Zusammenklappbares Fliegengitter für Neubaufenster selber bauen

Lesezeit ca. 2 Minuten
Ein zusammenklappbares Fliegengitter steht gefaltet auf einem Holzboden und schützt vor Insekten im Raum.
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Lieblingstipp der Redaktion

Mein Schlafzimmer liegt zur Südseite und heizt sich im Sommer stark auf, zumal es ein einfacher Klinker-Beton-Neubau aus den 70ern ist. Daher schlafe ich dann oft bei sperrangelweit aufgerissenen Fenstern, weil anders die nächtliche Hitze nicht zu ertragen ist. Leider gelangen dadurch ungehindert allerlei Insekten herein, insbesondere die nervigen Stechmücken, aber auch Fliegen, Wanzen, Marienkäfer und Wespen.

Und so habe ich mir ein maßgeschneidertes Fliegengitter gebaut, das ich bedarfsweise in die Fensteröffnung einsetzen und wieder herausnehmen kann. Es besteht aus einem Rahmen, in den die Fliegengitter-Gaze eingespannt wurde. Am Rahmen angebrachte Magnetbänder fixieren das Fliegengitter in der Fensteröffnung.

Video-Empfehlung:

Das Fenster hat eine neubautypische horizontale Dreiteilung mit einem mittigen, großen, doppelflügeligen Hauptfenster und zwei schmalen Kippfenstern darüber und darunter. Wenn man die beiden Fensterflügel weit öffnet, entsteht eine große und nahezu quadratische Fensteröffnung, die zum Glück nicht durch einen Mittelsteg geteilt ist. Ideal also, dafür einen einzigen passenden Fliegengitterrahmen anzufertigen, der die gesamte Fensteröffnung abdeckt. 

Das geöffnete Fenster mit der nahezu quadratischen Öffnung, die optimal dafür geeignet ist, einen selbstgebastelten Fliegengitterrahmen einzupassen, da es keinen Mittelsteg hat.

Benötigtes Material

  • 8 weiße Vierkant-PVC-Rohre à 1 Meter Länge
  • 4 weiße Eckwinkel mit je 10 cm Schenkellänge (3D-Druck)
  • 4 weiße Verbindungsstifte à 10 cm Länge (3D-Druck)
  • 1 schwarze Fliegengitter-Gaze aus Fiberglas, erhältlich in 140 x 150 cm als fertig konfektionierte Rolle im Baumarkt 
  • 1 Tube weißer Montagekleber und Gel-Sekundenkleber
  • Doppelklebeband, 10 mm breit, 5 m lang
  • Metallband, 10 mm breit, 5 m lang, selbstklebend 
  • Neodym-Magnetband, 10 mm breit, 5 m lang

Benötigtes Werkzeug

  • ein altes Gemüsemesser mit glatter Schneide
  • feine Hornhautraspel zum Abfeilen der Schneidegrate an den Rohren
  • Schere
  • Cutter bzw. Teppichmesser 
  • Seitenschneider
  • Zollstock
  • Bleistift
  • Winkelmesser 

Die einzelnen Rahmenteile mit bereits eingeklebten Eckwinkeln und Verbindungsstiften - vorbereitet für die Endmontage. Desweiteren sind alle benötigten Materialien und Werkzeuge abgebildet.

Fliegengitter nach Maß - so geht's

Vorbereitungen

Die an allen vier Seiten umlaufende innere Anschlagkante des Fensterrahmens für die Fensterflügel beträgt 11 mm. Im Baumarkt fand ich quadratische Vierkantrohre aus weißem PVC, die zufälligerweise dieselbe Kantenbreite von 11 mm aufweisen - allerdings nur einen Meter lang. Die Fensteröffnung ist jedoch ca. 113 cm x 127 cm groß. Daher würden für einen einzelnen der beiden Rahmen acht Rohre benötigt - pro Seite je zwei Rohrstücke. Diese Zweiteilung erwies sich sogar als Vorteil, denn dadurch konnte ich die beiden vorab genau zugeschnittenen Rohrstücke durch ein in die Rohre gestecktes Verbindungsstück verschiebbar machen, um sie anschließend exakt in die Fensterrahmenhöhe einzupassen. 

