Weihnachtsmann, Christkind oder Nikolaus, wer kommt zu wem und vor allem wann? Ganz klar, in Deutschland bringt eindeutig das Christkind die Geschenke an Heiligabend! Oder doch der Weihnachtsmann? Aber den Nikolaus und Knecht Ruprecht gibt es ja auch noch. Tja, ganz schön verwirrend. Aber alles der Reihe nach.
Inhaltsverzeichnis
- Der Heilige Nikolaus und sein düsterer Begleiter
- Nikolaus – christlicher Poseidon und Helfer in der Not
- Schwarzer Peter für die Benelux-Staaten
- Knecht Ruprecht – Schwerverbrecher auf Bewährung
- Krampus – Grusel-Import aus Österreich
- Weihnachtsmann versus Christkind
- Die Geschichte vom Christkind – Weg mit dem Nikolaus!
- Protestantische Entscheidung
- Der Weihnachtsmann auf Abwegen
- Here comes Santa Claus
- Kuriose Weihnachtsbräuche
- Weihnachten mit Kobold – Julenisser in Dänemark
- Vielseitigkeit in Island - vom Schafschreck bis zum Kerzenschnorrer
- Weihnachten und die 13 Trolle
Der Heilige Nikolaus und sein düsterer Begleiter
Die Tradition der Weihnachtsgeschenke beginnt mit dem Heiligen Nikolaus aus Myra. Jeder kennt ihn, den guten Nikolaus. Er steckt braven Kindern und manchmal auch besonders braven Erwachsenen am 6. Dezember kleine Geschenke in die Schuhe. Aber warum macht er das? Und dann auch noch am 6. Dezember? Der Mythos vom Nikolaus entstand wohl aus den Geschichten von zwei historischen Personen: Bischof Nikolaus von Myra und Abt Nikolaus von Sion.
Nikolaus – christlicher Poseidon und Helfer in der Not
Vor allem Bischof Nikolaus aus Myra soll zwischen 280 und 343 allerhand gute Taten verbracht haben. So soll er drei junge Frauen vor der Prostitution bewahrt haben, indem er ihnen drei Goldklumpen durchs Fenster geworfen hat. Weshalb er auf Bildern auch oft mit drei goldenen Kugeln abgebildet ist. Auch sonst war der Bischof recht spendabel. Er soll sein gesamtes Vermögen den Armen vermacht haben.
Der Nikolaus legt seine Geschenke bekanntlich in blitzblanke Schuhe. Das war nicht immer so. Früher wurden die Geschenke in kleine Papierschiffe gelegt. Laut einer Legende soll Nikolaus in Not geratene Seeleute vor einem Sturm gerettet haben. Den Sturm, so wird gemunkelt, hat er wie ein junger Poseidon eigenhändig gebändigt. Seither gilt er u. a. als Schutzpatron der Seefahrer. Doch nicht nur Seefahrer in Nöten soll er zur Seite stehen. Nikolaus gilt als Schutzpatron für Kinder, Reisende, Prosituierte, Diebe, Schnapsbrenner und Bierbrauer – um nur einige seiner Schützlinge zu nennen.
Nikolaus von Myra soll nach allerlei guten Taten an einem 6. Dezember ca. im Jahr 343 das Zeitliche gesegnet haben. Doch erst 200 Jahre nach seinem Tod begann der Kult um den gütigen Bischof. Post mortem wurde er zu einer der beliebtesten Heiligen der Kirche. Ab dem 10. Jahrhundert kam der Kult auch in Deutschland an. Die sagenumwobenen Taten des Bischofs vermischten sich jedoch mit allerlei Brauchtümern. So entfernte sich das Bild des Heiligen immer mehr von der ursprünglichen Figur. Eines ist jedoch gleich geblieben: Zum Todestag von Nikolaus gibt’s für brave Kinder jedes Jahr kleine Geschenke.
Schwarzer Peter für die Benelux-Staaten
In Belgien und den Niederlanden ist der Nikolaus heute noch Gabenbringer Nummer Eins. Nur heißt er hier Sinterklaas und kommt von weit her angereist. Auf die beschwerliche Reise macht sich der Nikolaus nicht etwa mit dem Schlitten oder zu Fuß – er kommt mit seiner Privatyacht „Pakjesboot 12“ aus Spanien angereist. Jedes Jahr hat eine andere Stadt die Ehre den Nikolaus zu empfangen. Dann warten hunderte von strahlenden Kinderaugen auf die Ankunft des geschenkebringenden Rauschebarts und seinem Helfer, dem „Zwarte Piet“, zu Deutsch: Schwarzer Peter. Das Spektakel wird jedes Jahr live im Fernsehen übertragen.
