Ich beschäftige mich schon seit einigen Jahren mit dem Thema Minimalismus, Frugalismus, Zero Waste und Nachhaltigkeit. Für dieses Jahr habe ich mir vorgenommen, mich auch noch mehr mit dem Thema "Slow Living" zu beschäftigen. Was das genau ist und wie ich dabei vorgehe, welche Tipps ich geben kann, gibt es alles im Folgenden zu lesen.
Slow Living – was hat es damit auf sich?
Unter "Slow Living" versteht man eine Art entschleunigtes Leben, mit dem Fokus auf dem Wesentlichen und ohne viel Ablenkung und Stress drumherum. Das bedeutet, dass man wieder lernt, sich besser auf einzelne Dinge zu fokussieren und nicht dauernd rastlos und gestresst ist, weil man meint, man müsse jedem Trend folgen, würde irgendwo etwas verpassen oder nicht dazugehören.
Wege des Slow Livings
Die Wege von Slow Living kreuzen sich an vielen Stellen mit den Themen, die mich ohnehin schon interessiert hatten: Minimalismus, Frugalismus, Zero Waste und Nachhaltigkeit.
Wer Minimalismus verfolgt, der nimmt in der Regel Dinge, die mehrere Nutzen haben oder überlegt, was mit einem Besitztum alles angestellt werden kann, ohne viele verschiedene Gadgets für alle möglichen Eventualitäten haben zu müssen. Daraus resultiert oftmals mehr Struktur und meist auch deutlich weniger Müll und somit Nachhaltigkeit, weil zunächst versucht wird, alte Dinge zu reparieren und auch noch den letztmöglichen Nutzen aus einem Gegenstand herauszuholen.
Bei Slow Living sind auch das die Kernpunkte, um die es geht. Weniger Besitz verhilft zu mehr Struktur und Ordnung, bedeutet, weniger suchen, aufräumen, Gedanken um Dinge machen und so weiter.
Darüber hinaus hat Slow Living für mich aber auch den Vorteil, dass ich mich noch mehr auf einzelne Dinge konzentrieren kann, weil dafür viel mehr Zeit und Raum bleibt und nicht ständig der Meinung sein muss, ich müsse mich vierteilen und könne Multitasking. Das können in Wahrheit die wenigsten Menschen oder wenn, dann kann man ggf. bügeln und dabei Musik hören oder Auto fahren und dabei Musik hören oder solche Dinge, aber sicher nicht TV schauen und gleichzeitig schnell die Tageszeitung lesen. Dabei kann man nicht alle Informationen aufnehmen und wird im Gegenteil schnell angestrengt und müde.
Wie fange ich nun an mit Slow Living?
Wir haben uns dazu entschieden, zunächst mit noch mehr Aussortieren von alten und unbenutzten sowie doppelten Gegenständen anzufangen. Was unserer Meinung nach alles abgegeben werden konnte, waren folgende Dinge:
Badezimmer
Angebrochene und abgelaufene Tuben, Cremes und Parfümproben, uralte Parfüms, alte evtl. löchrige Handtücher, Gästetücher und Badematten (fürs Erste).
Küche
Doppelte Küchenhelfer, zu viele und überflüssige Schüsseln, einzelne Tassen ohne Zugehörigkeit zu einem Service, ebenso wie Gläser von McDonalds oder Nutella, alte und kaputte Küchenhandtücher, das x-te Küchenmesser, Teller ohne Zugehörigkeit, doppelte Kaffeekannen, Popcornmaschine, Sandwichmaker und was man sonst alles so nicht nutzt, aber auch abgelaufene Lebensmittel und Kochbücher.
Schlafzimmer
Spannbettlaken und Bettwäsche im Überfluss, kaputte Socken und Unterwäsche, kaputte und nicht mehr passende Kleidung.
Wohnzimmer
Dekoartikel, Papierkram, uninteressante Staubfänger (Bücher, DVDs, CDs usw.), Geschenkpapierreste, Lichterketten, das x-te Ladekabel.
