Ich beschäftige mich seit langem mit einem einfachen, sparsamen und nachhaltigem Leben. Dazu gehört es auch, mir immer wieder neue Gedanken zu machen, auf was ich verzichten kann, ohne, dass es mich stört bzw. wie ich weniger Ressourcen brauche, unabhängiger bin und auch weniger Müll produzieren kann, um meinen kleinen Beitrag für die Umwelt zu leisten.
Aktuell arbeite ich geringfügig neben meinem Hauptjob zweimal wöchentlich bei einer großen internationalen Modekette und helfe, wenn die Lieferung der Ware kommt beim Auspacken der Artikel. Den Job habe ich angenommen, weil es quasi auf der gegenüberliegenden Seite meiner Wohnung ist und ich keinen großen Anfahrtsweg habe und mit dem Einkommen den Teuerungen entgegenwirken und so unabhängig wie möglich sein kann. Als ich das erste Mal gesehen habe, wie viel Müll bei einer einzigen Warenlieferung anfällt, bin ich fast aus den Schuhen gekippt.
Man kann sich kaum vorstellen, dass 68 Umzugskisten nur für Kinder geliefert werden und jedes der ca. 3.800 - 4.000 Teile einzeln in Plastik eingepackt ist. Zusätzlich dazu ist auch noch mal - beim kleinsten Babyshirt - ein Stück Pappe innen liegend, damit die Form auch bleibt. Ich war erschrocken und sprachlos zugleich und habe mal wieder festgestellt, was eigentlich der Verbraucher oft nicht weiß, nicht wissen soll oder wissen darf, und was jeder Verbraucher sehr wohl durch sein Kauf- und Konsumverhalten ein kleines Stück weit beeinflussen kann. So viel am Rande und als Vorgeschichte, warum ich nun meine persönlichen "Müllvermeidungs-Ideen" mit Euch teilen werde.
Wie kann man Müll vermeiden?
- Ich trenne meinen Müll.
- Ich stecke Plastik ineinander, beispielsweise anderes Plastik in eine leere Saftflasche oder in die Margarinedose, wenn sie leer ist.
- Ich mache Papier klein und befülle meinen leeren Karton vom Katzenstreu damit, innen leer muss dieser nicht in die Papiertonne. Zettel und Zeitungen kann man entweder als Schmierzettel, zum Basteln oder für Notizen verwenden, alternativ aber in manchen Regionen auch bündeln und sogar "verkaufen".
- Ich entsorge einige Verpackungen auch schon direkt im Supermarkt, achte aber darauf, dass ich möglichst Lebensmittel, die wenig verpackt sind, kaufe.
- Obstbeutel, Verpackungen von Toilettenpapier oder Küchenrolle werden bei mir zu kostenlosen Müllbeuteln umfunktioniert.
- Wenn möglich, verzichte ich gänzlich auf Obstbeutel. Manche kaufen sogar Bananen in einem Obstbeutel!
- Ich gehe nie ohne eigene Stoffbeutel oder Korb einkaufen! Auch nicht Shoppen!
- Ich vermeide Fast Food und "To Go" Dinge und versuche, zurück zu den Basics zu gehen. Beispielsweise Kaffee aus dem Filter schmeckt auch, den Kaffeesatz kann ich als Dünger oder Gesichtspeeling nutzen und vermeide die Kapsel, die oftmals nur schlecht entsorgt werden kann.
- Aus Schuhkartons bastele ich "Weihnachts- oder Geburtstagsboxen" verpacke sie ein einziges Mal und verwende sie wieder, weil der Beschenkte seine Geschenke aus der Box nimmt und meist die Box bei mir lässt.
- Grundsätzlich überlege ich mir immer, bevor ich etwas wegwerfe, ob ich diesem Gegenstand noch ein zweites Leben geben kann. Meine alten Socken ohne Gummi verwende ich beispielsweise zum Säubern der Lamellen meiner Jalousien, wenn ich sie mir über die Hand ziehe oder mein altes T-Shirt als Staublappen oder als Basis/Füllstoff für einen selbst gemachten Katzen- oder Hundeschlafplatz oder einen Zugluftstopper oder aber auch eine leere Flasche "Fußbad" um ein selbst gemachtes Badesalz zu verschenken oder ein Marmeladenglas, um ein Teelichthalter daraus zu basteln oder die leere "Creme Dose" um Knöpfe, Nadeln oder ähnliches aufzubewahren. Denkt man ein wenig darüber nach, dann kommt mal sehr schnell auf viele tolle Ideen.
Warum sollte jeder von uns Müll vermeiden?