Knecht Ruprecht – Schwerverbrecher auf Bewährung
Um Knecht Ruprecht ranken sich allerlei Mythen und Geschichten. Eines haben die Legenden jedoch alle gemeinsam: Sie beschreiben den Knecht als blutrünstig und brutal. Bricht bei manchen Kindern heutzutage der Angstschweiß aus, wenn es Playstation-, PC- oder - noch schlimmer - Handyverbote hagelt, löste früher Knecht Ruprecht solche Angstzustände aus.
Der düstere Geselle wird oft als Dämon oder Teufel beschrieben. Als Wiedergutmachung für seine grausigen Taten muss Knecht Ruprecht nun dem Nikolaus dienen. Heutzutage hat der düstere Begleiter sein blutrünstiges Image zum Glück größtenteils abgelegt. So werden Kinder heute nicht mehr in den Sack von Knecht Ruprecht gesteckt - dieser soll übrigens das Höllenfeuer symbolisieren. Sie müssen sich lediglich davor fürchten, am Nikolaustag ohne Geschenk dazustehen. In manchen Teilen Deutschlands geht es am Nikolaustag jedoch immer noch schaurig zu.
Krampus – Grusel-Import aus Österreich
Nanu, ist Halloween nicht schon vorbei? Mit fiesen Fratzen und zottigem Fell treibt der Krampus zur Weihnachtszeit sein Unwesen. Ursprünglich kommt der düstere Geselle aus Österreich. Von dort aus hat er sich bis nach Bayern und von dort in die angrenzenden Länder durchgeschlagen. Dort kommt der liebe, gute Nikolaus stets in Begleitung dieses eher mürrischen Zeitgenossens. Während der Nikolaus die Geschenke bringt, verbreitet sein Begleiter Angst und Schrecken. Vor allem unartige Kinder müssen sich vor ihm in Acht nehmen.
Schaurig wird es schon bei der Deutung des Namens: „Krampen“ bedeutet in der altdeutschen Sprache so viel wie „Kralle“. Das Bayrische Wort „Krampn“ steht für etwas Lebloses, Vertrocknetes, Verblühtes oder Verdorrtes. Beide Varianten spielen auf das Erscheinungsbild des Krampus an. Ganz schön gruselig. Als ob der Krampus nicht schon schrecklich genug zum ansehen wäre, trägt er auf dem Rücken meist eine sogenannte „Butte“, in die werden besonders unartige Kinder gesteckt.
Schlimmer geht nimmer? Doch – denn ein Krampus kommt selten allein. Mancherorts werden ganze Krampusumzüge veranstaltet. Dann ziehen hunderte von zotteligen Gestalten mit bösen Fratzen durch die Straßen und erschrecken kleine und große Kinder. Zarte Gemüter sollten sich Ende November, Anfang Dezember von Kärnten und Salzburg fernhalten. Dort begleiten teilweise tausende Krampusse den Nikolaus.
Weihnachtsmann versus Christkind
Zur Weihnachtszeit gibt es nicht nur selbstgemachte Plätzchen, sondern auch Geschenke. Aber wer bringt wem die Geschenke? In Deutschland wird das Schenken an Heiligabend aufgeteilt. In Ost- und Norddeutschland ist hauptsächlich der Weihnachtsmann für die Geschenke zuständig. In Süddeutschland und in Teilen von Westdeutschland sind die Gaben Sache vom Christkind. Geliefert werden die Geschenke meistens am Abend des 24. Dezembers, doch das war nicht immer so.
Die Geschichte vom Christkind – Weg mit dem Nikolaus!
Es war einmal vor langer, langer Zeit ca. im Jahr 1517 im heutigen Sachsen-Anhalt. Da gab es einen Augustinermönch und Theologieprofessor namens Martin Luther. Luther war mit den Bräuchen der katholischen Kirche nicht ganz einverstanden. Also läutete er die Reformation der Kirche ein. Teil dieser Reformation war die Abschaffung der Heiligenverehrung. Schließlich sei nicht irgendein Heiliger für das Glück der Menschen zuständig, sondern der Heiland höchstpersönlich. Daher war Luther auch die Verehrung des heiligen Nikolaus am 6. Dezember ein Dorn im Auge.
