Fake News: Falsche Informationen über Corona erkennen

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Ein rotes Daumen-nach-unten-Symbol wird in einer WhatsApp-Nachricht angezeigt, die falsche Informationen über Corona thematisiert.
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Das Coronavirus ist pure Panikmache! Virologen sagen jetzt, dass es nicht schlimmer und auch nicht tödlicher als eine Grippe ist. Wahrscheinlich ist das nur ein Vorwand, um uns gefügiger zu machen – jetzt bleiben wir schon alle brav daheim!”

Du hast solche Dinge in den vergangenen Tagen schon gelesen oder gehört? Dann hast du dich vermutlich mit jemandem unterhalten, der ein klassisches Fake-News-Opfer geworden ist. Fake News verbreiten sich in letzter Zeit schneller als das Virus selbst. Hier erfährst du, warum das so ist, wie du Falschnachrichten erkennen kannst und welche Tools dir dabei helfen können. 

Was sind Fake News und warum verbreiten sie sich so schnell?

Der Begriff Fake News bezeichnet die gezielte Streuung manipulativer Unwahrheiten. Optisch unterscheiden sie sich kaum von seriösen Informationen und sind daher nur schwer als solche zu erkennen. Während die Gesellschaft früher auf die Nachrichten in den klassischen Medien wie Rundfunk, Fernsehen und Zeitungen angewiesen war, dient heute für viele das Internet als primäre Informationsquelle. In den digitalen Medien kann allerdings jeder sowohl als Rezipient als auch als Produzent agieren – und somit leicht Falschmeldungen in den Umlauf bringen.

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Soziale Medien sind der ideale Nährboden für Gerüchte und Falschmeldungen. Dort können falsche Informationen ohne Gatekeeper verbreitet werden. Dieser ist meist ein Journalist, der wortwörtlich das Tor zwischen Nachricht und Rezipient bildet und die Nachricht einer eingehenden Prüfung unterzieht. Ist die Quelle, aus der die Nachricht stammt, seriös? Haben bereits andere darüber berichtet? Und ganz wichtig im Fall von Krankheiten: Werden die Nachrichten von Studien oder Forschungen unterstützt? 

Anders als bei Qualitäts- oder Leitmedien besteht bei “Nachrichten”, die durch die sozialen Medien verbreitet werden, kein Anspruch auf Richtigkeit oder Vollständigkeit. Durch Social Signals wie Gefällt-mir-Angaben, Teilungen und Kommentare verbreiten sie sich rasant in den sozialen Netzwerken und erreichen dort in kurzer Zeit eine Vielzahl an Personen. Sie beeinflussen zudem die Wahrnehmung: Einem Beitrag, der viele Social Signals besitzt, wird automatisch mehr Vertrauen entgegengebracht.

Eine der größten Rollen bei der Verbreitung von Fake News zur Coronakrise spielt der Nachrichtendienst WhatsApp. Dort stehst du größtenteils in Kontakt mit Menschen, denen du vertraust – wieso sollten sie dir also eine wichtige Nachricht zu Corona weiterleiten, wenn sie nicht stimmen würde? Vielleicht hast du schon YouTube-Videos von Wolfgang Wodarg, einem ehemaligen Lungenarzt bekommen. Vor der Krise war er der breiten Masse unbekannt, durch die Verbreitung seiner Videos und “Verschwörungstheorien” hat er sich zweifelhaften Ruhm verschafft. Gerade jetzt, wo wir uns unsicher sind, welchen Nachrichten wir glauben können, sind wir anfällig für solche Konspirationen und sollten sie mit Vorsicht genießen

Ein weiterer Faktor, der die schnelle und unkontrollierte Verbreitung von Fake News begünstigt, ist die Nachrichtenlawine, von der wir momentan fast erschlagen werden. Gut getarnte Falschmeldungen fallen unter richtigen Meldungen nicht auf und da wir nicht jede einzelne Nachricht auf Richtigkeit prüfen können, werden wir Teil der Kettenreaktion, sobald wir sie weiterleiten.