Die Vierkantrohre haben bei einer Wanddicke von 1 mm einen Hohlraum von 9 x 9 mm. Es musste also ein Verbindungsstift her, der in die Rohre passt, um dort eingeklebt zu werden. Außerdem benötigte ich Eckwinkel, da die Rohre zu einem Viereck-Rahmen zusammengesetzt werden müssen. Auch diese Winkel sollten leicht in die Rohre einsteckbar sein. Daher beschloss ich, Winkel und Stifte, die es in dieser speziellen Ausführung nicht gibt, selber im 3D-Druck anzufertigen. Im Ergebnis würde ein Rahmen ohne jegliche Außenbeschläge entstehen.

Die Verbindungwinkel während des 3D-Duckprozesses. Ich habe die Druckfläche ausgenutzt und gleich acht statt nur vier Winkel drucken lassen, um notfalls Ersatz zuhaben, denn die Stabilität und Bruchfestigkeit der Winkel konnte ich schwer vorab beurteilen.

Die Eckwinkel und Verbindungsstifte habe ich in einem 3D-Programm aus 10 cm langen Quadern gebildet - eine recht simple Angelegenheit, die sogar mit den einfachsten 3D-(Gratis-)Programmen angelegt werden können. Die beiden Dateien habe ich dann auf zwei 3D-Druckern gleichzeitig aus weißem PLA-Kunststoff (nach kurzer Einweisung) selber ausgedruckt. Solche 3D-Drucker sind problemlos zugänglich in sogenannten Hobby-Laboren, die es mittlerweile in einigen Städten gibt. Andererseits kann man sie sich auch in manchen Elektronik-Fachmärkten ausdrucken (lassen), wenn es dort eine 3D-Druck-Abteilung gibt. Oder eben per Online-Bestellung bei diversen Anbietern. 

Nun musste ich aber feststellen, dass sich die Fensterflügel nicht weit genug öffnen lassen, weil sie gegen die Mauereinfassung des Fensterraums stoßen. Daher ist es leider unmöglich, einen gänzlich starren Fliegengitterrahmen in die Fensteröffnung einzuplatzieren. Also musste ich den Rahmen notgedrungen in zusammenklappbarer Form bauen. Aber die zusammenfaltbare Version hat auch einen Vorteil: Nun kann ich das Fliegengitter in den kalten Jahreszeiten bequem hinter dem Regal im Schlafzimmer geschützt und unsichtbar verstauen, was in ausgeklappter Form bei diesem großen Ausmaß sonst nicht möglich wäre.

Rahmen zusammen bauen

Die beiden zusammengeklebten Rahmenhälften vor der weiteren Montage. Sie werden als nächstes mit einer Art softem Scharnier aus PVC-Folie verbunden, bevor die Fliegengittergaze und das Magnetband aufgeklebt werden.

Alle acht Rohrstücke wurden zunächst zu zwei einzelnen vertikalen Rahmenhälften mit dem weißen Montagekleber zusammengeklebt - siehe entsprechendes Foto. Das funktionierte perfekt mit den einsteckbaren Winkeln und Stiften. Es ergaben sich ästhetisch gelungene Ecken und Verbindungen ohne äußere Beschläge. Und es traf sich gut, dass der Klebstoff für eine Zeitlang eine Verschiebbarkeit zuließ - so konnten beide Winkelhälften nun in der Höhe der Fensteröffnung einjustiert werden, erst dann durfte der Kleber durchtrocknen. Die entstandenen kleinen Spalten zwischen den Rohrstücken „verspachelte“ ich einfach mit dem Montagekleber. Die beiden Rahmenhälften verband ich anschließend oben und unten lediglich mit zwei Streifen aus dicker transparenter PVC-Folie, die ich vorrätig hatte. Ich klebte sie mit gelartigem Sekundenkleber fest. Sie bilden eine Art weiches und zähes Scharnier - ohne die Gefahr, irgendwann durch Materialermüdung durchzubrechen. Die Scharnierwirkung würde außerdem durch das Doppelklebeband für die Fliegengitter-Gaze und das Magnetband zusätzlich verstärkt werden. 

Rahmen mit Fliegengitter bespannen

Nun ging es ans Aufspannen der Fliegengitter-Gaze. Zunächst beklebte ich den Rahmen komplett umlaufend mit 10 mm schmalem Doppelklebeband. Dann legte ich die schwarze Gaze mit ausreichend Überstand darüber und presste sie an. Durch leichtes Spannen vermied ich, dass sie zu sehr durchhing. Anschließend klebte ich das ebenfalls 10 mm breite und besonders starke Neodym-Magnetband auf den Rahmen. Es lässt sich leicht und passgenau mit der Schere zuschneiden - praktischerweise sogar erst, nachdem es bereits aufgeklebt wurde. 