Protestantische Entscheidung
Der Nikolaus musste also verschwinden. Luther etablierte deshalb den „Heiligen Christ“ und verlegte den Brauch des Gabenbringens auf den Geburtstag von Jesus Christus, den 24. Dezember. Ganz vertreiben lies sich der Nikolaus jedoch nie.
Aus dem „Heiligen Christ“ wurde im Laufe der Zeit das Christkind mit wallendem, goldgelocktem Haar und weißem Kleidchen. Zunächst war das Christkind auf protestantischen Weihnachtsfesten zu sehen. Über die Jahre entdeckten aber die Katholiken das Christkind immer mehr für sich. So ist der Brauch vom Geschenke bringenden Christkind heute hauptsächlich bei katholischen Familien Brauch. Bei protestantischen Familien lässt der Weihnachtsmann die Geschenke da.
Der Weihnachtsmann auf Abwegen
Der Süden erklärte also das Christkind zu seiner Geschenke-Verteil-Zone. Im Norden verschmolzen Nikolaus und Knecht Ruprecht zu einer Person – dem Weihnachtsmann. Der wurde nicht, wie sich das Gerücht hartnäckig hält, von Coca-Cola erfunden. Die Softdrink-Marke hat mit ihm lediglich ihr Image aufpoliert. In Deutschland wurde der „Weyhnachtsmann“ erstmals 1770 schriftlich erwähnt. Damals tauchte er noch zusammen mit dem Christkind in der Wochenzeitschrift „Mannigfaltigkeiten“ auf. Ihre Mission: Kindererziehung. Gute Kinder werden mit Geschenken belohnt, böse Kinder müssen sich in Acht nehmen. Die Wege von Christkind und Weihnachtsmann trennten sich jedoch wieder.
Here comes Santa Claus
Entsprungen ist der Weihnachtsmann aus dem Nikolausbrauch. Über niederländische Auswanderer kam der Nikolaus, dort Sinterklaas genannt, in die USA. Sinterklaas wurde kurzerhand in Santa Claus umgetauft. 1823 entfachte der amerikanische Schriftsteller Clement Clark mit seinem Gedicht „Twas the Night Before Christmas“ den Hype um Santa Claus in den USA.
Der Deutsch-Amerikaner Thomas Nast verlieh dem Weihnachtsmann Konturen. 1863 zeichnete der Karikaturist den fröhlichen Gabenbringer für das Wochenmagazin Harper’s Weekly. Ab da ging es für den kugelbäuchigen Santa Claus steil Bergauf. Er legte eine beachtliche Marketing-Karriere hin. 1923 diente der Pausbäckige mit weißem Rauschebart als Werbefigur für White Rock Beverages. 1931 schmunzelte er mit einer Cola in der Hand süffisant von Werbeplakaten herab. Mit seinem neu aufpolierten Image ging es für den Weihnachtsmann wieder zurück nach Europa.
Vom Christkind unterscheidet sich der Weihnachtsmann nicht nur in seiner Statur, sondern auch in seiner Konfession. Während das Christkind einen christlichen Konfessionshintergrund hat, nimmt es der Weihnachtsmann mit der Religion nicht ganz so genau. Neben dem Geschenke bringen teilen sich Christkind und Weihnachtsmann auch heute noch die Kindererziehung. So manche Eltern greifen auf den gefürchteten Satz zurück: „Wenn du nicht artig bist, gibt es dieses Jahr nichts zu Weihnachten!“
Kuriose Weihnachtsbräuche
Mit Knecht Ruprecht oder Krampus haben wir in Deutschland schon sehr spezielle Weihnachtsbräuche. Schließlich würde nicht jede:r solche Schreckfiguren mit Weihnachten in Verbindung bringen. Doch auch andere Länder haben kuriose Bräuche.