So kannst du Fake News erkennen

Von Verschwörungstheorien bis zu zweifelhaften Ratschlägen – über den Coronavirus findet man zurzeit unzählige Informationen. Der wichtigste Rat: Achte auf die Quelle. Die wichtigsten Informationsquellen über den Coronavirus sind die Weltgesundheitsorganisation und das Robert-Koch-Institut. Es kann jedoch sein, dass Neuigkeiten verzögert auf diesen Portalen erscheinen. In diesem Fall kannst du die folgenden Maßnahmen beachten:

Informationen mehrmals googlen

Achte bei der neuen Meldung auf die Quelle und prüfe, ob sie seriös erscheint. Dann google dieselbe Nachricht erneut um herauszufinden, ob auch andere Seiten darüber berichten. Ist dies nicht der Fall oder findest du sogar gegensätzliche Informationen, dann solltest du der Information kein Vertrauen schenken.

Objektivität und Transparenz 

Die Echtheit einer Nachricht kann überprüft werden, indem man sie mehrmals aufmerksam und kritisch durchliest und beurteilt, ob die Informationen objektiv formuliert sind. Werbung für Produkte oder eine auffällige Neigung in eine bestimmte (politische) Richtung können Indizien für eine Falschmeldung sein. Auch Statistiken sollten gründlich analysiert werden, da diese schnell gefälscht bzw. verzerrt dargestellt werden können. Werden zuverlässige Daten von Studien verwendet? Ist die Quelle offengelegt?

Außerdem besitzen vertrauenswürdige Quellen immer ein Impressum, in dem Anschrift, Telefonnummer sowie eine E-Mail-Adresse hinterlegt sind. Sind diese Angaben fehlerhaft oder existiert sogar gar kein Impressum, ist Vorsicht geboten. 

Tools zum Faktencheck

Darüber hinaus haben sich ein paar Tools etabliert, die dabei helfen, Falschnachrichten aufzudecken. Bei mimikama findest du aktuelle Warnungen zu Falschmeldungen und kannst selbst zweifelhafte Informationen melden, die dann geprüft werden.

Wenn du dir nicht sicher bist, ob ein Bild im richtigen Kontext verwendet wurde, kannst du durch eine Rückwärtssuche mit Google Bilder oder TinEye prüfen, aus welchem Jahr das Bild stammt, zu welchem Zweck und wo es aufgenommen wurde. Im Zusammenhang mit Fake News ist das deshalb wichtig, weil Bilder oft zweckentfremdet werden, um die Behauptungen extremer und dramatischer erscheinen zu lassen, als sie in Wirklichkeit sind. 

Vorsicht vor Scheinexperten und dubiosen Onlineshops

Momentan kursieren unzählige Falschmeldungen und Gerüchte um das Coronavirus, die wissenschaftlich keinesfalls verifiziert und häufig schlicht und ergreifend noch nicht erforscht sind, da es sich schließlich um ein neuartiges Virus handelt. Bei Verschwörungstheorien und Informationen von Scheinexperten sollten die Alarmglocken läuten. Zur Zeit werden unbedacht Kettenbriefe verbreitet, die Botschaften von scheinbaren Experten wie Ärzten oder Wissenschaftlern - häufig aus dem Ausland - weitertragen. Oft werden hierbei Gerüchte verbreitet, wie man das Coronavirus einfach erkennen oder sich davor schützen könne. Solche Kettenbriefe solltest du auf keinen Fall weitersenden, sondern dich auf glaubwürdige Quellen wie die WHO oder das RKI verlassen. 

