Verbände und Pflaster richtig anlegen

Verbandmaterialien und Scheren liegen auf einer weißen Oberfläche, bereit zum Anlegen von Pflastern bei einer Wunde.

Wer kennt das nicht: Man hat sich in den Finger geschnitten und das verflixte Pflaster hält nicht. Will man kleinere (mit der Betonung auf kleinere) Wunden zu Hause auf die Schnelle versorgen, ist es hilfreich, wenn man weiß, wie man Verbände und Pflaster richtig anlegt.

Das Pflaster

Kein Thema an geraden Stellen, aber an Gelenken, vor allem an der Hand, gibt es ein Haftungs- und Sitzproblem. Deshalb diese Tricks:

Video-Empfehlung:
  1. Das Pflaster muss immer ausreichend groß sein – der Mullteil größer als die Wunde (selbstverständlich), aber auch der Klebeteil muss genügend Haftung bieten. Es gibt zwar eine Vielzahl von Strips in allen möglichen Formen im Handel, es empfiehlt sich aber trotzdem, das klassische Heftpflaster am Stück im Haus zu haben. Das kann man in die Form schnippeln und schnitzen, wie man es braucht.
  2. Das Fingerkuppenpflaster: ein langes Stück Pflaster abschneiden – mindestens so lange wie zweimal zum ersten Fingergelenk. In der Mitte rechts und links in den Klebestreifen einen Keil schneiden. Das Pflaster über der Fingerkuppe befestigen, die Keile sind rechts und links der Kuppe.
  3. Pflaster zwischen den Fingern: ein ausreichend langes Stück Pflaster abschneiden. In der Mitte rechts und links in den Klebestreifen zwei Schnitte senkrecht im Abstand einer Fingerbreite machen. Diese Mittelstücke kleben dann an den Fingern.
  4. Pflaster direkt auf dem Gelenk: rechts und links in den Klebestreifen je zwei Keile schneiden.
  5. Etwas längere Schnittwunden kann man mit einem Schmetterlingspflaster geschlossen halten, das senkrecht zum Schnitt geklebt wird.

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Der Verband

Einen Verband wird man anlegen, wenn die Wunde größer ist, als ein Pflaster fassen kann und man sicher ist, dass kein Arzt von Nöten ist. Bei einem Wundverband gelten die folgenden Regeln:

  1. Wissen, wann man den Arzt braucht: bei erheblichen Schmerzen oder wenn die Wunde größer als 3cm ist, ein größerer Hautverlust oder tiefgehende Wunden vorliegen. Wenn nach 24 Stunden kein sichtbarer Heilungsprozess eingetreten ist. Ebenso, wenn die Wunde eitert oder noch Fremdkörper darin sind.
  2. Nie die Mullbinde direkt auf eine offene Wunde wickeln, das kann erhebliche Probleme beim Abnehmen geben. Eine Mullbinde ist immer nur für das Fixieren des „eigentlichen“ Verbandes da: der sterilen Kompresse, des Mulltuches oder ähnlichem.
  3. Wunden vor dem Verbinden reinigen. Entweder mit klarem Wasser oder mit einem geeigneten Desinfektionsmittel. Auf keinen Fall ein Hand-Desinfektionsmittel verwenden!
  4. Kompresse auf die Wunde legen und mit der Mullbinde unterhalb der Wunde beginnen und aufwärts wickeln. Immer die Hälfte der Bahn bedecken, bis man oberhalb der Wunde angekommen ist.
  5. Verschließen mit geeigneten Clips oder mit Tapeband. Mullbinden kann man auch verschließen, indem man das Ende der Binde längs in der Mitte in zwei Teile reißt und damit einen Knoten um den Verband macht.
  6. Nicht zu stramm verbinden. Wenn es drückt (und es kein Druckverband sein soll), ist es zu fest!
  7. Den Verband regelmäßig – mindestens jeden Tag – wechseln.
  8. Braucht man einen Druckverband (weil man sofort zum Arzt muss und das nicht vollbluten will), legt man ein sehr dickes Mullpolster auf die Wunde und wickelt sehr stramm. Und dann aber tatütata!
  9. Mit einem Dreieckstuch kann man Hände und Füße im Ganzen verbinden. Dazu die Hand auf das Tuch legen, die Spitze über die Finger klappen und die beiden Ecken von rechts und links darüberlegen. Diese einmal um das Gelenk wickeln und vorne verknoten.
  10. Braucht man einen Verband um einen Finger, legt man die Mullbinde erste einmal um die Fingerbasis, überkreuzt sie und führt sie zur Fingerkuppe hoch und auf der Rückseite nach unten. Festhalten und wieder einmal nach oben und von dort den Finger abwärts wickeln.

