, von der dunklen Kellerbar in Spanien mit dem sahnigsten Kakao aller Zeiten.......mit Chocomel könnte ich es mal wieder versuchen.
@xldeluxe_reloaded:
Wir haben damals einige Male versucht, den "nachzumachen", aber eigentlich hat er nie so geschmeckt wie in Spanien. Veterano wussten wir ja, aber es mangelte immer an dem "richtigen" Kakao......
@lakshmi: Ich weiß, aber ich denke der sahnig dicke cremige Chocomel im Tetrapack ist es!
@xldeluxe_reloaded: Sahnig, dick und cremig klingt richtig gut - ich weiß zwar nicht, wo es den gibt, aber das kriegt man ja schnell raus. Danke für den Tipp.
@lakshmi:
Chocomel gibt es überall in den Niederlanden, in Belgien, aber auch schon mal in großen Supermärkten in Deutschland.
Na das ist doch mal eine schöne Anregung, die zum Nachmachen inspiriert. 👍
Danke für den Artikel und die großartige Recherche!
Lumumba kenne ich nur mit Rum. Wird es auch mit Gin getrunken?
@ Klaas,

neeeee Lumumba mit Gin geht gar nicht, die Mädels schwelgten in alten Urlaubserinnerungen aus Spanien.
Da kann ich mich nur anschließen, Urlaub, Spanien, Strand, Sonne und Lumumba caliente gehören einfach dazu.....
@geodor: und andere . Ich habe mal in einem kleinen Dorfrestaurant in Dithmarschen eine vom Koch gemachte Tomatensuppe mit frischen Basilikum und einem Schuss Gin gegessen. KÖSTLICH Ich weiß nicht, welcher Gin es war. Ich vermute, dass es ein ziemlich reiner Juniper war, weil - das wisst ihr alle - viele Aromen zusammen verderben den Gesamteindruck.
Aber Wacholder, Tomate und Basilikum harmonieren gut miteinander.
Ich komponiere mal eben ein Bruschetta: Scheiben angeröstet von Baguette, darauf kleine Stückchen Tomate, gezupftes Basilikum und eine Teelöffelspitze wenig aromatisierten Gin. Nochmal kurz in den heißen Backofen oder unter den Grill, damit der Alkohol nicht total verdunstet.
Hab leider kein Baguette im Hause, sonst würde ich es heute noch probieren.
Super Idee :) Ich mag Gin gerne und werde das unbedingt ausprobieren müssen.