So wird's stabil

Das überstehende Fliegengittergewebe wurde nun mit einem Cutter außen am Rahmen sauber abgeschnitten. Zur weiteren Stabilisierung klebte ich übrig gebliebene Rohrstücke auf die Verbindungenstellen an den vertikalen Rahmenseiten auf der Innenseite, um die Stabilität und Steifigkeit des Rahmens zu erhöhen. Außerdem sind sie als Haltegriffe gut dazu geeignet, den fertigen Fliegengitterrahmen ins offene Fenster zu bugsieren, um es korrekt einrasten zu lassen und um es - mit einiger Kraft - vom Metallband wieder abzulösen. Und in die vier Ecken klebte ich sicherheitshalber große Dreiecke aus kartondickem transparentem Kunstglas, um die Ecken zusätzlich zu versteifen und die eingeklebten Winkel zu entlasten.

Vorbereitung des Fensters für den Fliegengitterrahmen 

Das weiße Metallband, das in den Fensterrahmen geklebt werden muss, damit das Magnetband des Fliegengitterrahmens daran haften kann, ist kaum zu sehen und schränkt das Schließen des Fensters überhaupt nicht ein.Damit das Magnetband am Rahmen schön fest in den Fensterrahmen einschnappt, muss zwingend eine metallische Gegenseite am Fenster angebracht werden. Dazu wird das Metallband rundum an allen 4 Seiten komplett auf die - vorher gründlich gereinigte - innere Anschlagkante des Fensterrahmens geklebt. Mit einem Seitenschneider lässt sich in das sehr feste Metallband allerdings nur eine Rille hineinkneifen, anschließend kann man es aber mühelos durchbrechen. Da das Band recht dünn und weiß lackiert ist, fällt es im Fenster überhaupt nicht auf und die beiden Fensterflügel lassen sich weiterhin gut schließen.

Einsetzen des Fliegengitterrahmens - hurra, es passt!

Vorsichtig wurde nun das erste Mal der fertige Fliegengitterrahmen in das geöffnete Fenster eingesetzt und - tadaaa! - es passte perfekt! Mit sattem Schnappen klatschten die Magnetbänder der Rahmenhälften regelrecht an das Metallband. Die Haftung ist enorm! Es braucht regelrecht Kraft, es wieder abzurupfen - und genau so hatte ich es mir auch vorgestellt! Denn wenn das Fliegengitter „unbeaufsichtigt“ auch über Nacht seinen Dienst tun soll, darf es auf keinen Fall durch einen Windstoß aus dem Fenster gepustet werden. Ich werde es aber durchaus auch am Tage nutzen und kann das Fenster dann bei sommerlicher Wärme sperrangelweit und unbeobachtet offenstehen lassen. Yippie - der Sommer kann kommen! :-) 

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6 Kommentare

Die Anleitung ist toll - ausführlich und genau. Viel Arbeit, doch es lohnt sich bestimmt!
Gute Idee! Vielleicht eine Möglichkeit ohne 3d-Drucker: es gibt (statt der Vierkantrohre) in der Elektro-Abteilung im Baumarkt kleine Kabelkanäle: das sind so eine Art U-Profile mit einrastendem Deckel: da könnten innen Blechwinkel eingeklebt werden, um die Ecken zu verbinden. Vielleicht lässt sich das Fliegengitter sogar zwischen Kanal und Deckel einklemmen: zum Winter dann einfach rausnehmen und im nächsten Jahr ein frisches nehmen (diese dünne, billige Fliegengitter-Gaze, nicht die dickeren Gitter von der Rolle).
@chris35:

Ich hatte auch lange hin und her überlegt - den ganzen Winter über hatte ich ja ausreichend Zeit dafür - und mir gefiel am Ende meine Lösung am besten, weil ich letztlich ein leichtes, aber dennoch robustes und halbwegs langlebiges Produkt haben wollte, das zudem optisch ansprechend und außerdem noch in der Wohnung problemlos verstaubar sein soll. All diese Aspekte wollte ich unbedingt berücksichtigt wissen, daher ist es das Ergebnis eines intensiven Grübelprozesses - eines handwerklich sonst eigentlich völlig unbegabten Laien zudem ... 😐🤗😁