Nun widme ich mich wieder meinem eigentlichen Lieblingsthema Geld und Finanzen. Genau genommen soll es heute um Versicherungen gehen, die ich - als Mitarbeiterin eines großen Versicherungskonzerns - ein wenig genauer beleuchten möchte.
Vorweg kann ich eins sagen: Toll wäre, alles zu haben und sich alles leisten zu können, aber es braucht Mut zur Lücke und mit ein wenig Eigenverantwortung und Disziplin geht ganz viel. Lest selbst mehr.
Was ist eigentlich eine Versicherung und warum brauche ich sie überhaupt?
Der Sinn und Zweck einer Versicherung im eigentlichen Sinne ist es, ein bestimmtes Risiko abzusichern und das über eine Art "Gruppenhaftung" im Kollektiv, damit viele Leute mit den eingezahlten Prämien auch das eventuell eintretende Risiko abdecken können und keiner, der einen Schadenfall hat, im Regen steht. Was natürlich in diesem Zuge nicht geht ist, rückwirkend einen bereits eingetretenen Schadenfall von der Allgemeinheit finanziert zu bekommen. Hat man zum Zeitpunkt des Schadens keine Versicherung, gibt es folglich auch kein Kollektiv, was über seine Prämien so freundlich ist, meinen Schaden zu schultern.
Welche Sparten gibt es?
Es gibt grundsätzlich
Sach- und Haftpflichtversicherungen, wo beispielsweise eine Kfz-Versicherung, eine Glasversicherung, aber auch eine Tierhalterhaftpflichtversicherung oder die Wohngebäudeversicherung reingehört. Gesetzlich verpflichtend ist die Kfz-Haftpflichtversicherung, alle anderen Versicherungen sind freiwillig.
Krankenversicherungen, sowohl gesetzlich und "verpflichtend", als auch privat und als Ergänzung zur gesetzlichen Standardversicherung. Das könnte sein Krankenhaustagegeld, eine private und gesetzliche Unfallversicherung und auch eine Zahnzusatzversicherung.
Lebensversicherungen, in Form von Risikolebensversicherungen, Sterbegeldversicherungen um Hinterbliebene abzusichern, eine Berufsunfähigkeitsversicherung oder auch eine Dread Disease Versicherung, aber auch private Rentenvorsorge wie Rieser, Rürup-/Basisrente oder andere Produkte.
Das zunächst mal grob gesprochen. Als Faustregel gilt, dass alles, was gesetzlich ist, einen Basisschutz bietet, ggf. auch nur bei bestimmten Aktivitäten, aber nie Raum für individuelle Lösungen bietet und auch nie die bestmöglichen Leistungen beinhaltet, sondern dafür muss man selbst in die Tasche greifen.
Was muss man denn nun alles auf jeden Fall versichert haben?
Nun, es gibt sicherlich kein richtig oder falsch und was man versichern muss oder möchte, hängt ganz stark von einem persönlich und von den sehr persönlichen Lebensumständen ab. So haben beispielsweise Familien mit eigenem Haus und Kindern ganz andere Bedürfnisse, als Studenten oder vielleicht Rentnerinnen und Rentner, die in einer kleinen Mietwohnung leben.
Alles, was einem lieb und teuer ist und was einen so hohen Wert hat oder einen Verdienstausfall bedeutet, den ich nicht "mal eben so" selbst wieder herstellen oder ausgleichen könnte, sollte irgendwie versichert sein. Ich gebe 3 sehr eindeutige Beispiele:
- Ist der Mann Alleinverdiener, hat mit seiner Frau eine Eigentumswohnung zum Abzahlen, dann sollte der Alleinverdiener tunlichst sowohl eine Risikolebens- als auch eine Berufsunfähigkeitsversicherung als Minimum haben und natürlich gehört auch eine Privathaftpflichtversicherung her. Eine Unfallversicherung für beide macht ebenfalls Sinn, sollte in Folge eines Freizeitunfalls einer der Beiden die Wohnung behindertengerecht umgebaut haben müssen.
- Gibt es ein Einfamilienhaus und ein fremd finanziertes Auto, dann ist auch eine Wohngebäudeversicherung für beispielsweise einen Brandschaden oder auch einen Sturmschaden am Haus (oder denken wir an das Hochwasser 2021) und auch eine Vollkaskoversicherung für das Auto absolut notwendig und das Mindeste. Fährt jemand das Auto vor die Wand und es ist eine Konserve, müssen ohne Vollkasko die Leasing- oder Bankraten weitere bezahlt werden, aber es muss auch ein anderes Auto her und niemand - außer man selbst - kommt für den Schaden auf.
- Sind nun auch noch Kinder mit im Spiel, dann ist es ggf. sinnvoll, die Kinder privat zusätzlich kranken zu versichern, aber, damit die Kinder nicht für die Eltern haften, sollten diese mal ins Pflegeheim müssen, sollte in meinen Augen auch für beide eine Pflegezusatzversicherung her, um später die Heimkosten decken zu können.
