Unseren heimischen Wildtieren steht bald eine ungemütliche Zeit bevor: Der Winter naht. Kälte und Futtermangel stellen Vögel, Igel und Co auf eine harte Probe. Zwar sind sie an extreme Bedingungen angepasst und haben menschliche Hilfe eigentlich nicht nötig. Mit ein paar einfachen Maßnahmen kann ich die Tiere aber trotzdem dabei unterstützen, unbeschadet durch die kalte Jahreszeit zu kommen. Doch was ist wirklich sinnvoll – und was schadet womöglich nur?
Heimische Tiere, die nicht in wärmere Gefilde fliehen können, haben gegen die Kälte schlaue Strategien entwickelt: Während einige den rauen Winter an einem kuscheligen Ort einfach verschlafen, trotzen andere den tiefen Temperaturen. Ihre Überlebenstricks: eine dicke Speckschicht und emsige Futtersuche.
Wenig getan – viel geholfen
Als Gartenbesitzer kann ich vielen daheimgebliebenen Wildtieren bereits mit einer einfachen Maßnahme helfen: Indem ich gar nichts tue. Das heißt: Ich überlasse mein grünes Reich jetzt im Spätherbst sich selbst, halte mich mit der Heckenschere zurück und reduziere Aufräumarbeiten auf ein Minimum.
Warum das Ganze? Samen in ausgereiften Gräsern und Blumen stellen zum Beispiel für Vögel eine wichtige Nahrungsquelle dar. Hohle Blütenstängel von Stauden sind wiederum ein ideales Überwinterungsquartier für zahlreiche Insekten wie Wildbienen und Ohrwürmer. Lasse ich sie stehen, haben viele dieser Kleintiere eine gute Chance, die kalten Monate zu überleben.
Schützender Laubhaufen
Von der Nicht aufräumen-Devise profitieren auch kleine Säuger wie der Igel. Schon ab Mitte Oktober wird das Nahrungsangebot für die putzigen Tiere deutlich knapper und sie beginnen, ihr Winternest zu bauen. Haufen aus totem Holz, Reisig und Laub sind als Winterquartier für sie ideal: Sie verkriechen sich darin und schlummern, von kurzen Unterbrechungen abgesehen, den ganzen Winter über unter der schützenden Laubschicht.
Gerne nehmen die Insekten- und Schneckenvertilger auch einen einfachen, trockenen Verschlag an, den ich ihnen baue. Aus den Materialien im Garten werden sich die Tiere darin ihr Nest errichten. Zusätzlich kann ich ihnen trockenes Heu für den Nestbau zur Verfügung stellen.
Igel draußen lassen
Absehen sollte ich hingegen von Futterangeboten wie Schälchen mit Milch – die vertragen Igel gar nicht, sie bekommen davon Durchfall. Auch aufsammeln sollte ich die Tiere nur im Extremfall, wenn sie krank oder auffallend unterernährt wirken. Problematisch ist ein Gewicht von deutlich unter 600 Gramm.
Igel jetzt im November noch im Garten zu sehen, ist völlig normal. Sie suchen noch nach gemütlichen Schlafplätzen und fressen sich Fettreserven an. Besonders Jungigel sind dabei oft später dran und länger draußen unterwegs als die Alttiere. Nehme ich sie aus falsch verstandener Fürsorge auf, raube ich ihnen wertvolle Zeit, die sie für die Futtersuche brauchen.
Nistkästen als Schlafplätze
Neben natürlichen Unterschlupfmöglichkeiten kann ich meinen tierischen Wintergästen auch künstliche Schlaf- und Ruheplätze in Form von Nistkästen bieten. Darüber freuen sich zum Beispiel Eichhörnchen, Fledermäuse, Insekten und Vögel.
Die Piepmätze haben warme Schlafplätze im Winter besonders nötig, sagt Bernd Jellinghaus vom Naturschutzbund (NABU) NRW: "Vögel haben eine höhere Körpertemperatur als Säuger. Sie liegt zwischen 39 und 42 Grad. Um diese zu halten, verbrennen die Vögel viel Körperfett. Dadurch verlieren sie Gewicht und sind oft geschwächt. Eine kalte Nacht auf einem schutzlosen Zweig kann ihnen da zum Verhängnis werden."
Um schutzsuchenden Tieren zu helfen, hänge ich die Nistkästen in zwei bis drei Meter Höhe auf – am besten an einem wettergeschützten Ort. Besonders wichtig: Damit Katzen und Marder nicht zugreifen können, sollte ich möglichst unzugängliche Orte an Hauswänden, auf Balkonen oder an Schuppen und Gartenhäuschen wählen.
Frostzeit ist Fütterzeit
Vogelfüttern hat bei uns eine lange Tradition. Während Naturschützer ein Überangebot an Futter für die Wildtiere sehr kritisch sehen, haben sie gegen maßvolles Füttern im Winter hingegen nichts. Gerade bei länger anhaltendem Frost kann ich Vögeln die Nahrungssuche damit erleichtern und sie als netten Nebeneffekt durchs Fenster beim Picken beobachten.
Doch welches Futter sollte es sein? Als Basisfutter, das von fast allen Arten gefressen wird, eignen sich Sonnenblumenkerne. Darüber hinaus ist Vielfalt angesagt: Jede Vogelart hat ihre Lieblingssamen, im Handel gibt es bereits fertige Mischungen, über die sich viele Körnerfresser wie Meisen, Finken und Sperlinge freuen. Sogenannten Weichfutterfressern wie Rotkehlchen, Heckenbraunellen oder Amseln kann ich Rosinen, Obst und Haferflocken anbieten.
Verhängnisvolle Verpackung
Experten empfehlen, das Futter in speziellen Spendern anzubieten, bei denen die Tiere nicht im Futter herumlaufen und es mit Kot verschmutzen können. Auf diese Weise minimiere ich die Übertragung und Ausbreitung von Krankheitserregern. Für Körnerfresser hänge ich die Spender am besten höher auf, für die Weichfutterfresser bringe ich sie in Bodennähe an.
Zum Verhängnis werden Vögeln oft Produkte wie Meisenknödel, die in Plastiknetzen eingewickelt sind. Die Tiere können sich mit ihren Beinen darin verheddern und schwer verletzen. Grundsätzlich kommen solche fettreichen Energiebomben jedoch gut bei den Vögeln an. Beim Kauf sollte ich aber unbedingt auf die Verpackung achten.
Psssst – Ruhe bitte!
Ruhe bitte! Das gilt nicht nur jetzt im Spätherbst, sondern auch den ganzen Winter hindurch. Einmal geschaffenen Unterschlupfen sollte ich mich während des Winterhalbjahres nicht mehr unnötig nähern. Schließlich will ich schlafende oder ruhende Tiere nicht stören.
Auch wenn die Temperaturen höher werden und der erste Schnee schmilzt, kann ich mir mit der Gartenarbeit ruhig noch Zeit lassen. Manch ein Gast verweilt vielleicht gerne noch ein bisschen länger in seinem gemütlichen Versteck. So schlafen Igel oft bis in den März oder April hinein in ihren Nestern – und bei Schlechtwetterperioden nutzen sie ihre Winterquartiere manchmal sogar bis Mai.
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