Schon seit sehr langer Zeit galten die Vogelbeeren (Sorbus aucuparia) als giftig. Es ist unerklärlich, woher diese weitverbreitete Annahme stammt, denn man kann sie kaum mit anderen, giftigen Beeren verwechseln. Erst kürzlich habe ich erfahren, dass das nicht der Fall ist - Vogelbeeren sind ungiftig und sogar essbar.
Zwar sind die rohen Beeren ziemlich bitter und deshalb kann und sollte man sie auch nicht in größeren Mengen verzehren. Aber gekocht und als Konfitüre, Gelee oder Mus zusammen mit Äpfeln oder Birnen entfalten sie ein herbsüßliches Aroma. Auch für die Zubereitung von Schnaps oder Likör können sie verwendet werden.
Der Vogelbeerbaum
Der Vogelbeerbaum (auch als Eberesche bekannt) stammt aus der Familie der Rosengewächse. Eine Eberesche kann bei guten Bedingungen über 100 Jahre alt werden. Sie gehört zu den kleineren Gehölzen und erreicht selten eine Höhe von mehr als 15 Metern. Ihren Namen haben die Vogelbeeren deshalb, weil Vögel die Beeren sehr gern fressen. Aber auch für andere Tierarten wie z. B. Eichhörnchen, Dachs, Fuchs, Feldmaus und auch Rehe ist die Eberesche eine wichtige Futterquelle.
Der Vogelbeerbaum ist fast in ganz Europa verbreitet und wächst aufgrund seiner geringen Ansprüche an die Bodenqualität in Nadel- und Laubwäldern, an Waldrändern, auch an Straßen und Wegen und sogar auf Brachflächen oder im Gebirge sowie auch oft als Heckenpflanze.
Die Vogelbeeren
Die Vogelbeeren reifen im Herbst bis zum Oktober. Die beste Erntezeit ist nach dem ersten Frost, da die Früchte erst dann ihr süßlich-herbes Aroma richtig entfalten. Man muss jedoch den Vögeln zuvorkommen, denn wenn man zu lange wartet, kann man Pech haben - und die Vögel haben den Baum bereits abgeerntet.
Vogelbeeren enthalten nicht nur reichlich Vitamin C, das der Körper für den Aufbau von Knochen und Bindegewebe benötigt, sondern auch Provitamin A, das im Körper in Vitamin A umgewandelt wird, welches wichtig für das Sehvermögen ist.
Außerdem enthalten die Beeren aber auch Parasorbinsäure, die bitter schmeckt und leicht giftig ist.
Deshalb sollten sie auch nicht roh gegessen werden, denn der Verzehr von größeren Mengen kann zu Magenbeschwerden, Erbrechen und Durchfall führen. Wenn man sie aber kocht, wird die bittere Parasorbinsäure in Sorbinsäure umgewandelt, die nur noch einen schwachen säuerlichen Geschmack hat und die der Körper gut verträgt. Sorbinsäure wird z. B. auch zur Konservierung für Lebensmittel verwendet, aber nur in einer sehr geringen Konzentration, die kaum wahrnehmbar ist.
Es gibt aber auch Vogelbeer-Sorten, die man roh essen kann, z. B. die bitterstoffarme Sorte ’Edulis’ oder die bitterstofffreie Sorte ’Rosina’.
Inhaltsstoffe der Vogelbeeren
Außer Vitamin C, Provitamin A und Parasorbinsäure enthalten Vogelbeeren auch Apfelsäure, Zitronensäure, ätherische Öle, Bitterstoffe, Carotinoide, Gerbstoffe, Magnesium und Pektin.
Heilende Wirkungen
- Aufgrund der zahlreichen Inhaltsstoffe haben Vogelbeeren eine appetitanregende, kräftigende und blutreinigende Wirkung und können bei Magen-Darm-Beschwerden, Stoffwechselstörungen, Leberschwäche, Lungenkrankheiten, Prostatabeschwerden, Vitamin-C-Mangel, Appetitlosigkeit und Halsschmerzen helfen.
- Durch ihre Gerb- und Bitterstoffe können Vogelbeeren das Verdauungssystem wirksam unterstützen und sowohl gegen Durchfall als auch gegen Verstopfung sowie bei Problemen der Gallenfunktion helfen.
