Niesattacken, Schnupfen, juckende Augen und geschwollene Lider sind für Allergiker eindeutige Zeichen: Die Pollen fliegen wieder. Die kleinen umherwirbelnden Blütenstaubteilchen plagen jedes Jahr Millionen Deutsche, die unter Heuschnupfen leiden. Ein hilfreicher Service für Betroffene ist die Pollenvorhersage. Sie informiert, wo welche Pollen aktuell unterwegs sind. Doch wie entsteht die Prognose eigentlich?
Damit Heuschnupfengeplagte wissen, wann sie sich wieder mit Allergiemitteln ausrüsten müssen, informiert der Deutsche Wetterdienst (DWD) regelmäßig über den aktuellen Pollenflug. In Zusammenarbeit mit der Stiftung Deutscher Polleninformationsdienst (PID) entsteht zu diesem Zweck der sogenannte Pollenflug-Gefahrenindex. Dieser zeigt die in der Luft zu erwartende Konzentration der acht allergologisch wichtigsten Pollen in Deutschland an: Hasel, Erle, Esche, Birke, Süßgräser, Roggen, Beifuß und Ambrosia.
Blüher unter Beobachtung
Die Vorhersage soll natürlich möglichst genau sein. Deshalb greifen die Experten auf viele unterschiedliche Quellen und Daten zurück. Dazu gehören unter anderem Menschen, die die Pflanzen in der Natur beobachten. Für sie ist vor allem von Interesse, welche Pflanzen blühen. Nur was blüht, kann schließlich auch Blütenstaub in die Luft entsenden.
Rund 400 solcher Pflanzenbeobachter sind hierzulande für den DWD unterwegs. Sie melden sofort, wenn sie den Blühbeginn von Hasel, Birke & Co in ihrer Region bemerken. Ihre Beobachtungen fließen dann in die tägliche Pollenvorhersage mit ein.
Fallen für Pollen
Noch genauere Informationen liefern spezielle Pollenfallen, die heute in nahezu allen europäischen Ländern während der Pollensaison zum Einsatz kommen. In der Bundesrepublik betreibt solche Messinstrumente der PID. Sie stehen an circa 45 Orten. Ihre einfache Aufgabe: Pollen sammeln.
Die Pollenfallen saugen mithilfe eines Elektromotors kontinuierlich eine definierte Luftmenge durch einen Schlitz ein – und zwar stets aus der Richtung, aus der gerade der Wind kommt. Das eingesaugte Volumen entspricht dabei in etwa der Luftmenge, die ein Erwachsener in der gleichen Zeit maximal im Ruhezustand einatmen würde. In der Falle wird die Luft dann an einer sich langsam drehenden Trommel vorbeigeführt, an deren Oberseite ein klebriger Plastikstreifen angebracht ist. Sind Blütenstaubteilchen in der Luft enthalten, bleiben diese daran haften.
Artenbestimmung unterm Mikroskop
Spätestens nach sieben Tagen müssen die Pollenfallen ausgewertet werden - eine mühsame Arbeit: Unter einem Mikroskop zählen Mitarbeiter, wie viele Pollen auf dem Streifen kleben geblieben sind. Und sie bestimmen, um welche Arten es sich handelt. Weil alle Pollenarten über bestimmte charakteristische Strukturen verfügen, kann man sie gut unterscheiden.
Auf der Basis dieser Ergebnisse berechnen die Experten für relevante Pollenarten einen 24-Stunden Mittelwert an Pollen pro Kubikmeter Luft. Diesen Wert leiten sie an die Wetterdienste weiter. In der Regel landen in den Fallen zu Beginn des Jahres zunächst vermehrt Hasel- und Erlenpollen, gefolgt von der Birke im Frühjahr. Im Sommer kommen dann Gräser und Getreide dazu. Die aus Nordamerika eingeschleppte Ambrosia-Pflanzen verlängert die Pollensaison inzwischen bis in den Spätsommer und Herbst hinein.
Einflussfaktor Wetter
Doch wie viele Pollen fliegen, hängt nicht nur vom Blühverhalten der einzelnen Pflanzen ab. Auch die aktuelle Wetterlage spielt eine Rolle. So können Regengüsse beispielsweise für Erleichterung sorgen, weil sie die Pollen zumindest teilweise aus der Luft waschen. Für die Pollenvorhersage dienen deshalb auch die regionalen kurz- und mittelfristigen Wettervorhersagen als weitere Grundlage.
Das Ergebnis der komplexen Berechnungen können Allergiker jederzeit im Internet unter www.dwd.de/pollenflug oder über die App des DWD einsehen. In der Regel werden die Daten aber auch in Tageszeitungen sowie über Radio und Fernsehen veröffentlicht.
Sind "Ihre" Pollen derzeit auch wieder mit dabei? Dann sollten Sie sich schleunigst Medikamente besorgen. Um allergischen Schnupfen in Schach zu halten, müssen Symptome idealerweise immer frühzeitig behandelt werden – sonst besteht die Gefahr, dass die Beschwerden chronisch werden und auf die Bronchien übergehen.