Herbst-Tees: Heißes für kuschelige Wohlfühlmomente

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Eine rote Tasse mit heißem Tee steht auf einem Unterteller, umgeben von bunten Herbstblättern.
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Einen Tee kochen? Na klar, geht ja schnell: Teebeutel in die Tasse, kochendes Wasser drüber gießen, kurz ziehen lassen und fertig. Einen echten Teekenner wird man damit zwar nicht hinterm Stövchen hervorlocken, aber was soll‘s. Ganz eilige Zeitgenossen sparen sich auch noch den Einsatz von Wasserkocher oder Flötenkessel und nutzen die Mikrowelle, um das Teewasser gleich in der Tasse zu erhitzen. Das ist aber grundsätzlich völlig in Ordnung so, bei den Billig-Teebeuteln aus dem Discounter schmeckt man ja eh keinen Unterschied mehr. Puh - Ich kann förmlich hören, wie sich den Tee-Liebhabern von Ostfriesland bis China leise knisternd die Nackenhaare aufstellen. Aber keine Sorge meine lieben Kannen-Vorwärmer, Wassertemperatur-Messer und Ziehzeit-Sekundenzähler – auch ihr sollt hier und heute auf eure Kosten kommen, versprochen.

Tee im Lauf der Jahreszeiten

Während ich hier sitze und schreibe, klatschen dicke Regentropfen an die Fensterscheiben. Das Außenthermometer vermeldet fröstelige 9 Grad (hatten wir nicht gerade noch eine scheinbar endlose Hitzewelle?) und Windböen fegen welkes Laub über das Kopfsteinpflaster. Der Herbst lässt sich nicht mehr leugnen und Berlin versinkt im altvertrauten Nassgrau. Als beruhigender Gegenpol zum trüben Blick aus dem Fenster dampft neben mir eine Tasse goldgelber Orange Pekoe-Tee vor sich hin. Nicht, dass mein Teekonsum vom Wetter abhängig wäre – ich trinke ganzjährig Tee, nur die Sorten wechseln mit den Jahreszeiten. Während in den Frühlings- und Sommermonaten eher frische und leichte Grüntees angesagt sind, dürfen es im Herbst und Winter auch gerne kräftig-aromatische Schwarztees sein.

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Kräutertees trinke ich normalerweise nur aus medizinischen Gründen, dann aber sehr gerne und mit dem schönen Gefühl mir etwas Gutes zu tun. Für eine leckere Tasse Tee lasse ich jeden Kaffee leichten Herzens stehen und das selbst morgens, wenn viele Menschen ohne ihren gewohnten Koffeinkick überhaupt nicht in die Gänge kommen. Aber was macht einen guten Tee aus? Die Sorte? Der Preis? Oder ist es letztendlich doch nur eine Frage der richtigen Zubereitung?

Teebeutel versus loser Tee

Und schon sind wir bei der umstrittensten aller Tee-Glaubensfragen angelangt: Was schmeckt besser, Teebeutel oder loser Tee? Seit der (eher zufälligen) Erfindung des Teebeutels zu Beginn des 20ten Jahrhunderts scheiden sich die Geister an dieser Frage. Mal sehen, was sagt denn eigentlich die Statistik zu dem Thema? Das Ergebnis ist recht eindeutig: In Deutschland verwenden rund 80 Prozent aller Teetrinker die praktischen Teebeutel und nur 20 Prozent bereiten ihren Tee aus losen Teeblättern zu. Die Gründe dafür dürften in der Zeitersparnis und dem wesentlich geringeren Arbeits- und Materialaufwand liegen.

Entgegen einem weit verbreiteten Gerücht werden in Teebeuteln aber keineswegs die bei der Tee-Herstellung anfallenden Abfälle verarbeitet. Der wesentliche Unterschied liegt allein in der Größe des verwendeten Pflanzenmaterials: Loser Tee besteht häufig aus ganzen oder zumindest größeren Teilen des Teeblatts, die sich beim Aufbrühen noch kräftig ausdehnen. Da für diesen Vorgang in einem Teebeutel schlichtweg kein Platz vorhanden ist, befüllen die Teehersteller ihre Beutel mit kleinen Blattfragmenten, den sogenannten Fannings und Teestaub, der als Dust bezeichnet wird. Die Qualität der in Teebeuteln verwendeten Tees ist also zumindest theoretisch gleich gut wie die Qualität loser Tees, da beide Produkte aus den gleichen Ernten hergestellt werden.

Soweit die Theorie – meine eigene, völlig subjektive Tee-Erfahrung sieht so aus: Je mehr Aufmerksamkeit ich der Tee-Zubereitung widme, desto glücklicher bin ich mit dem Ergebnis. Da stoßen Teebeutel schnell an ihre Grenzen. Bei losem Tee habe ich gefühlt wesentlich mehr Möglichkeiten, das Endergebnis positiv zu beeinflussen. Aber, wie gesagt: Das ist subjektiv und sicherlich auch meinem leicht pedantischen Wesen geschuldet. Um es auf den Punkt zu bringen: In manchen Dingen kann es mir gar nicht kompliziert genug sein.