Flur
Überflüssige Hundeleinen, Halsbänder, Näpfe usw., Jacken im Sommer verstauen für den Winter, kaputte Schuhe, Krimskrams in der Schlüsselablage, defektes und unbeliebtes Katzen- oder Hundespielzeug.
Evtl. Kinderzimmer
Spielsachen, Kuscheltiere, Bücher, Stifte, Klamotten, eben alles, was nicht mehr passt und womit nicht gespielt wird.
Und wohin mit den Sachen?
Wir konnten diverse Dinge verkaufen. Bücher, DVDs, Blu-ray und CDs gingen bei Momox oder Rebuy, Kleidung über Vinted oder willhaben.at/kleinanzeigen.at und andere Dinge haben wir dann an eine Bekannte, die im Sommer Trödeln geht, abgegeben. Alles, was ganz kaputt war, haben wir entsorgt.
Leinen, Näpfe, – im Keller waren noch Katzentoiletten – und Spielsachen für Hund und Katze sowie alte Handtücher, Decken und auch doppeltes Werkzeug sind wir bei verschiedenen Tierheimen losgeworden. Manches beim Tierheim vor Ort, andere Dinge haben wir gespendet an einen Tiertrödel, wo die Erlöse der verkauften Dinge an verschiedene Tierschutzorganisationen gehen. Bestimmte, unbeliebte Leckerli und Futter, die aber noch verpackt waren, sind an die Tiertafel gegangen.
Bettwäsche, Schals, Mützen, Handschuhe, zu kleine Schuhe gingen an unsere Obdachlosenhilfe. Tassen, Gläser und der Küchenkram, ebenso wie Lebensmittel haben wir an unseren Together Point (einen Laden für finanziell schwächer gestellte Menschen) gegeben und Mal- und Bastelbedarf ist an den Kindergarten im Ort vergeben worden.
Im Nachhinein waren sogar 2 IKEA Kallax Schränke und ein Bücherregal leer, was wir ebenfalls haben verkaufen können.
Auszeit von digitalen Dingen – Teil des Slow Livings
Wir haben uns ebenfalls dazu entschieden, uns von sämtlichen Newslettern abzumelden, auf Netflix und Prime zu verzichten, ebenso wie bei den Plattformen, die wir nie nutzen, unsere Konten zu deaktivieren. Hier als Beispiel Telegramm oder Signal. Außerdem haben wir bestimmte "Kundenapps" deaktiviert von Geschäften, wo wir nur sehr sporadisch einkaufen gehen. Ich hatte Punkte bei Hunkemöller, aber komme dort kaum hin. Dann habe ich wochenlang Nachrichten bekommen, dass mein Guthaben abläuft und ein schlechtes Gewissen, dass ich es nicht nutzen kann. Die App ist zum Beispiel vom Handy geflogen.
E-Mails haben wir uns vorgenommen, nur noch morgens und abends anzuschauen, zu lesen und ggf. zu beantworten und auch ansonsten haben wir viel mehr handyfreie Zeit eingeplant. So nehmen wir erst gar kein Handy mehr mit, wenn wir gemeinsam etwas essen gehen oder abends eine Runde spazieren und haben es öfter auf lautlos.
Den Router schalten wir abends mittlerweile komplett aus, weil auch das – wir nutzen eine mobile Datenkarte – über 5G zu uns kommt und gar nicht so gesund ist, wenn wir von der Strahlung sprechen.
Fazit
Seit wir damit begonnen haben, ist unser Alltag noch entspannter, strukturierter und freier. Wir haben eine Menge Zeit gewonnen und auch unsere Umgebung stiftet nicht mehr so wahnsinnig viel Unruhe und weist auf "noch zu erledigende" Dinge hin. Auch unser Geldbeutel hat sich gefreut über die Verkäufe und das Ausmisten.
Manchmal hat man noch eine Tasse oder Teller, die aber sehr ausgefallen und deshalb aufhebenswert sind.
An einem Altglascontainer fand ich Teetassen aus einer Potterie in England, sie sind sehr ausgefallen und wurden deshalb mitgenommen. Es gibt manchmal schöne Dinge und die machen das Leben reicher.
Den perfekten Minimalismus gibt es später im Seniorenheim.