Meine Versicherungen 2006-2018
Ich war immer gut versichert und hatte folgende Produkte - als Single - und ab 2010 als Besitzerin einer Eigentumswohnung am Stadtrand:
- Privathaftpflicht und Hausrat (in Österreich Haushaltsversicherung)
- Unfall- und private Pflegezusatzversicherung (auch ohne Kinder), die Unfallversicherung eben wegen eventueller Umbauten an meiner Eigentumswohnung, denn da hätte ich nicht mal eben einfach ausziehen können
- Riester, Rürup, betriebliche Altersvorsorge, Fonds gebundene private Rentenversicherung und eine Berufsunfähigkeitsversicherung
- Phasenweise eine Rechtsschutzversicherung (die finde ich persönlich am wenigsten wichtig, aber das ist sehr persönlich), warum erkläre ich später
- Kfz-Versicherung mit teilweise nur Haftpflicht, Teil- oder Vollkasko (meine Autos waren immer bar bezahlt)
- Zahnzusatzversicherung, Auslandskrankenversicherung und Krankenhaustagegeld
- Bausparvertrag über die vermögenswirksamen Leistungen des Arbeitgebers
Alles in allem waren es zu Spitzenzeiten rund 450 - 500 Euro als Alleinverdiener an Versicherungsbeiträgen pro Monat! Gebraucht habe ich Gott sei Dank nie etwas!
Meine Versicherungen heute
Mit meinem Umzug 2019 von Deutschland nach Österreich wurde klar, dass viele meiner tollen Versicherungen im Ausland gar nicht funktionieren, mit ausländischer Krankenversicherung nicht funktionieren oder steuerliche Vorteile weg sind. Die Berufsunfähigkeitsversicherung ging ebenfalls nicht mit umzuziehen nach Österreich.
Außerdem hatte ich auch schon vorher, als ich 20113/14 temporär arbeitslos war, einiges einschränken müssen und mir überlegt, wo das - nennen wir es - überschaubarste Risiko ist. Das war in meinen Augen eindeutig bei der Rechtsschutzversicherung, denn 300 Euro Jahresprämie gegenüber einem privat finanzierten Rechtsstreit wegen einer Nichtigkeit, die mir persönlich einfach nur sauer aufgestoßen ist und mich etwa 1.500 Euro gekostet hat aus eigener Tasche, waren mit die 300 Euro nicht wert. Ebenso die Rürupversicherung ist recht schnell wieder ruhend gestellt worden, denn sie bietet keinerlei Todesfallsumme für Hinterbliebene und ist analog zur gesetzlichen Rente, nur auf privater Ebene. Geld einzahlen, wo es nicht mal für meine Erben etwas gibt? Nein Danke! Ebenso die Krankenvorsorge privater Natur. Ich war mit 37 Jahren noch nie über Nacht im Krankenhaus. Selbst wenn, würde die gesetzliche Krankenversicherung den medizinisch notwendigen Standard bezahlen. Möchte ich mehr, kann ich auch aus eigener Tasche ein 1 oder 2 Bett Zimmer buchen und zahlen. Kostet pro Nacht - je nach Ort - etwa 60-120 Euro. Meine Krankenhaustagegeldversicherung hat im Monat 18 Euro gekostet. Spätestens alle 6 Monate hätte ich also eine Nacht im Krankenhaus heraus "gespart", wenn ich das Risiko selbst trage und - das ist enorm wichtig - den Beitrag, der sonst Versicherungsprämie wäre, auf ein Depot oder wohin auch immer lege und nicht ausgebe. Gleiches gilt übrigens für Termine bei Fachärzten oder beim Privatarzt.
Da ich auch beim Auszahlen all meiner Rentenversicherungen, die ich privat abgeschlossen hatte, eine Menge Verluste hinnehmen musste und nicht mal meinen Beitrag habe zurückbekommen, hatte ich auch daran keinerlei Interesse mehr, privat vorzusorgen, sondern war einfach nur mörderisch genervt und habe mich geärgert. Nun habe ich seit 2019 exakt das, was sein muss: Kfz-Versicherung, Haushaltsversicherung inkl. Tierhalterhaftpflichtversicherung für meine beiden Hunde und gesetzliche Unfall-, Kranken- und Rentenversicherung (die gesetzliche Rente ist in Österreich noch immer deutlich lohnenswerter als in Deutschland, denn es gibt 14-mal Rente, ebenso, wie es per Gesetz 14 Gehälter gibt in jeder Branche und sogar für Minijobber und man geht sogar mit 62 Jahren in Rente!)
Das sind im Monat nun etwa 50 Euro und deutlich angenehmer!
Alles andere und vor allem das Geld, was mir jeden Monat über bleibt, lege ich selbst bei Seite. Das Gefühl, dass selbst jetzt in der Krise, mein Depotstand wächst und wächst, und zwar rasant, ist für mich persönlich mindestens genau so eine Sicherheit, wie den Versicherungsunternehmen meine Prämien hinterhertragen. Aber auch das ist für jeden selbst eine ganz persönliche Entscheidung und braucht ein wenig Wissen, ein wenig Mut zur Lücke und vor allem auch Disziplin.
Ich hoffe, dieser Tipp kann ein wenig hilfreich sein für den ein oder anderen und gibt zumindest mal einen Einblick in eine, sicherlich nicht der Norm entsprechende, kontroverse Haltung.
PC-Freak
Kinder werden, wenn die Eltern ins Pflegeheim müssen und nicht selbst bezahlen können, nur noch herangezogen, wenn sie jährlich mehr als 100.000,-- € Brutto verdienen.
Das ist eine Neuerung, die noch nicht so lange geregelt wurde.
Ich bin vom Fach.
Felix Austria, was die Rente betrifft 😉