Die Lieblings-Tees der Deutschen

Obwohl Grüntees seit einigen Jahren stetig an Beliebtheit zunehmen, hat Schwarztee mit einem Verbrauchsanteil von 72 Prozent noch deutlich die Nase vorn. Jeder Deutsche trinkt rund 28 Liter einer dieser beiden Sorten pro Jahr. Wirklich jeder Deutsche? Nein! Mit 300 Litern Schwarztee pro Kopf sind die Ostfriesen nicht nur deutschlandweit die absoluten Spitzenverbraucher, sondern halten mit dieser beeindruckenden Menge auch locker den Weltrekord. Gibt es unter euch Lesern eventuell den einen oder anderen Bewohner Ostfrieslands, der diesen enormen Verbrauch bestätigen kann? Ich finde diese Zahl auf jeden Fall bemerkenswert.

Noch besser als Grün- oder Schwarztees scheinen den meisten Deutschen allerdings Kräuter- und Früchtetees zu schmecken: Mit rund 70 Litern pro Kopf liegt der Verbrauch hier mehr als doppelt so hoch. Dabei ist Pfefferminztee mit 13,9 Prozent unangefochtener Spitzenreiter, gefolgt von Fencheltee (10,9 Prozent) und Kamillentee (10,3 Prozent).

Tee - mehr als nur ein Getränk

Unabhängig von Sorte, Ranglistenplatz oder Zubereitungsart ist eine Tasse heißer Tee im Herbst vor allen Dingen eins: Seelenbalsam. Wenn es draußen stürmt, regnet oder schneit, gibt es für mich nichts Gemütlicheres als mit einem guten Buch und einer Kanne Tee auf dem Sofa abzuschalten. Getoppt werden kann das Ganze eigentlich nur, wenn noch eine Packung meiner persönlichen Lieblingskekse ins Spiel kommt. In diesem Sinne: Was ist dein schönster Tee-Wohlfühlmoment? Gibt es ein Ritual, das aus jeder Kanne Tee, die du kochst, eine kleine Teezeremonie werden lässt? Lass uns doch in den Kommentaren daran teilhaben!

„Man trinkt Tee, um den Lärm der Welt zu vergessen.“

T'ien Yi-Heng, chinesischer Gelehrter

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26 Kommentare

Leider kann ich mit keiner Zeremonie dienen:
Ich bin Kaffeetrinker mit Tendenz zum "romantischen" Wintertee und stehe ständig unter Beeinflussung werbekräftiger Angebote wie "Heiße Liebe", "Traumstunden" und "Glückliche Momente". Da greife ich schon mal gerne zu, brühe mir einen Kaffee und bewundere andächtig meine kleine Tee-Kollektion.

Tee ist nichts für mich (allerdings war das in den frühen 80er Jahren ganz anders und ich folgte dem Trend, im Kaftan mit gebasteltem Perlenstirnband losen Kirschtee vom Naturladen "Spinnrad" aus getöpferten Bechern zu trinken...bis ich nachts nach zu viel Teegenuss die Orientierung verlor, vor den Türrahmen lief und den Ausgang nicht fand...)

Heute sieht es anders aus:
3 oder 5 oder gar 7 Minuten (bis z.B. Gesundheitstee trinkfertig ist, bin ich bereits genesen) ziehen lassen, also warten, entspricht nicht meinem Naturell:
Bei mir muss alles schnell gehen und ich habe grundsätzlich wenig Geduld, rase mit hohem Tempo durch mein Leben, bin ganz sicher, dass Entschleunigung oder Hygge nicht für mich erfunden wurde und "Abwarten und Tee trinken" ist sicherlich nicht mein Lebensmotto 😅

Aber ein Beutelchen "Sinnliche Momente" kann ja nicht schaden............ 😆
Neuerdings trinke ich gerne schwarzen Tee mit Zitrone und einen Schuss Rhabarbersaft, den ich in Eiswürfelbeuteln eingefroren habe.
Was mir auch noch sehr gut bekommt, ist Anis-Fenchel-Kümmel-Tee.
Gibt es mindestens dreimal die Woche.
Bei aromatisierten Tee bin ich dann doch ein bisschen vorsichtig und lese erst mal, ob keine künstlichen Stoffe drin sind.
Teetrinken ist schon was tolles. Ob nun mit oder ohne Zeremonie. Mittlerweile gibt es ein überreichliches Angebot an Beuteltees, für Singles ideal. Ich habe auch eine ganze Batterie an Beuteltees in meinem Schrank. Ich stelle die geschlossenen Schachteln immer hochkant und schneide unten eine kleine balbrunde Öffnung zum leichteren Entnehmen der Teebeutel ein.
Ja, Kriss, Teetrinken und gemütlich lesen gehört irgendwie zusammen. Neuerdings kaufe ich keine Winter/Weihnachtstees mehr. Meine vorhandenen Tees werden mit einer ganzen Gewürznelke aufgepimpt. Einfach die Nelke zwischen die Wände des Teebeutels stecken. Man kann sie aber auch mehrfach verwenden.
Meine Teezeremonie besteht darin, dass ich mir eine Porzellanteekannen-Wasserkocher zugelegt habe und damit meinen Tee im Becher aufgieße. Das hat auch irgendwie was Gemütliches.
Den Wasserkocher kann man auch so auf den Tisch stellen (er ist von unten kalt) und für seine Gäste noch ein Sortiment Teepackungen mit Öffnung auf einem hübschen kleinen Tablett anbieten.
Dein Spruch von dem chinesischen Gelehrtem sagt eigentlich Alles: Auszeit, Achtsamkeit, Runterkommen, Gemütlichkeit, eine kleine heile Insel in unserer bekloppten Welt.
Vielen Dank, Kriss