Diese Frage ist so einfach, wie schwierig zu beantworten. Für mich als kinderlose Egoistin sind meine eigenen Finanzen auch immer ein Aspekt. Allen Müll, den ich nicht daheim entsorgen muss und je seltener meine Mülltonne geleert werden muss, desto positiver wirkt es sich in meinem Geldbeutel aus. Zumindest einmal im Jahr bei der Abrechnung und wenn die anderen Parteien im Haus ähnlich ticken.
Das ist aber nicht der einzige Aspekt. Überlegen wir, wie das Plastik produziert und recycelt wird, wird schnell klar, dass Plastik eine in der Verwendung kurze Lebensdauer hat - um einmal ein Shampoo zu umhüllen, ein T-Shirt zu verpacken oder was auch immer - aber dann seine einmalige Aufgabe erfüllt hat und sich in der Regel weder selbst zersetzt, noch über irgendein Pfandsystem zurück in den Laden kommt und beispielsweise erneut mit Shampoo oder dergleichen befüllt wird.
Wir wissen also nun, die Ressourcen sind begrenzt, wir wissen, der Müll muss irgendwo hin und sollte nach dem Gebrauch idealerweise wiederverwendet werden. Genau so wissen wir alle, dass die Industrieländer eine Menge Müll einfach in Entwicklungsländer bzw. arme Länder "abgeben", um selbst das Problem nicht zu haben. Was dann in Rumänien, Ghana, Bangladesch oder auf den Philippinen mit unserem Abfall passiert ... na da wird schon so genau keiner nach fragen oder? Blöd nur, dass wir alle auf dem gleichen Planeten leben und das manchmal zu vergessen scheinen.
Lassen wir mal die extra Transportwege und die Abgase, die teilweise bei der Verbrennung des Mülls entstehen außen vor, damit wir nicht noch depressiver werden. Denkt man nun auch noch darüber nach, dass insbesondere Plastik Mikropartikel und Weichmacher enthält, die nachgewiesenermaßen für schlechtere Spermaqualität bis hin zur Unfruchtbarkeit aber auch anderen Gesundheitsschäden führen können, sollte spätestens nun jeder mal über sein Verhalten nachdenken und im Hinterkopf behalten, dass auch aus vielen kleinen Dingen, etwas Großes wird, wenn nur genug Menschen mitmachen.
Was gibt es für einfache Alternativen?
An dieser Stelle möchte ich niemanden bevormunden, sondern teile meine Gedanken und gebe Anregungen. Ob und was jeder daraus macht, liegt in der eigenen Entscheidung.
- Langlebigere Produkte sind ein toller Anfang.
- Gebraucht kaufen (Möbel, Kleider, Deko, Spielzeug, Kinderbedarf, ...) und pfleglich mit seinen Sachen umgehen.
- Es gibt mittlerweile einige Alternativen ohne Plastik, auch, wenn diese für meinen Geschmack immer noch zu wenig verbreitet und zu teuer sind. Beispiele sind einige Unverpackt-Läden, festes Shampoo, fester Rasierschaum, Rasierhobel statt Einwegrasierer, Pfandflaschen aus Glas oder gar ein Sodastream/Wassermax und die Metallstrohhalme nicht zu vergessen. Ebenso gibt es Nudeln in Pappverpackungen und den ein oder anderen Laden, wo man seine eigenen Dosen/Gläser/Behältnisse mit hinnehmen und sich sein Fleisch oder seine Wurst dort hinein verpacken lassen kann.
- Es gibt auch für Kinder deutlich bessere Dinge, als Plastikspielzeug "made in China". Es gibt tolle, nachhaltige Dinge aus Holz, die man dann sogar sehr gut über Generationen weiter geben kann oder zumindest weiter verkaufen kann. Auch gibt es waschbare Windeln, die man zumindest hin und wieder nutzen könnte und super tolle Outdoor-Aktivitäten, wie beispielsweise Wikinger Schach, was aus Holzfiguren besteht und draußen mit Bewegung gespielt wird.
- Bei einer Radtour durch den Wald oder einem Besuch am Strand könnte man mit Kindern auch ein Spiel daraus machen, Müll einzusammeln. Wer mag mit Handschuhen oder einem Greifarm. Eine Beeren- und Kräuterkundetour kann man dann gleich mit machen und den Kindern total unverpacktes Obst und Gemüse zeigen.
- Ein riesiges Thema ist alles, was Putz- und Hygieneartikel angeht. Man braucht wirklich nicht so viel, wie die Industrie uns glauben lässt. Weder an verschiedenen Produkten, noch in der Menge. Man kann sehr leicht Putzmittel selbst herstellen und mittlerweile gibt es eine Menge an Nachfüllpacks, was zumindest schon mal weniger Müll bedeutet. Ebenso kann man die kleinen "Flugzeug geeigneten Verpackungen" immer wieder neu befüllen und muss diese nicht immer neu kaufen für jede Reise. Ich mag meinen Duschschwamm, sollte ich Duschgel nutzen, denn da reicht ein Tröpfchen für eine Menge Schaum, lieber mag ich aber sogar Seife am Stück.
