Die Menstruation war für die Menschen jahrhundertelang rätselhaft und nicht nur das: Menstruierende Frauen wurden in vielen Kulturen als unrein angesehen. Daher ranken sich heute noch zahlreiche Mythen um diesen natürlichen Vorgang, von denen ich einige näher aufzeigen möchte. Zudem stelle ich euch ein relativ neues Hygieneprodukt vor – die Menstruationstasse.
Mythen und Vorurteile zur Menstruation
Hoher Blutverlust?
Jein. Normalerweise beläuft sich der Blutverlust während der Menstruation auf 100 bis 150 ml. Das ist eine Menge, die eine gesunde Frau locker verkraften kann. Zum Vergleich: Bei einer Blutspende verliert man 500ml, Blut spenden dürfen Frauen allerdings nur alle drei Monate.
Es gibt jedoch auch Frauen, die während der Menstruation sehr viel mehr Blut als die Durchschnittsmenge verlieren können. Da dieser Blutverlust immerhin alle vier Wochen stattfindet, kann dies zu einer Blutarmut (Anämie) führen, da der Körper in dieser relativ kurzen Zeit nicht in der Lage ist, diesen Blutverlust vollständig zu kompensieren. Hier ist fachärztliche Hilfe gefragt: Manchmal reichen Eisen-Präparate aus, manchmal jedoch empfehlen sich hormonelle Verhütungsmittel, die auch die Stärke der Blutung reduzieren. Ich kann hier nur aus Erfahrung sprechen: Keine Frau sollte heutzutage dauerhaft durch ihre Periode geschwächt werden!
Nicht schlachten, nichts einmachen!
Bei uns auf dem Land kursierte immer der Aberglaube, dass man während der Regelblutung weder Obst noch Gemüse einmachen, geschweige denn an einer Hausschlachtung teilnehmen dürfte. Die zubereiteten Lebensmittel würden sonst verderben.
Heute wissen wir: Bei unserer modernen Hygiene ist dies definitiv nicht der Fall. Ein sinnloser Aberglaube aus alten Zeiten? Nicht ganz. Wenn man einmal bedenkt, dass einfache Frauen noch um 1900 weder Binden noch textile Einlagen zur Verfügung hatten und sich stattdessen während der Menstruation nur das Unterhemd zwischen den Beinen verknoteten, dass regelmäßiges Baden und Waschen während der Regel sogar verpönt war, dann kann man schon davon ausgehen, dass eine Frau während der Menstruation zusätzliche Keime an sich hatte, die eventuell auch zum Verderben von Lebensmitteln hätten führen konnten. Zudem ist eine Hausschlachtung eine harte, körperliche Arbeit. Vielleicht haben damals auch clevere Frauen die (mögliche) schädliche Auswirkung der Menstruation ein wenig übertrieben, um wenigstens an den etwas schwierigen Tagen des Monats ein wenig Ruhe zu haben!
Die hat wohl ihre Tage!
Das wird gerne so daher gesagt, wenn eine Frau etwas gereizt ist. Na, und wenn schon! Die Begleiterscheinung der Menstruation können für viele Frauen durchaus unangenehm sein – zum Beispiel Kopfschmerzen, Rückenschmerzen, Bauchkrämpfe. Trotzdem holen sie quengelnde Kinder vom Kindergarten ab, gehen ihrem Beruf nach, kochen Mahlzeiten, kaufen ein, putzen, waschen Wäsche, bügeln, schonmal darüber nachgedacht? Wenn an diesen besonderen Tagen die Laune mal nicht die Allerbeste ist, kann man(n) das nicht mal ein wenig nachsehen?
Zudem gibt es auch das sogenannte prämenstruelle Symptom, das bis zu zwei Wochen vor, meist jedoch nur wenige Tage vor der Periode auftritt und mit Stimmungsschwankungen, aber auch einem Spannungsgefühl in den Brüsten einhergeht. Offenbar reagieren einige Frauen sensibel auf das Hormon Progesteron, das in der zweiten Zyklushälfte verstärkt ausgeschüttet wird, um die Einnistung einer befruchteten Eizelle zu erleichtern. Gegen die genannten Beschwerden hilft moderater Sport, besonders auch Bewegung an der frischen Luft.
Menstruationstasse – Alternative zu Binde und Tampons
Tampons und Binden dürften den meisten von uns bekannt sein, daher werde ich hier auf ihre Anwendung nicht weiter eingehen. Stattdessen möchte ich ein relativ neues Hygieneprodukt vorstellen, das vor allem von jüngeren Frauen genutzt wird, sei es aus finanziellen Gründen oder aus Nachhaltigkeit (da es mehrere Jahre verwendet werden kann). Menstruationstassen sind aus medizinischem Silikon und sollten vor dem Erstgebrauch abgekocht werden. Sie sehen wie kleine Becher aus und können etwa 35 ml Flüssigkeit fassen.
Menstruationstasse einführen
- Die Menstruationstasse mit der Öffnung nach oben halten und zusammendrücken, sodass eine U-Form entsteht.
- Nun die Menstruationstasse in die Scheide einführen - ungefähr in das letzte Drittel, aber nicht direkt auf den Gebärmuttermund.
- Nun entfaltet sich die Menstruationstasse und saugt sich dort in der Scheide durch Erzeugung eines leichten Unterdrucks fest. Sie kann dort nun bis zu 10 Stunde verbleiben.
- Das aufgefangene Blut kann in die Toilette entsorgt werden. Die Menstruationstasse wird mit klarem Wasser abgespült und wieder eingeführt.
- Nach der Periode sollte die Menstruationstasse ausgekocht, getrocknet und hygienisch verstaut werden.
Mein Erfahrungsbericht
Die Kosten dieses Hygieneprodukts (je nach Hersteller etwa 10 bis 30 Euro) spielen sich nach einigen Monaten wieder ein, wenn man keine Binden / Tampons kauft. Jedoch finde ich die Handhabung gerade bei starker Periode und auf Reise etwas schwierig, da durchaus auch Blut auf die Finger / Nagelbetten / unter Fingernägel geraten kann. Gerade auf Reisen (wenn nicht immer jede öffentliche Toilette besonders hygienisch ist) fühle ich mich mit Tampons einfach sicherer. Aber es spricht ja auch nichts dagegen, verschiedene Hygieneprodukte ja nach Gelegenheit zu abzuwechseln!