- Das Provitamin A wirkt als Antioxidans (Radikalfänger).
- Getrocknete Vogelbeeren sollen die Nierenfunktion anregen und die Ausscheidung von Nierensteinen fördern.
- Auch bei Vitamin-C-Mangel können Vogelbeeren helfen, deshalb wurden sie früher gegen Skorbut eingesetzt.
- Frisch gepresster Vogelbeersaft mit etwas Honig ist hilfreich gegen Bronchitis und andere Lungenkrankheiten und soll sogar bei Lungenentzündung helfen.
- Ein Vogelbeer-Mus fördert den Aufbau der Darmflora nach Darmerkrankungen oder einer Behandlung mit Antibiotika.
- Bei Stoffwechselstörungen, Prostataleiden, Mandelentzündung, Halsschmerzen und Heiserkeit hilft dagegen ein Tee von frischen Vogelbeeren. Dieser soll auch gegen den grünen Star wirken, aber dies ist noch nicht bewiesen.
- Im Frühjahr kann ein Tee aus den Blüten und Blättern der Eberesche zubereitet werden, der bei Magenbeschwerden hilft und zur Reinigung der Blase, der Nieren und des Blutes beitragen soll.
- Ebenso kann man aber auch getrocknete Blüten und Blätter für einen Teeaufguss gegen Husten, Bronchitis, sowie Magenprobleme verwenden.
Tipps für die Zubereitung von Konfitüre, Gelee oder Mus und Tee
- Dafür müssen die Vogelbeeren unbedingt gekocht werden, damit die bittere Parasorbinsäure in die verträgliche Sorbinsäure umgewandelt wird. Die Beeren eignen sich gut zur Herstellung von Konfitüre, Gelee oder Mus. Die Konfitüre oder auch ein Chutney aus Vogelbeeren passen sehr gut zu Wildgerichten, aber auch zusammen mit Ziegenkäse schmecken sie vorzüglich.
- Für ein Vogelbeer-Mus weicht man die gewaschenen Beeren über Nacht in Essig-Wasser ein. Danach werden sie abgegossen und mit kaltem Wasser abgespült, dann mit wenig Wasser weich gekocht und durch die „Flotte Lotte“ oder ein Sieb passiert. Man kann die Beeren auch mit Äpfeln oder Birnen mischen und mit etwas Zimt und Kardamom würzen. Das Mus kann dann in Gläser abgefüllt werden.
- Einen Vogelbeer-Tee kann man aus 1 EL frischen Vogelbeeren zubereiten, die man mit 200 ml kochendem Wasser übergießt und dann mindestens 10 Minuten ziehen lässt.
- Im Frühjahr nimmt man 1 EL Blüten und Blätter der Eberesche, die man mit 250 ml kochendem Wasser übergießt und dann nach 6 bis 10 Minuten abseiht.
- Für einen Teeaufguss mit getrockneten Blüten und Blättern nimmt man ebenfalls 1 EL voll und übergießt mit 250 ml kochendem Wasser.
- Des Weiteren können die leicht säuerlichen, mandelartigen Blüten der Eberesche auch gut zum Würzen von Süßspeisen verwendet werden.
Anwendung im Garten
Da die Blätter der Eberesche reich an Magnesium sind, eignen sie sich sehr gut als Mulch zur Aufbesserung von schlechter Gartenerde.
Kreativling
Den Tipp ansich finde ich aber gut und informativ.
Seit meiner Kindheit glaubte ich, dass Vogelbeeren für Menschen giftig sind...................
Wieder was gelernt.
Lassen wir den Vögeln doch die Beeren, wir müssen ja nicht alles essen.
Weitere Informationen und Rezepte gibt es dazu übrigens im Obstkochbuch von Elisabeth Wieloch (Fachbuchverlag Leipzig 1961).
Der Likör stammt aus dem bayerischen Fichtelgebirge und wurde von dem Apotheker Gottlieb Vetter erfunden und 1895 erstmals verkauft. Der Name des Getränks bezieht sich auf die sechs historischen Verwaltungsbezirke rund um die Stadt Wunsiedel – das Sechsämterland. Seit 2001 wird die Spirituose von der Firma Schwarze & Schlichte in Oelde vertrieben.