- Einen Abend mit Freunden, bei dem jeder 3-5 Teile mitbringt, ob Klamotten oder eben "Ramsch" und man dann untereinander schaut, ob der eine das vom anderen brauchen kann, macht Spaß und beflügelt. Ebenso wie Klamotten flicken, nähen, besticken oder aus leeren Marmeladengläsern Teelichthalter machen, aus einem Eierkarton ein Osternest basteln, aus der Pappe vom Klopapier einen Adventskalender herstellen, eigenes Katzenspielzeug oder Stofftaschentücher anfertigen. Je mehr Freunde sich zusammenfinden, desto cooler und breiter gefächert die Ideen.
- Auf Plastiktüten, Verpackungen und "to go" Produkte verzichten und ein Getränk von daheim mitnehmen, den Korb oder die Einkaufstasche mit sich haben und manchmal etwas besser planen oder auch mal aushalten ohne unterwegs etwas zu kaufen spart nicht nur eine Menge Geld, sondern schont die Umwelt enorm!
- Gleiches gilt für Lieferdienste. Salat in einer Plastikschale, Nudeln ebenfalls in einer Aluschale mit Pappdeckel, Plastikbesteck, eine Dose Cola, ein kleines Töpfchen Aioli oder Kräuterbutter, eine Pizza in der Pappschachtel und der Mülleimer ist voll. Daheim Kochen ist nicht nur angenehmer für den Geldbeutel, sondern auch deutlich besser für die Umwelt. Übrigens kann man auch, wenn man auswärts Essen geht so vorbereitet sein und seine "Tupperdose" mit haben und sich seine Überbleibsel darin einpacken lassen, um sie mit nach Hause zu nehmen.
- Nicht zu vergessen, dass man grundsätzlich nicht aus "ich will neu" Aspekten kaufen sollte, sondern nur dann, wenn etwas Altes wirklich defekt oder kaputt ist. Sei es Lebensmittel, aber auch Kleider, Möbel, Elektroartikel oder ähnliches. Jeder Kühlschrank, jede Waschmaschine, die man abgibt und ersetzt, obwohl sie noch funktioniert, muss irgendwie entsorgt werden.
Fazit
Auch, wenn es manchmal hart ist, zu sehen, wie viel unnützer Müll aus Bequemlichkeit produziert wird ... JEDER von uns hat die Möglichkeit, etwas zu tun. Tun 8 Mrd. Menschen etwas, ist das in Summe schon mal gar nicht so schlecht, macht zumindest ein etwas besseres Gewissen und hilft.
Wichtig ist, dass wir uns alle im Klaren darüber sind, dass wir sehr stark zu Entscheidungen mit beitragen, durch unser Kaufverhalten. Niemand zwingt uns, immer neue Dinge zu kaufen, niemand zwingt uns, die großen Konzerne zu unterstützen. Die Konzerne erzielen genug Gewinne, um auf eine umweltfreundlichere Produktion, bessere Arbeitsbedingungen oder auch weniger Müll zu produzieren, umstellen zu können. Ich meine, denken wir an den Plastikstrohhalm bei McDonalds, den es seit geraumer Zeit nicht mehr geben darf. Es darf aber weiterhin auf jedem Tablett ein Papier mit Werbung geben. Es darf weiterhin in kleinen Verpackungen Mayonaise und Ketchup verkauft werden (auch für die, die dort essen), obwohl zumindest diese Mayonaise und Ketchup aus einer großen Verpackung direkt auf ihre Pommes machen könnten zum Beispiel und nach wie vor sind die Verpackungen aus Pappe.
Ich erinnere mich an die 1990er Jahre, als ich als Kind im Schwimmbad schon Pommes in einer Schale aus Esspapier habe kaufen können. Wollte ich das nicht essen, so habe ich es krümeln können und Vögel haben es gefressen. Gleiches bei Konzerten oder Großveranstaltungen. Es gibt immer noch Veranstaltungen, wo man Getränke in Einweg Plastikbechern kaufen kann. Zumindest den Becher dann zweimal nutzen geht oder im Idealfall ganz drauf verzichten ebenso. Beim Bäcker verschiedene Backwaren in eine Tüte packen lassen ... es geht alles und alles ist ein kleiner Schritt in die richtige Richtung.
In diesem Sinne ... geben wir alle unser Bestes!