Jeden zweiten Montag ist bei Frag Mutti ab sofort: „Bernhard-Zeit“. Schließlich ist es unfair, wenn ihr uns immer wieder Einblicke in euer Leben gewährt – die uns sehr ehren – aber ihr nicht wirklich viel über uns wisst. Der Frag Mutti-Chef ändert das und verrät mit „Bernhards Welt“ Tipps und Anekdoten aus seinem Privatleben.
Heute verrät Bernhard, warum er ein Fan von Klassikern ist:
"Das Reh springt hoch, das Reh springt weit"
Zur Zeit erleben viele Klassiker die eine oder andere durchaus überraschende Renaissance: Küchenmaschinen im 50-Jahre-Retro-Look schmücken samt Omas Wissen unsere Küchen. Gute Manieren schmücken unsere Besucher:innen. Jahrhundertealte Rezepturen schmücken unsere Hausapotheken. Und ein charmantes „Den-Hof-machen“ schmückt den Frühling.
Mir persönlich ist das alles mehr als Recht. Natürlich bin ich beruflich gesehen mit Frag Mutti quasi von Haus aus Trends verpflichtet. Allerdings schmeckt mir dabei nicht alles. Ich bin eher der klassische Typ und liege damit gerade nur aus Versehen voll im Trend.
Mir ist wichtig, dass meine Kinder sich für Geschenke bedanken und nicht schreien: „Das finde ich blöd. Das kannst du behalten.“ Ja, auch das war eine Zeit lang im Trend. Man nannte es gerne „erfrischende Ehrlichkeit“. Bei mir lief es allerdings eher unter Faulheit beim Erziehen, galoppierender Unhöflichkeit und nervigem Egoismus.
Mir war ein höfliches Sich-Bedanken schon immer lieber. Schließlich ist die Freude der Schenkenden gleich noch ein zweites Geschenk obendrauf. Dafür lohnt es sich auch einmal, sich etwas zurückzunehmen. Und plötzlich feiert dieses früher weit verbreitete Prinzip ein Revival. Vielleicht sind schwierige Zeiten wenigstens dafür gut: Wir besinnen uns auf das, was früher Standard war.
Das gilt auch für die Medizin. Von der chemischen Keule halte ich nur im Notfall etwas. Die Rückkehr der Kräuter-Ritter ist für mich deshalb ein absolutes Highlight. Da wachsen in unseren Gärten oder im Balkonkasten plötzlich nicht mehr die ewigen Begonien, sondern in trauter Eintracht Kamille, Pfefferminze und Salbei. Das gefällt nicht nur unseren kratzenden Hälsen, sondern sogar noch Bienen und anderen Insekten.
In Sachen Humor machen sich überall altmodische Dad Jokes breit. Auch Heinz Erhard wird wieder häufig zitiert. „Das Reh springt hoch, das Reh springt weit – warum auch nicht, es hat ja Zeit.“ Jahrzehntelang gab es dafür nur ein müdes: „Moooooah.“ Heute amüsieren wir uns einfach wieder darüber.
Bleibt noch der Lenz, der uns endlich wieder ins Haus steht. Wisch-wisch via Kuppelplattform, Ex-und-Hopp-Beziehungen, Ghosting und One-Night-Stands am laufenden Band sind zwar noch allgegenwärtig. Doch gleichzeitig können sich vielerorts die Tanzschulen vor Anmeldungen nicht mehr retten und bieten auf drängende Anfrage der Jugend Benimmkurse an.
In dem Zusammenhang noch ein Zitat des Naturforschers Georg Christoph Lichtenberg: „Wer einen Engel sucht und nur auf die Flügel schaut, könnte auch eine Gans mit nach Hause bringen.“ Genießen wir den Trend der Klassiker. Ich hoffe, dass er lange anhält.
Euer
Bernhard