Weihnachten mit Kobold – Julenisser in Dänemark
In Dänemark werden die Geschenke mittlerweile vom Julemand gebracht. Das war nicht immer so. Nach heidnischem Glauben wurden die Geschenke ursprünglich von den Julenissern gebracht. Das sind kleine Kobolde, die sich zur Weihnachtszeit gerne im Haus oder der Scheune einnisten. Sie beschützen Haus und Hof und sollen Glück bringen. Aber nur, wenn sie eine Schüssel mit Milchreis auf den Dachboden gestellt bekommen. Sonst können sie auch mal ungemütlich werden und den Hausbewohner:innen Streiche spielen. Autoschlüssel verschwinden oder noch schlimmer – Sockenpaare passen nicht mehr zusammen.
Nachdem der amerikanische Brauch von Santa Claus auch in Dänemark immer beliebter wurde, übernahmen ihn die Dänen zum Teil. Es entstand der Julemand, angelegt an die Julenisser. Der Brauch der Julenisser ging jedoch nie ganz verloren, sie halten jedes Jahr zu Vorweihnachtszeit Einzug in die Häuser. Das erkennen die Dänen daran, dass über Nacht eine kleine Türe über der Fußleiste aufgetaucht ist. Dort hat es sich ein Nisse gemütlich gemacht. Manchmal hat er sogar kleine Pantoffeln, Eimer und einen Briefkasten dabei.
Vielseitigkeit in Island - vom Schafschreck bis zum Kerzenschnorrer
Ein Weihnachtsmann ist definitiv zu wenig, haben sich die Isländer gedacht. Auf der Insel aus Feuer und Eis gibt es nämlich gleich 13 Weihnachtsmänner, die Jólasveinar. Eigentlich sind es nicht wirklich Weihnachtsmänner, sondern eher Trolle. Die werden von ihrer bösen Troll-Mutter nur einmal im Jahr zur Weihnachtszeit rausgelassen und dann auch nur nachts. Denn, bei Tageslicht erstarren Trolle zu Stein. In Island ist das zur Weihnachtszeit aber kein Problem, dann lässt sich die Sonne sowieso nur vier Stunden am Tag blicken. Freie Fahrt also für die Trolle!
Weihnachten und die 13 Trolle
Ab dem 12. Dezember macht sich jeden Abend ein Troll aus den Bergen auf den Weg in die Dörfer. Dann stellen Kinder in froher Erwartung ihre Schuhe auf den Fenstersims oder vor die Tür. Wenn sie artig waren, können sie am nächsten Tag mit einem kleinen Präsent rechnen. Die unartigen müssen sich mit einer alten Kartoffel zufriedengeben.
Die dreizehn Trolle haben alle ihre Eigenarten. Als erster der dreizehn Trolle kommt Stekkjarstaur, zu Deutsch: Schafschreck oder Pferchpfahl. Er kommt am 12. Dezember und soll der älteste der Trollbrüder sein. Daher kann man seine alten Gelenke ächzen und knacken hören, wenn er sich auf dem Weg in die Dörfer durch den hohen Schnee kämpft. Zu seinen Schwächen zählt Schafsmilch, daher sollten Kinder am 12. Dezember immer ein Glas Milch und ein Stück Käse auf die Fensterbank legen.
Am 21. Dezember kommt Gluggagægir,zu Deutsch: Fensterglotzer oder auch Fenstergaffer. Er ist unwahrscheinlich neugierig und glotzt in jedes Fenster. Wenn ihm irgendwas gefällt, kann es schon mal passieren, dass er es einfach einsteckt. Für die Kinder heißt das - Spielsachen aufgeräumt! Bevor der kleptomanische Troll kommt und alles einsteckt.
Am 22. Dezember kommt Gáttaþefur, zu Deutsch: Türschlitzschnüffler. Seinem Namen macht er alle Ehre. Durch die kleinsten Schlitze erschnüffelt er das leckerste Essen. Früher waren die Trolle nicht so freundlich, das hat sich mit der Zeit Gott sei Dank geändert. Heutzutage müssen sich die Kinder nur noch vor dem Stubentiger Jólakötturin, der bösen Troll-Mutter, in Acht nehmen. Zu deren Leibspeise zählen nämlich unartige Kinder.
So hat jedes Land seine eigenen kuriosen Bräuche zur Weihnachtszeit. Ohne wäre es auch ganz schön langweilig! Eins haben sie aber alle gemeinsam, an Weihnachten liegt immer ein bisschen Magie in der Luft.