Vorsicht geboten ist ebenso bei dubiosen Angeboten und Onlineshops, die scheinbar ausverkaufte Ware wie Desinfektionsmittel oder Schutzmasken verkaufen. Kriminelle im Internet ziehen Menschen radikal ab und senden ihnen nach Bezahlung gar keine oder minderwertige Produkte zu, die keinesfalls schützen oder den Anforderungen gerecht werden. Solche Fake-Shops erkennst du ebenfalls an der Aufmachung des Impressums. Zusätzlich kannst du überprüfen, ob die Domain ungewöhnlich ist oder seltsam endet, ob sich viele Rechtschreibfehler auf der Website befinden und ob bei der Zahlungsmethode ausschließlich Vorkasse und Kreditkarte angegeben sind.

Fake News rund um Corona

Viele Scheinexperten behaupten, das Coronavirus sei weder schlimmer noch tödlicher als eine normale Grippe. Das stimmt aus gleich mehreren Gründen nicht: Zum einen sind die Sars-CoV-2-Viren, zu denen auch das Coronavirus gehört, doppelt bis dreifach so ansteckend wie Influenzaviren. Schlimmer noch: US-Epidemiologen fanden heraus, dass ein Grippekranker ohne Schutzmaßnahmen 368 weitere Menschen in zwei Monaten infizieren kann. Eine Person, die an Corona erkrankt ist, würde im selben Zeitraum 90.000 Menschen infizieren.

Weitere Unterschiede zwischen Coronavirus und Grippe ergeben sich bei der Todesrate und der Inkubationszeit. Während 0,1 bis 0,2 Prozent der Erkrankten an Grippe sterben, liegt die Letalitätsrate bei Corona laut einer Studie der Johns Hopkins Universität bei 2,36 Prozent. Diese Zahlen gelten aber nur für Deutschland und sind eine Momentaufnahme aus dem Monat April. Bei einer Grippeinfektion tauchen erste Symptome schon nach wenigen Tagen auf, während beim Coronavirus bis zu 14 Tage vergehen können, ohne dass die infizierte Person Symptome verspürt. Deshalb ist es auch so wichtig, größtenteils daheim zu bleiben und Abstand zu halten: Du magst dich gesund fühlen, bist aber eventuell schon eine Gefahr für andere oder ohne Symptome am Virus erkrankt, wie es bei jüngeren Menschen oft der Fall ist. 

Im Netz kursierte außerdem die Behauptung, das indische Gesundheitsministerium hätte ein homöopathisches Präparat zur Vorbeugung gegen das Coronavirus empfohlen. Damit diese Falschmeldung in Deutschland keinen Fuß fassen kann, distanzierte sich der Verband klassischer Homöopathen Deutschlands und riet, sich auf die Vorgaben von offiziellen Stellen wie dem Robert-Koch-Institut zu verlassen. Auch vor Chlordioxid wird gewarnt: Eigentlich als Bleichmittel und zur Desinfektion eingesetzt, können auf unseriösen Webseiten Nahrungsergänzungsmittel oder Anleitung zur Herstellung von Trinklösungen erworben werden. Chlordioxid verursacht bei Kontakt mit Haut und Schleimhäuten Reizungen und Verätzungen. Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprojekte sieht solche Produkte als bedenklich, die Verbraucherzentrale warnt: „Das ist ein Desinfektionsmittel und dient zum Bleichen von Textilien! Nicht einnehmen, gefährlich!”. 

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8 Kommentare

Ich glaube, dass kann jeder für sich selbst entscheiden. Ich halte die WHO und auch das RKI nicht unbedingt für die besten Quellen. Sie arbeiten schliesslich nicht frei. Somit gehöre ich wohl zu den Opfern der Verschwörungstheoretikern....... Ich glaube, ich schau mich einfach in verschieden Richtungen um.
ich denke genauso wie Hexe.
@hexe: Natürlich kann das nicht "jeder für sich selbst entscheiden". Auf welcher Grundlage denn? Aufgrund medizinischer Kenntnisse? Virologischer? Epidemiologischer? Das ist leider derart naiv und ignorant.....