Empfehlungen für die Hausapotheke

  • Wund-Desinfektionsmittel
  • Sterile Kompressen und Mulltücher
  • Mullbinden
  • Elastische Binden
  • Tape/Klebeband
  • Heftpflaster – entweder in verschiedenen Formen oder am Stück
  • Scharfe, nicht zu große Schere.

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24 Kommentare

Liebe Steffi_K
vielen Dank für die Tipps. Im Alltag wird sicher nur ein Pflaster aufgeklebt. Als ich noch berufstätig war, waren Schnittverletzungen an der Tagesordnung. Jeder Kollege hatte einen Meter Pflaster in der Tasche. Obwohl es einen Betriebsarzt gab. Meine Arme, mein Bauch sind übersäht von Narben. Einige länger als 10cm. Da hat man kurzerhand ein entsprechendes Stück Pflaster aufgeklebt, damit die Anlage weiterlaufen konnte. Zeit ist Geld und ein Stillstand bedeutete ca. 2000€ Verlust/Sunde.
Regelmäßig einen Erste-Hilfe-Kurs besuchen, da lernt Mann/Frau auch noch andere, zum Teil lebenrettende Techniken und andere nette Mensvhen kennen.
Regelmäßig einen Erste-Hilfe-Kurs besuchen, da lernt Mann/Frau auch noch andere, zum Teil lebenrettende Techniken und andere nette Mensvhen kennen.
Das hast du alles sehr gut beschrieben. Ich spreche aus Erfahrung. Genau so mache ich das auch immer. Wie schon gesagt wurde: regelmäßige Erste Hilfe Kurse besuchen schadet auch nicht.
Mein erster und letzter Erste Hilfe Kurs war 1975.
Wenn es um Pflaster geht, mag ich sehr gerne die elastischen, die kann man so zurecht ziehen, wie es am besten passt.
In den letzten 4 Jahrzehnten hat sich niemand in meinem Umfeld derart stark verletzt, dass ein Pflaster nicht ausreichte - trotzdem ein guter und hilfreicher Tipp.
@xldeluxe_reloaded:

was bitte sind elastische Pflaster?. Ich kenne nur die "Meterware" wie oben abgebildet.
@gordita:
Wie soll ich es erklären:
Es handelt sich um breite (10x6 cm) einzelne Textilpflaster. Sie sind elastisch, man kann sie also etwas auseinanderziehen. Dadurch bleiben sie auch bei Bewegung, wie z.B. an Fingergelenken, fest an der gewünschten Stelle kleben und lassen sich grundsätzlich aufgrund ihrer Dehnbarkeit viel problemloser an Fingern oder Zehen anbringen.
@xldeluxe_reloaded:

danke
@gordita: Peha-Haft von Hartmann. Gibt es in 6cm und 8cm Breite, nennt sich 'elastische Fixierbinde' und ist selbsthaftend. Ist superpraktisch als Fingerverband. Man wickelt sich einfach die gewünschte Länge um den verletzten Finger und schneidet dann ab.👌
@DWL:
Ich denke, die Verbände kenne ich. Gibt es in verschiedenen Farben, oder?
@gordita: Also ich kenne sie nur in weiß, aber vielleicht gibt es die mittlerweile auch in farbig. ist schon länger her, dass ich das gekauft habe.
@DWL:

hab eben noch schnell gegoogelt. Ja, wir sprechen von den gleichen Verbänden. Ich habe sie in gelb, rot und blau zu Hause. Habe den letzten Verband aber schon 2008 in Berlin gekauft.
Grade zu den Pflasterschnitttechniken wären Fotos prima. oder sogar als Videotipp???
Als Profi kan ich sagen: Alles haargenau richtig!
Gute Tipps für kleinere Verletzungen.
@gordita: An was für einer Anlage hast Du da gestanden? Verrätst Du das? Was flog da rum?
Oh ja, mit Wunden , kenne ich mich aus! Ich glaube, ich habe einen ganzen Karton voll nur Verbandsmaterial!
Die Tips sind gut, denn gerade am Finger oder der Hand reicht meist ein normales Pflaster nicht aus.
Sofern keine Fremskörper in der Wunde stecken, empfehle ich eine Jodsalbe-ich nehme Polysept, gibts auch auf Rezept und brennt auch nicht!- darauf eine sterile Wundauflage(Drogerie) und selbstklebenden Verband(Drogerie oder Versandapotheke)), Der Verband ist klasse und man kann sich gut ohne Hilfe verbinden so viel man braucht! Natürlich gibts das alles auch in der Apotheke vor Ort, allerdings sehr viel teurer!!!!
Bei Brandwunden empfehle ich sterile Gelpflaster, normalerweise auch aus der Drogerie. Ich gehe meist zur dm. Blutet es arg, est mal einen festern Druckverband anlegen, funktioniert auch -nicht lachen- mit einerSlip-Einlage und Leukoplast!
Was ich vermisse sind Bilder!!! oder Zeichnungen. Eine Beschreibung ist richtig, aber der Mensch ist ein Augentier, weswegen eine bildliche Darstellung notwendig ist!!
@schwarzetaste:
Ganz grob, es war eine Zerteilanlage. Auf der einen Seite wurde ein Ring Weißblech aufgezogen, das Blech gerichtet und anschließend nach Kundenvorgabe in Tafeln zerteilt, diese dann am anderen Ende in Boxen auf Paletten gestapelt. Eine Box für Ausschuß, eine ging zum Sortieren, und dann noch zwei Boxen Qualität zum Packen.
Die Bleche waren bis 0,5mm dick (daraus wurden Partyfässer gemacht, die 5l Fäßchen). Es gab langsame und schnelle Anlagen. Die schnellen liefen damals bis 240m/min. Wenn sich dann eine Tafel verkeilte, Handschuhe an und rausziehen. Wenn diese sich dann löste, hatte man keine Kontrolle mehr darüber. Heutzutage sind die Arme bis an die Ellbogen geschützt.
Noch ein Tip an Alle: Lebensmitteldosen sind verzinnt, einige lackiert. Laßt die Finger von eingedellten Dosen!! Weißfrucht z.B., also Birnen, Pfirsich, Ananas usw., kann den Zinn aus der beschädigten Dosenwand aufnehmen. Diese Dosen haben nämlich keine Innenlackierung. Daher auch angebrochene Dosen in Plastik oder Porzellan umfüllen, sonst seht ihr im wahrsten Sinne des Wortes schwarz.
@gordita: Danke für die Antwort! Ist ja ganz schön krass!
Und danke auch für den Tipp!
@gordita: da warst Du aber hart im nehmen....alle Hochachtung für Dich ! Man kann sich aber auch "super gut" an Papier (z.B. neue Geldscheine) oder frisch gefalteten Kartons böse schneiden .

Das mit dem Fingerkuppenverband für Euch , die es sich nicht vorstellen können : das Pflaster der Länge nach auf die Hälfte zusammen legen , dass die Mullseite oben ist und rechts und links oben eine Ecke (Eckchen) abschneiden.
@Schnuff:

ist aber nicht gelogen. Als meine jetzige Frau meine Arme und meinen Oberkörper sah, schaute sie doch etwas befremdlich. Aber das waren nur Kleinigkeiten. Einmal hatte ich mir die Ecke einer Tafel ins Gesicht gestoßen. Genau zwischen Nasenwurzel und Tränenpünktchen (der kleine Knubbel im Auge an der Nase). Da sind mir aber alle Sünden eingefallen!!
Habe mich auch schon an Papier geschnitten, aber dann sind es doch eher nur die Fingerkuppen und innerhalb 24h verheilt.
Beliebte Schnittmöglichkeiten boten auch Lochstreifen für Fernschreiber. In meiner Dienstzeit wurden die ausgestanzten runden Überbleibsel gerne gesammelt, um als Wurfmaterial an Polterabenden zu verwenden. Leider landeten da mit den Jahren nicht wenige , zuvor fröhlich Feiernde, wegen zerschnittener Hornhaut in Augenkliniken.
Autsch !! Was man so alles aushalten muss auf Arbeit. Hast Du am Auge hinterher Schwierigkeiten beim abheilen bekommen ?
@Schnuff:

Nein, gottseidank nicht. Die Narbe ist auch nur gut 2mm lang. Aber so eine Tafel ins Gesicht, nah am Auge vorbei, gegen einen Knochen hämmern, das hat schon was für sich. Ca. 1 oder 2mm weiter nach rechts..... man, hatte ich ein Glück!!!!!
Ich bekam im Spital nach einer Operation einen selbstklebenden Verband angelegt, der wirklich sehr gut hielt. Seither weiß ich, dass es so was wirklich gibt. Was man da aber in den Apotheken und Sanitätshäusern als 'selbstklebend' anbietet ist eigentlich ein Skandal. Das kann man an den Körperrundungen einfach nicht festkriegen, ohne dass es irgendwie und irgendwo schlabbert... Auf meine kritische Anfrage, warum man das was Spitäler haben, nicht auch privat bekommen könne hieß es regelmäßig: 'Ja, die Spitäler bestellen größere Mengen...'
Kann irgendjemand erklären, warum wirklich nur solcher Mist angeboten wird? Wäre das 'billige' Angebot vielleicht alsbald unverkäuflich, wenn Patienten entdeckten, was ihnen da vorenthalten wurde?